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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr
Autoren: Stefan Papp
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Mittelerde-Volk rückschließen? Sein Vergleich von Mühlviertlern mit Orks kommt nicht gut an.
    Endlich! Nach ein paar Bier wird auch so manch zotteliger Bär redselig. Doch gerade als es richtig lustig wird, verabschiedet sich der Großteil der am Lagerfeuer Sitzenden in Richtung der Zelte. Morgen müssen sie kämpfen. »Wieso? Haben wir Krieg? Ach so, Schaukampftruppe! Ich war früher auch mal bei so einer LARP-Truppe. Mit meinem Plastikschwert war ich unbesiegbar.« Lektion Nummer zwei: Niemals Rollenspiele mit Mittelalter-Reenactment vergleichen! Darauf muss er etwas trinken. Ein hagerer Typ mit tätowierten Ornamenten am Arm setzt sich zu ihm und reicht ihm eine Flasche Met. Ein wunderbares Getränk.
    Hatte er sich wirklich das T-Shirt ausgezogen, um mit nacktem Oberkörper ums Feuer zu tanzen?
    Gerüchte über einen verborgenen Metschatz in der Schank neben dem Rittersaal. Die Helden, auch wenn sie bereits wanken mögen, müssen ihn bergen. »Für Kriegsgöttin Morrighan«, meint sein neuer Kumpel. Egal für wen, Hauptsache Met. Heroisch kämpfen sich die Recken Stufe für Stufe nach oben.
    Im Rittersaal: Ein Blonder mit langen Zotteln faselt von einer rasenden Wildsau und davon, dass ein echter Wikinger niemals vom Sessel fällt. Kurz darauf liegt der Recke auch schon am Boden. »Nur gestolpert«, betont er sofort, »nicht der Alkohol. Wäre nüchtern auch passiert.« Neben dem ›echten Wikinger‹ die reizvolle Dame vom Lagerfeuer. Und daneben leider auch der Schönling. Die Gesichter sind bereits etwas verschwommen, aber das »Elendiger Saufkopf, lass uns in Ruhe!« kommt noch sehr klar an.
    Der Tätowierte, sein verbliebener Trinkkumpan und die letzte Flasche Met. Zum Wohl! Dudelsack-Musik ist auf einmal lustig. »Was wollen wir trinken, sieben Tage lang? Was wollen wir trinken, so ein Durst!«
    Sein Trinkkumpan redet viel. Cú Chulainn, Morrighan und Kelten. Und wieso auf den Teutoburger Wald anstoßen? Dann lieber doch auf die Brüste der Frauen …
    Alles verschwommen! Ein stolzer Kapitän oder Admiral eines Schiffs. Wie in aller Welt kam er darauf? Ein Seemannslied! »Die Schultern breit, die Hüften schmal und die Augen blau wie Stahl, ahoi, ahoi mein Admiral!« Das Gesicht des Gesprächspartners verschwindet, der Admiral geht unter … Blackness!
    Wie war er heimgekommen? Zu Fuß natürlich. Er reihte in Gedanken unzusammenhängende Erinnerungsfragmente aneinander. Die Straße, einmal in den Busch gefallen oder gestolpert. Acht Kilometer.
    Keine blaue Flecken oder Kratzer auf der Haut: Nichts, das darauf hätte schließen lassen, dass er in eine Prügelei geraten wäre. Selbst wenn er sich am Vortag schlimmer blamiert haben sollte als erwartet, die Leute vom Fest würde er nie wieder sehen. Doch bevor er sich wieder umdrehen konnte, um noch ein paar Stunden zu schlafen, forderte die Natur ihren Tribut. Mit stechenden Kopfschmerzen wankte er hinaus in sein Bad mit WC.
    Ein flüchtiger Blick in den Spiegel: Willkommen, alte Welt! Sein schmales, fahles, knöchriges Gesicht war nicht schön, aber auch nicht hässlich. Seine dichten Augenbrauen und die leicht gebogene Nase machten es aber markant. Seine Stoppelglatze hatte er nicht wegen der Geheimratsecken oder aus Eitelkeit. Sie war praktisch und nach einer Dusche ersparte er sich den Fön.
    Eitelkeit war Sam fremd. Er gab Geld für wichtigere Dinge aus: Bier, Essen und Computerspiele. Einzig für seine ›Star Trek‹-Uniform, die gepflegt im Schrank hing, hatte er tiefer in die Tasche gegriffen. Viele witzelten darüber, dass er mit seiner knöchrigen Figur den perfekten Dr. McCoy abgab. Er konterte damit, dass er dafür nicht den Bauch einziehen musste, um Frauen abzuschleppen, sobald der Witz vom Captain kam. Bei einer ›Star Trek‹-Convention traf er dabei meist mitten ins Schwarze.
    Stöhnend sank er auf die Toilette im Bad. Sein Blick fiel auf die Badewanne. Die Kleidung der letzten Nacht hing darüber. Sein StarCraft-Team-Shirt mit der Aufschrift ›I love the smell of rotten Zerg in the morning‹ , es war blutverschmiert. Er starrte an die Decke und atmete zweimal tief durch, dann blickte er wieder auf die Badewanne. Das T-Shirt war blutverschmiert.

    *

    »Remmel hier!«, grummelte der Chefinspektor ins Telefon.
    »Remmel, nehmen‘s die Czerny und fahren’s sofort nach Linz!«
    »Grüße Sie, Herr Präsident«, gab der Chefinspektor in einem sarkastischen Ton zurück, während er sein Butterkipferl langsam in den Kaffee eintauchte. »Was
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