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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay
Autoren: Vikram Chandra
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Hände. »Okay, okay. Wann?«
    »Nächste Woche«, antwortete Sartaj.
    »Machen Sie's, bevor ich fahre. Am Montag.«
    »Gut. Um Mitternacht.« Es gab eine neue Verordnung, wonach die Bars um halb zwölf schließen mußten.
    »Ach, kommen Sie, Saab, Sie nehmen den armen Mädchen ja den Roti 535 aus dem Mund. Das ist viel zu früh.«
    »Halb eins.«
    »Frühestens eins, bitte. Seien Sie gnädig. Da sind dann immer noch die halben Nachteinnahmen hin.«
    »Gut, um eins. Aber sorgen Sie dafür, daß noch ein paar Mädchen da sind, wenn wir kommen. Wir müssen welche verhaften.«
    »Dieser Schweinehund Bhonsle. Bars zumachen, na gut, aber was soll dieser neue Shosha 591 , daß Mädchen verhaftet werden? Warum? Wozu? Sie versuchen doch nur, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Der neue Shosha, Shambhu, das ist unbarmherzige Disziplin und Ehrlichkeit. Fünf Mädchen in den Transporter. Nehmen Sie fünf Freiwillige. Welche Namen sie angeben, bleibt ihnen überlassen. Und es wird nicht lange dauern. Um drei, halb vier sind sie zu Hause. Wir setzen sie ab.«
    Shambhu nickte. Er schien seine Mädchen wirklich zu mögen und sie ihn, und soviel Sartaj gehört hatte, versuchte er nie, ihnen mehr als die üblichen sechzig Prozent von ihren Trinkgeldern abzunehmen. Von den besonders beliebten nahm er nur vierzig. Ein zufriedenes Mädchen bringt mehr Geld, hatte er einmal zu Sartaj gesagt. Er war ein guter Geschäftsmann. Sartaj setzte große Hoffnungen auf ihn.
    »Okay, Boß, kein Problem. Wir richten uns drauf ein.« Draußen ging Shambhu vor dem Gypsy her, als sie sich rückwärts in den dichter werdenden Verkehr einfädelten, und grinste übers ganze Gesicht.
    »Was ist?« fragte Sartaj.
    »Wissen Sie, Saab, wenn ich den Mädchen sage, daß Sie die Razzia machen, Sie höchstpersönlich, dann melden sich zehn Freiwillige.«
    »Hören Sie mal, Chutiya 132 «, sagte Sartaj.
    »Zwölf sogar, wenn Sie im Transporter mitfahren«, fuhr Shambhu fort. »Manika fragt dauernd nach Ihnen. So ein mutiger Mann, sagt sie. Und sieht so gut aus.«
    »Die kenne ich«, sagte Katekar ganz ernst. »Ein nettes, häusliches Mädchen.«
    »Und hellhäutig«, fiel Shambhu ein. »Kann gut kochen und sticken.«
    »Idioten«, sagte Sartaj. »Bhenchods. Fahren Sie los, Katekar. Wir sind spät dran.«
    Katekar fuhr an und versuchte gar nicht erst, ein Lächeln, so breit wie Shambhus, zu verbergen. Ein Schwärm Spatzen schwirrte wild flatternd vom Himmel herab und streifte die Kühlerhaube des Gypsy. Es war fast Abend.

    Auf dem Revier wartete ein Mord auf sie. Majid Khan, der diensthabende Oberinspektor, sagte, der Anruf sei vor einer halben Stunde aus Navnagar 448 gekommen, aus dem Bengali Bura. »Es ist niemand sonst da, der das übernehmen könnte. Die Sache bleibt an Ihnen hängen, Sartaj.«
    Sartaj nickte. Einen Mordfall drei Stunden vor Schichtende würden sich die anderen Beamten mit Freuden entgehen lassen, es sei denn, er war besonders interessant. Das Bengali Bura in Navnagar war sehr arm, und Leichen waren dort einfach nur tot, ohne jede Möglichkeit, in ehrenden Worten eines Arbeitgebers, in der Presse oder durch ihr Geld weiterzuleben.
    »Wie wär's mit einer Tasse Tee, Sartaj?« fragte Majid. Er ließ die Bündel Delite-Geld durch die Finger gleiten und legte sie dann in seine rechte Schreibtischschublade. Später würde er sie in das Schließfach des Godrej-Schranks 237 hinter dem Schreibtisch sperren, wo das Revier den größeren Teil seiner Betriebsmittel aufbewahrte. Es war durchweg Bargeld, und nichts davon stammte aus staatlichen Mitteln, die weder für das Papier reichten, auf das die Ermittlungsbeamten ihre Durchsuchungsprotokolle schrieben, noch für die Fahrzeuge, die sie fuhren, oder das Benzin, nicht einmal für den Tee, den sie und ihre zahllosen Besucher tranken. Einiges von dem Delite-Geld behielt Majid, als Teil der Vergünstigungen eines Oberinspektors, der Rest wurde nach oben weitergereicht.
    »Nein, lieber nicht«, sagte Sartaj. »Wir fahren besser gleich los. Je früher wir dort sind, desto früher kommen wir ins Bett.«
    Majid strich sich über seinen Schnurrbart, einen prachtvollen Schnauzer mit aufgezwirbelten Enden, ähnlich dem seines Vaters, der bei der Armee gewesen war. Er pflegte ihn mit gläubiger Leidenschaft, importierten Cremes und behutsamem Stutzen, allen Spötteleien zum Trotz. »Ihre Bhabhi 070 hat nach Ihnen gefragt«, sagte er. »Wann kommen Sie zum Essen?«
    Sartaj erhob sich. »Sagen Sie ihr vielen
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