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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer
Autoren: Günther Thömmes
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enttäuschte jedoch die hochfliegenden Erwartungen der Fugger. Er war wenig interessiert an einer Zusammenarbeit und kämpfte mehr gegen die Ablehnung, die ihm als Nichtitaliener auf dem Papstthron entgegenschlug. Der Speiseplan des neuen Papstes bestand in erster Linie aus dem preiswerten Stockfisch, was Hadrian zum Gespött der Marktfrauen Roms machte. Auch die kostbare Laokoon-Gruppe betrachtete der nur mit Verachtung.
    »Das sind nur heidnische Götzenbilder.«
    Die Römer waren entsetzt. Ein humorloser Asket auf dem Stuhl Petri! Und das in der Stadt des Leichtsinns und der Laster. Konnte das gut gehen? Die hohe Geistlichkeit bangte um ihre Pfründen, die Puttana und Cortigiani sorgten sich um ihr Auskommen, die Dichter und Hofnarren befürchteten sogar, arbeitslos zu werden. Pasquino lief zur Hochform auf, spuckte täglich Gift und Galle gegen den ungeliebten Holländer und die Kardinäle, die ihm zu seinem Amt verholfen hatten.
    All dies bekam Johannes Zink nur noch am Rande mit. Mit dem Tod Leos X. war Zink für Anton Fugger nicht mehr von Nutzen.
     
    Anton hatte noch vergeblich versucht, seinem alten Faktor die Neuerungen in der Rechenkunst beizubringen. Mathematiker aus Frankreich hatten erfolgreich Bezeichnungen für die ganz großen Zahlen eingeführt. Zink verstand nicht, warum.
    »Was soll das? Eine Million, eine Billion, eine Trillion, wer braucht so große Zahlen? Und was sollen die Zeichen + und – bedeuten, wenn ich Zahlen addiere? Das schreibe ich untereinander und rechne es zusammen. Neumodischer Firlefanz!«
    Auch die neue ›Rechnung auf der Linie‹, eine Idee aus dem neuen Lehrbuch des Rechenmeisters Adam Riese, ließ ihn kalt.
    »Ich habe Zeit meines Lebens gute Rechnung geführt mit meinen römischen Ziffern. Behaltet eure modernen ›arabischen‹ Zahlen. Aus Arabien ist noch nichts Gutes gekommen für uns.«
    Obwohl Anton Fugger ihn eindringlich darauf hinwies, dass im Hause Fugger in Kürze nur noch so gerechnet würde, blieb Zink stur. Also zog Anton Fugger die Konsequenzen.
    »Herrn Hans Zink halber«, so schrieb er an seinen Onkel Jakob Fugger, »wäre es gut, hättet Ihr das Konto mit ihm klargemacht, denn er auch alt ist und täglich schwach.«
    Und entließ ihn.
    Kurz und schmerzlos.
    Nach fast vierzig, größtenteils erfolgreichen Jahren im Dienste der Firma Fugger.
    Diese unsentimentale Art der Kündigung gab für Jakob indes den Ausschlag, Anton zum Regierer der neuen Fugger-Generation zu befördern.
    »Das ist ein Mann nach meinem Geschmack!«, befand er. Gefühlsduseligkeiten konnten sie sich nicht leisten, zu keiner Zeit, und erst recht nicht in diesen Zeiten.
     
    Der gedemütigte, gesundheitlich angeschlagene Johannes Zink verkaufte seine Villa in Rom für einen guten Preis und übersiedelte endgültig zurück nach Augsburg. Mit diesem Schritt war seine jahrzehntelange finanzielle Glückssträhne aber ein für alle Male vorbei.
    Ebenso wie die von Hadrian, an dessen Reformwillen Luther zweifelte, weswegen er ihm hämische Pamphlete wie ›Das Mönchskalb‹ oder ›Der Papstesel‹ zugedachte, und dessen Pontifikat bereits nach zwanzig Monaten mit einer Vergiftung endete. Selbst im Tod blieb er vom Spott der Römer nicht verschont. Über den ersten Biertrinker auf dem Papstthron lästerten sie: »Hätte er Wein getrunken, wäre er noch am Leben.«
    Nach Hadrians Tod kam der Vatikan wieder in die Hände der Medici. Und die italienischen Kaufleute waren erneut im Vorteil vor den Fuggern.
     
    Anton Fuggers Mission in Rom war erfüllt. Johannes Zink entmachtet und ausgeschaltet. Es herrschte wieder Ordnung in Fuggers römischer Faktorei.
    Also kehrte Anton nach Augsburg zurück.
    Chef der Filiale in Rom wurde Engelhard Schauer.
    Das sollte Anton Fugger noch sehr bitterlich bereuen.
    Drei Jahre später …

Das Ende

37
     
    Im März darauf starb Giulia Farnese, der von Johannes Zink so übel mitgespielt worden war. Sie starb in Rom, in Armut, von ihrer Familie verstoßen. Ohne dass der Mann, dem sie ihr Unglück zumindest mit verdankte, dies noch erfuhr. So konnte ihm denn auch kein Stein vom Herzen fallen, dass er dieser Bedrohung für immer entronnen war. Giulia Farneses Grab ist unbekannt. [18]
     
    Währenddessen musste sich Jakob Fugger mit den reformfreudigen Augsburgern herumstreiten, die in ihm immer mehr ein Symbol des alten, verhassten, starren Kirchensystems sahen. So schlimm wurden die Anfeindungen und die Versuche, die großen Firmen zu beseitigen, dass sich der
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