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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Tennis- und Squashplätze, modernste Fitnessgeräte und ein elegantes Res­taurant. Jeder einzelne Raum verströmte eine Atmosphäre von Gediegenheit und Exklusivität. Die Mitgliedschaft war dementsprechend teuer, aber Toni Hillig zahlte keinen Cent. Diese und andere Annehmlichkeiten wurden von Lobbyisten und Bittstellern bezahlt, denen er im Gegenzug Gefälligkeiten erwies.
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Hillig. »Was können Sie mir anbieten?«
    Er legte sich auf den großen, runden Massagestein in der Mitte des Raumes. Unter seinen Kopf schob er ein Handtuch, dann streckte er wohlig Arme und Beine auf der beheizten Platte aus. Der Makler nahm auf einer der Marmorbänke an der Wand Platz.
    »Ich habe insgesamt sechs Wohnungen herausgesucht, die wir uns anschließend gleich anschauen könnten«, antwortete er. »Alle entsprechen Ihren Vorgaben. Blick auf den Yachthafen, mindes­tens neunzig Quadratmeter, im obersten Stockwerk, aber ohne schräge Wände. Zwei haben sogar eine Art Empore mit zusätzlichen Räumen.«
    »Ab wann wären die Objekte bezugsfertig?«
    »Zwei binnen eines Monats. Die anderen sind derzeit noch vermietet. Hier könnte es noch drei oder vier Monate dauern.«
    »Und der Kaufpreis?«, fragte Hillig mit geschlossenen Augen.
    »Es sind natürlich sehr begehrte Objekte«, antwortete der Makler zögernd. Mit der rechten Hand wischte er sich ein paar Wassertropfen von der Stirn. »Und die Eigentümer wissen das auch. Aber mein Chef meinte, dass wir vielleicht ein spezielles Arrangement treffen können.«
    Hillig lächelte. Der Inhaber des Maklerbüros führte gerade einen kostspieligen Rechtsstreit mit der Stadt. Offensichtlich erhoffte er sich von dem Abgeordneten mit den bekannt guten Verbin dungen zum Oberbürgermeister etwas politische Unterstützung.
    »Haben Sie die Exposés dabei?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Die gehen wir beim Frühstück durch. Anschließend brechen wir zu einer Besichtigungstour auf. Aber vorher will ich noch ein kurzes Nickerchen machen.« Langsam drehte Hillig sich auf den Bauch, zum Zeichen, dass das Gespräch vorläufig beendet war.
    Seine Gedanken mäanderten träge hin und her. Hier im Club de Meridian hatte auch jene wichtige Begegnung mit Axel Gruber stattgefunden, dem langjährigen Bundestagsabgeordneten der Region. Als die Wähler Gruber zum ersten Mal ins Parlament geschickt hatten, damals noch nach Bonn, hatte der kleine Toni gerade seine Zuckertüte in Empfang genommen. Persönlich hatte er Gruber erst viele Jahre später kennengelernt, als seine eigene Karriere in der Bürgerschaft begann. Mittlerweile begegneten sie sich natürlich regelmäßig. Aber enge Freunde waren sie nie geworden. Denn mit Oberbürgermeister Rottmann, als dessen Ziehkind Hillig galt, verband Gruber eine gepflegte Abneigung.
    Die zwei politischen Schwergewichte Stralsunds, einst angeb lich enge Freunde, sprachen nur das Nötigste miteinander. Bei offiziellen Veranstaltungen wurde stets darauf geachtet, dass sie nie am selben Tisch saßen. Geburtstagsfeiern des einen wurden vom anderen geflissentlich gemieden. Was mitunter skurrile Züge annahm, denn die Ehefrauen der beiden waren Zwillingsschwes­tern.
    Die Stralsunder Bürgerschaft hatte ihren Oberbürgermeister im vorigen Jahr für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Gruber, der parlamentarische Strippenzieher, war umgehend ins Bundespräsidialamt gefahren, um die Sache zu stoppen. Dafür hatte es später Probleme mit der Genehmigung für den Ausbau seiner Villa im Stadtteil Knieper gegeben. Berichte der Lokalzei tung über derartige Schienbeintritte wurden in Stralsund mit großem Vergnügen gelesen und diskutiert. Die Feindschaft der beiden war stadtbekannt und so unabänderlich wie das Wetter.
    Umso überraschter war Hillig gewesen, als Gruber ihn vor einigen Wochen um ein Treffen gebeten hatte. Hier im Türkischen Bad hatten sie gesessen, ebenfalls am Vormittag und ganz allein, Hillig an der einen Wand, der mächtige Axel Gruber an der anderen. Ein käsiger Fleischberg mit rötlichem Haarschopf und ungewöhnlich weicher Stimme.
    »Was haben Sie vor in diesem Leben, Toni?«, hatte Gruber gefragt. »Wo sehen Sie sich in fünf oder in zehn Jahren? Als Politiker, meine ich.«
    »Nun … im Landtag, genau wie jetzt«, hatte Hillig zögernd geantwortet. Wollte Gruber ihn aushorchen, ob er dessen Bundestagsmandat im Visier hatte? Er hatte doch gerade erst den Sprung ins Landesparlament geschafft. »Ich denke, dass ich für die
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