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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer
Autoren: Günther Thömmes
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was ja längst nicht alle können.«
    Er nickte zur Bekräftigung. Johannes tat es ihm nach.
    »Schreib dir das jetzt schon einmal hinter die Ohren: Lesen und Schreiben zu können ist eine Gabe, die du nicht hoch genug einschätzen kannst. Und wenn du dazu noch rechnen lernst, wirst du niemals Hunger leiden.«
    Er überlegte kurz, bevor er fortfuhr:
    »Dass ich dann mit meinen dreiundzwanzig Jahren in Augsburg Anstellung beim Kaufmann Jos Kramer gefunden habe, hatte ich nur diesen Fähigkeiten zu verdanken. Und viel gereist bin ich weiterhin, auch für meinen neuen Brotherrn. In Venedig bin ich gewesen, in Frankfurt, Bamberg, Ulm und Nürnberg hab’ ich Geschäfte erledigt für den Kramer. Tuch und Barchent hab’ ich gekauft und verkauft. Gewürze und Metalle. Alles, was sich handeln ließ.«
    Viel erzählte er ihm im Laufe der folgenden Monate. Von seiner ersten Frau, der Elisabeth, die beim Kramer Jos als Magd beschäftigt war. Die hatte er mit vierundzwanzig Jahren geheiratet, obwohl sie beide kein Auskommen hatten, nachdem er wegen seiner Liebelei mit der Magd seines Dienstherrn von diesem entlassen worden war.
    »Verzag’ nicht, mein Burkhardle«, hatte Elisabeth ihm Mut gemacht.
    »Ich geh’ spinnen, du kannst ja Schreibarbeiten für die hohen Herren machen.«
    Tatsächlich hatte er Schreibarbeit beim Bischof gefunden, bis auf einmal der Jos Kramer wieder auf der Türschwelle gestanden war.
    »Magst doch wieder für mich arbeiten? Es war ein Fehler gewesen, dich zu entlassen.« Natürlich hatte er Ja gesagt. Viel reisen musste er dann, viel Geld hatte er auch verdient. Denn der Kramer hatte ihm erlaubt, nebenher auch seine eigenen Geschäfte zu betreiben. Ein kleines Vermögen war dabei zusammengekommen. Der Kramer war dann gestorben und dessen Söhne hatten ihn entlassen. Danach hatte er beim Peter Egen Arbeit als Waagmeister gefunden. Und wenn er in Augsburg geweilt hatte, dann war er immer brav bei seiner Elisabeth gelegen, die ihm in den Jahren zehn Kinder geschenkt hatte. Die meisten davon waren bald gestorben, die Familie war aber dennoch groß genug geworden, um in ein größeres Haus zu ziehen.
    »Ich hatte schließlich aufgehört mit dem Reisen und war Angestellter in städtischen Diensten geworden. Ich war Zahlmeister, Kornungsgelter, Siegler beim Weinstadel und sogar Stadtzinsmeister. Und nebenbei war ich im Getreidehandel tätig. Das war höchst profitabel. Mein Vermögen betrug damals, im Jahr 1440, mehr als eintausend Gulden! Kannst du dir das ausdenken?«
    Der kleine Johannes mochte sich unter solchen Summen nichts Rechtes vorzustellen, schaute aber voller Ehrfurcht hoch zu dem Erzähler, seinem Vater.
    »Dann hab ich ein schönes, großes Haus gekauft, in der Nähe der Wertachbrücke. Und just, nachdem wir eingezogen waren, ist mir die Elisabeth weggestorben.«
    Für einen kurzen Moment schluckte Burkhard, so übermannte ihn die Erinnerung an sein erstes Weib.
    »Danach brauchte ich wieder eine rechte Beschäftigung, und weil ich eine solide Reputation hatte, wurde ich für drei Jahre Gesellschafter im Handelshaus der Meutinger, damals des reichsten von Augsburg. Die waren reicher als die Fugger dazumal! Dann hab’ ich die Witwe Agnes von Adelzhausen kennen gelernt, schön und von Adel, aber arm wie eine Kirchenmaus. Und sie bald geheiratet. Für ihre zwei Buben aus erster Ehe war auch Platz bei mir im Haus.«
     
    Bei nächster Gelegenheit erzählte der Zink-Vater dann seinem Sprössling von dem heftigsten Streit seines Lebens, der mit einem der größten Skandale der Augsburger Geschichte verknüpft war.
    »Der Goldschmied Franz Bäsinger, der Sauhund, der war der Verwalter der St.- Anna-Kapelle im Augsburger Karmeliterkloster. Und Augsburger Münzmeister dazu. Mit dem hab’ ich mich ordentlich gestritten damals. Der Meuting wollte halt eine Kapelle stiften, weil die Geschäfte so gut liefen. Ich sollte den ganzen Kram für den Meuting erledigen, mit der Stiftung, dem ganzen Geld, den Urkunden und so weiter.
    Da ist der Bäsinger so eifersüchtig geworden und hat überall in der Stadt schlecht über mich geredet. Da hab ich’s ihm heimgezahlt. Der Meuting hat mich noch in Schutz genommen. Weil der auch mit den Fuggern gut konnte, so manches Geschäft haben die schon gemeinsam gemacht. Und Jakob Fugger [1] war ja dem Bäsinger sein Schwiegersohn.
    Und wie wir so richtig im Streit sind, in einem Streit, der durch die ganze Stadt geht, da kommt raus, dass der Bäsinger schlecht
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