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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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paar Fernsehcrews waren wohl noch vor Ort geblieben.«
    »Verdammte Schmeißfliegen«, knurrte Rottmann.
    Das Klischee, dass Ehepaare im Laufe der Jahre begannen, einander zu ähneln, traf auf den Oberbürgermeister und seine Frau eindeutig nicht zu. Wo er hemdsärmelig war, in seinem Äußeren und in seinem Auftreten, wirkte sie grazil und anmutig. Er trug auch im Rathaus gern Cordhosen und einfache Joppen. Nora, einen Kopf größer als er, bevorzugte teure Kostüme und schlichten, aber edlen Schmuck.
    »Heute Nachmittag treffe ich mich am Neubau der Förderschule mit dem Architekten und dem Projektleiter«, sagte er. »Angeblich gibt es Probleme mit der Turnhallenplanung. Wir sind jetzt schon vier Wochen in Verzug. Ich muss diesen Typen Beine machen.«
    Nora zweifelte keine Sekunde, dass er das tun würde. Er war ein Macher, einer, bei dem es stets vorangehen musste. Stillstand war ihm ein Gräuel. Genau das hatte sie an ihm so angezogen, damals, als er noch ein junger Bauingenieur war.
    Nora hasste Schwätzer, und Peter war keiner.
    Nach der Wende, als Amtsleiter und später als Bausenator, hatte er deshalb so viel Erfolg, weil er wusste, worauf es ankam. Wenn er auf einer Baustelle erschien, die Pläne in der Hand und alle Details im Kopf, gab es kein belangloses Palaver. Schließlich hatte er selbst einmal zwischen Fundamenten und Kränen gestanden, mit lauter Kommandostimme und dem Blick für das große Ganze.
    »Auf der Lokalseite steht schon wieder ein Artikel zur Südum gehung«, sagte Nora, die Ostsee-Zeitung in der Hand. »Ist da inzwischen etwas Neues passiert?«
    Rottmann schüttelte betrübt den Kopf. »Ich habe nächste Woche einen Termin beim Staatssekretär. Das Planfeststellungsverfahren kommt nicht voran.«
    »An der Sache solltest du dran bleiben«, sagte Nora. »Das Thema brennt den Leuten unter den Nägeln.«
    »Mir auch«, seufzte er. »Aber der Staatssekretär ist ein Freund von Axel. Und damit nicht gerade aufgeschlossen gegenüber meinen Sorgen.«
    »Das kann ich mir denken.« Nora wechselte das Thema, denn der Name Axel Gruber war am Frühstückstisch eigentlich tabu. »Den Winter haben die Stadtwerke diesmal ziemlich gut im Griff. Die Haltestellen, die Gehwege – wo man hinschaut, ist immer geräumt, schon am frühen Morgen. Dabei ist der Schnee viel schlimmer als im letzten Jahr.«
    »Ja. Die drei Räumfahrzeuge, die wir gekauft haben, machen sich bemerkbar.« Rottmann biss wieder von seinem Streuselkuchen ab. »Jetzt können wir endlich auch die engen Straßen freimachen, auf denen wir früher nie durchgekommen sind. Und deine Idee mit der Internetplattform war grandios. Die Klickzahlen übertreffen alle Erwartungen.«
    Nora lächelte bei seinem Lob. Obwohl sie selbst kein politisches Amt innehatte, verfügte sie über ein bemerkenswertes Gespür für die Stimmung in der Stadt. Außerdem kannte sie unzählige Entscheidungsträger und war eine exzellente Menschenkennerin. Ihr Mann besprach viele Probleme zuerst mit ihr.
    »Wann kommst du denn eigentlich wieder?«, fragte er und streckte den Arm nach ihr aus. »Sonntag?«
    Nora legte die Zeitung weg und griff nach seiner Hand. Liebevoll betrachtete sie seine kräftigen Finger mit den winzigen Härchen. »Nein, erst am Montag, und das weißt du ganz genau«, erwiderte sie lächelnd.
    »Ich glaube nicht, dass ich dich so lange entbehren kann.«
    »Dann sollten wir uns zum Ausgleich mal wieder ein paar Tage Skiurlaub gönnen. Ein verlängertes Wochenende, an dem ich dich keine Sekunde mit der Stadt teilen muss.«
    Rottmann lehnte sich nach vorn und schmiegte ihre Hand an seine Wange, eine überraschend sensible Geste für den grobschlächtig wirkenden Mann. »Du teilst mich mit niemandem«, murmelte er. »Ich gehöre ganz dir.«

12
    Den triumphalen Schlusspunkt setzte das Türkische Bad. Zuvor hatte Toni Hillig sein tägliches Trainingsprogramm im Fitnessstudio absolviert und seinen Gast beim Squash geschlagen. Nun präsentierte er ihm stolz das Prunkstück des exklusiven Club de Meridian. Die von dichten Nebelschwaden durchzogene Marmorhalle mit den wunderschönen, handgefertigten Mosaiken war in der Tat ein architektonisches Meisterwerk, ein Traum aus Tausendundeiner Nacht.
    »Herr im Himmel!«, sagte der Makler neidisch. »Hier kann man es aushalten.«
    Sie waren völlig ungestört. An den Vormittagen blieb es im Türkischen Bad meist relativ ruhig. Für seine Mitglieder hielt der Club de Meridian außerdem ein Schwimmbad bereit, vier
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