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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin
Autoren: C.J. Cherryh
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Kopf, verschränkte die Arme, während ihm wieder die Banditen und deren Finten einfielen. »Ich bin ein Waffenmeister. Ich wäre blind, wenn ich
das
nicht sehen könnte. Hast du gedacht, du könntest mich zum Narren halten? Was hast du hier oben im Gebirge verloren? Wer hat dich hergeschickt? Zu wem gehörst du?«
    »Mein Name ist Taizu. Aus der Provinz Hua. Ich bin gekommen, um Euch zu finden. Man sagt, Ihr wärt der Beste, den es gibt, man sagt, Ihr könntet nach Chiyaden zurückkehren und alles wieder in Ordnung bringen, nur daß Ihr beschlossen hättet, hier zu bleiben, und nichts mehr mit der Welt zu tun haben wolltet. Aber ich schon. Ich habe meine Gründe. Ich werde an Eurer Stelle handeln.«
    Er lachte. So etwas hatte er noch nicht erlebt. »Erzähl mir noch ein Märchen, Mädchen. Was willst du wirklich?«
    »Ich will, daß Ihr mich im Schwertkampf unterrichtet.«
    »Du bist nicht aus Hua. Du bist aus Hoisan. Du spionierst für die Banditen.«
    »Nein!«
    »Glauben sie vielleicht, ich täte Kindern nichts?«
    »Ich bin sechzehn. Und ich bin kein Bandit. Ich wollte Euch nicht zum Narren halten, nur so lange, bis Ihr mich angenommen hättet und bis ich Euch hätte zeigen können, was in mir steckt. Ich habe meinen eigenen Bogen. Ich habe ein Schwert.« Sie deutete auf den Korb. »Ich habe meine eigenen Kleider, meine eigenen Decken. Ich habe den Bogen und die Pfeile
selbst
gemacht.«
    Shoka stieg die Treppe hinunter, nahm ihr den Bogen aus der Hand, besah sich das jämmerliche Ding und gab ihn ihr zurück. »Der eignet sich besser als Spazierstock.«
    Sie blickte mit gerunzelter Stirn zu ihm auf. »Dann zeigt mir, wie man einen besseren macht.«
    »Ich werde dir gar nichts zeigen. Wo kommst du her?«
    »Aus der Provinz Hua.«
    »Das sind zu Fuß vier Wochen! Lüg mich nicht an.«
    »Ich weiß nicht, wie weit der Weg ist.« Ihre Stimme war leise und heiser. Das Kinn zitterte schwach. »Aber ich bin ihn gegangen.«
    »Allein.«
    »Auf den Straßen nach Yijang sind viele Leute unterwegs: Ihre Häuser hat man ebenfalls niedergebrannt. Ich bin mit ihnen gegangen; und dann bin ich mit Leuten gegangen, die zu Verwandten nach Botai wollten...«
    »Woher kommst du? Wer ist dein Herr?« 
    »Aus dem Dorf Kyutan in Hua. Wir gehörten zum Fürsten Kaijeng. Jetzt ist er tot. Die ganze Familie. Alle. Fürst Gitu kam über die Grenze und brannte die Burg Kaijeng und Kyutang und Jhi und alle anderen Dörfer nieder und tötete alles, selbst die Schweine.« Das Kinn des Mädchens zitterte und beruhigte sich wieder. »Fürst Ghita wird nichts unternehmen. Jeder weiß das. Fürst Gitu kann Menschen umbringen, und keiner unternimmt etwas dagegen. Aber ich werde etwas unternehmen. Das habe ich versprochen. Und ich werde mein Versprechen halten.«
    »Man wird dir den Kopf abschneiden. So wird es kommen, Mädchen. Überlaß das Kämpfen den Männern.«
    »Es gibt keine. Es sind keine mehr übrig.« Shoka sah sie an, den zerlumpten Mantel, die Narbe, die brennenden Augen, und empfand etwas, das er noch bei keinem der Bittsteller empfunden hatte, die ihn aufgesucht hatten, nicht einmal bei den ernsthaftesten und aufrichtigsten. Er mißtraute dieser Regung. Es konnte sein, daß sie trotz alledem ein Bandit war und hergekommen war, um zu sehen, ob er wirklich allein war; oder sogar um ihn im Schlaf zu töten, wenn er sich übertölpeln ließ. Vielleicht glaubten sie, sein Verlangen nach einer Frau sei so groß. Ihr Akzent stimmte jedoch: sie verschluckte und verkürzte die Endungen, wie es im Ostteil von Chiyaden üblich war, was auch für die Provinz Hua zutreffen mochte, und in Anbetracht dessen konnte sie durchaus ein Spion sein, dem man sicheres Geleit über die Straßen gewährt und auf Befehl von Fürst Ghita persönlich zu ihm heraufgeschickt hatte. Einen Moment lang hielt er dies sogar für wahrscheinlicher, als daß sie eine Banditin war. Andererseits hatte Ghita ihn jahrelang nicht belästigt, und er sah keinen Grund, warum der Regent jetzt damit anfangen sollte. Oder sie war in Wirklichkeit ein Dämon, was ebenfalls möglich war, aber ihre Füße waren nackte menschliche Füße, und ihre Daumen saßen auf der richtigen Seite, und er hielt sich schon neun Jahre lang in diesen Bergen auf, ohne einen zu Gesicht bekommen zu haben. »Komm herein«, sagte er widerwillig und deutete auf die Tür. »Du kannst wenigstens etwas essen.«
    »Werdet Ihr mich unterrichten?«
    Er blickte sie finster an. »Dich unterrichten. Ich habe eine
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