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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer
Autoren: Günther Thömmes
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gewirtschaftet hat als Münzmeister. Selbst war er durch den Silberhandel einer der reichsten Männer der Stadt geworden. Und dann kam raus, dass er ungeheure Schulden hatte. Zuerst musste er in den Schuldturm, dann ins Gefängnis. Der Jakob Fugger hat eine ordentlich hohe Bürgschaft hinterlegen müssen für seinen Schwiegervater. Dann ist der Bäsinger aus der Stadt geflohen, mit üblen Schulden und einem noch übleren Andenken. Seitdem war der Fugger nicht mehr gut auf ihn zu sprechen. Hat ihn viel Geld gekostet, dem Bäsinger sein Fersengeld zu finanzieren.
    Dann kehrte wieder Frieden ein.
    Ich konnte dem Meuting seine Kapellenstiftung in Ruhe fertig machen, nachdem der Bäsinger aus der Stadt raus war.«
    Nach den drei Jahren im Haus Meuting hatte er sich dann endlich selbstständig gemacht als Kaufmann.
    »Da hab’ ich dann ein weiteres Haus gekauft, dies hier, in der Judengasse, wo wir heut noch drin leben. Und hab’ Fernhandel betrieben mit venezianischer Baumwolle. Nach neun Jahren ist mir dann auch die Agnes weggestorben. Dann mochte ich erst gar nicht mehr heiraten. Die Kinder waren alle alt genug, um auf eigenen Füßen zu stehen. Also war ich erst mal alleine, bis ich mich dann mit einem ›Fräulein‹ eingelassen hab, der Segesserin Margret. Ohne den Segen der Kirche, und hab’s beinah teuer bezahlen müssen. Halb mein Geld hat sie mir stehlen wollen übers Gericht, wie sie so plötzlich auf und davon gewesen ist mit unseren zwei Kindern. Zum Glück hat das Gericht mir Recht gesprochen und ich hab ihr nichts zahlen müssen. Dann hab ich mich doch noch ein drittes Mal verheiratet, diesmal mit der Münsterlin Dorothea. Ach, eine glückliche Zeit war das gewesen! Und wieder viel zu kurz. Ohne Kinder, ohne den Sturm der Jugend, haben wir einfach so unsere Liebe genossen. Die Dorothea war auch schon über vierzig und aus dem fruchtbaren Alter heraus.«
    Johannes schaute fragend.
    »Was das ist, fruchtbar und alles, was dazu gehört«, sagte der Vater nun ungewöhnlich unwirsch, »dafür bist du noch zu jung. Das wirst du zu gegebener Zeit lernen.«
    Wie um Vergebung für sein Poltern bittend, strich er Johannes über seinen dunkelblonden Haarschopf.
    »Nun, sei’s drum, auch die Dorothea ist mir nach zwei Jahren wiederum weggestorben. Und dann hab ich deine Mutter geheiratet. Das war mein größter Fehler.«
    Fast mitleidig schaute er nun auf sein jüngstes Kind herab.
    »Nein, nicht wegen dir, du bist das einzig Gute, was sie hinterlassen hat, die Anna. Mein Gott, zänkisch war sie, trotzig und zornig. Wenn ich vorher geahnt hätte, was für eine Xanthippe ich mir mit der ins Haus holen sollte, glaub mir, mein Sohn, dann gäb’s dich heut nicht. Zum Glück gibt’s dich aber doch. Das letzte von meinen zwanzig Kindern, das bei mir geblieben ist. Die Pocken, die Diphterie und die Röteln haben einen hohen Zoll eingefordert.«
    Der Junge rang sich ein mühsames Lächeln ab, angesichts der Tatsache, dass er überlebt hatte.
    »Aber nichts hast du versäumt, mein lieber Johannes, dass du deine Mutter nicht hast kennen lernen können. War besser so. Obwohl, gezüchtigt hab ich sie nicht, wenngleich ich das Recht dazu gehabt hätte. Und sie es mehr als verdient.«
    Dem stimmte der kleine Johannes zwar nicht zu, ändern konnte er es indes nicht.
    »Und nachdem ich die Anna glücklich unter der Erde hatte, da hab ich beschlossen, nichts mehr mit Weibsbildern am Hut haben zu wollen.«
    Das konnte Johannes nur bestätigen. Von den Zudringlichkeiten, die sein Vater einigen seiner ersten Ammen angedeihen hatte lassen, konnte er nichts wissen. Er kannte seinen Vater nur als alten, leicht wunderlichen Mann, der entweder schrieb oder las, solange das Tageslicht vorhielt. Die geölten Leinwände, mit denen in den Fensteröffnungen Wind und Kälte außen vor gelassen werden sollten, ließen ab dem Nachmittag nicht mehr viel Licht hindurch. In diesem schwäbischen Haus wurde gespart, da wurden keine Kienspäne leichtfertig verfeuert. So saßen sie des Abends meist in der guten Stube, in der wenigstens das Kaminfeuer für ein wenig Erleuchtung sorgte. Und Vater erzählen konnte …
     
    »Was schreibt Ihr eigentlich die ganze Zeit?«, ergriff Johannes schließlich auch einmal das Wort.
    »Ihr seid doch nicht mehr im Handel oder als Schreiber tätig.«
    Burkhard Zink ging zu seinem Kathederpult, hob eine der zahlreichen Kladden auf und zeigte sie seinem Sohn.
    »Schau, mein Sohn, wenn du im Herbst deines Lebens
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