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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder
Autoren: Ellery Queen
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einen schwungvollen Gang. Er war in Dunkelgrau gekleidet und trug einen leichten Spazierstock. Der rahmenlose Kneifer, der auf seiner Nase saß, schien nicht so ganz zu seinem athletischen Aussehen zu passen. Aber die Stirn, die feinen Gesichtszüge und die hellen Augen gehörten schon eher zu einem Mann des Geistes als zu einem Mann der Tat.
Sie gesellten sich zu der Gruppe, die um die Leiche versammelt war. Voller Respekt wurde Ellery von Velie begrüßt. Er beugte sich über den Sitz, musterte die Leiche gewissenhaft und schritt dann wieder zurück.
»Also weiter, Doyle«, sagte der Inspektor lebhaft. »Sie haben sich die Leiche angeschaut, den Mann festgehalten, der sie gefunden hat, den Manager herangeholt … Was dann?«
»Auf meine Anweisung hin schloß Panzer sofort alle Türen und achtete darauf, daß niemand herein-oder herauskam«, antwortete Doyle. »Es gab ziemlichen Ärger mit dem Publikum, aber sonst ist nichts passiert.«
»Gut so«, sagte der Inspektor, während er nach seiner Schnupftabakdose tastete. »Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet. Und jetzt zu diesem Herrn dort.«
Er machte ein Zeichen hinüber in die Ecke zu dem zitternden kleinen Mann, der zögernd vorwärtsschritt, nervös mit der Zunge über seine Lippen fuhr, hilflos umherschaute und dann stumm vor ihnen stand.
»Wie heißen Sie?« fragte der Inspektor freundlich.
»Pusak – William Pusak«, sagte der Mann. »Ich bin Buchhalter. Ich war gerade …«
»Eins nach dem anderen, Pusak. Wo haben Sie gesessen?«
Eifrig zeigte Pusak auf den sechsten Platz vom Gang aus, in der letzten Reihe. Auf dem fünften Platz saß ein aufgeschreckt wirkendes junges Mädchen, das zu ihnen hinüberblickte.
»Ich seh’ schon«, sagte der Inspektor. »Gehört diese junge Dame zu Ihnen?«
»Ja, Sir – ja. Das ist meine Verlobte, Sir. Sie heißt Esther – Esther Jablow …«
Etwas im Hintergrund machte sich ein Detective Notizen. Ellery stand hinter seinem Vater und blickte von einem Ausgang zum anderen. Er fing an, einen Plan auf das Vorsatzblatt eines Büchleins zu zeichnen, das er aus der Manteltasche gezogen hatte.
Der Inspektor sah sich das Mädchen, das sofort den Blick abwandte, genau an. »Also, Pusak, ich möchte, daß Sie mir erzählen, was passiert ist.«
»Ich – ich hab’ nichts Unrechtes getan, Sir.«
Inspektor Queen gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm. »Niemand beschuldigt Sie, irgend etwas getan zu haben, Pusak. Ich will von Ihnen nur wissen, was vorgefallen ist. Lassen Sie sich ruhig Zeit – erzählen Sie es ganz so, wie Sie wollen.«
Pusak schaute ihn verwundert an. Dann befeuchtete er seine Lippen und fing an. »Also, ich saß da auf diesem Platz zusammen mit meiner – mit Miss Jablow; das Stück hat uns wirklich gut gefallen. Der zweite Akt war ganz schön aufregend – es gab viel Schießerei und Gebrüll auf der Bühne; ich stand dann auf und wollte auf den Gang raus, diesen Gang hier.« Aufgeregt zeigte er auf den Teppich unter seinen Füßen. Queen nickte freundlich.
»Ich mußte an meiner – an Miss Jablow vorbei; außer einem Mann war sonst niemand mehr zwischen ihr und dem Gang. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Weg genommen habe. Mir ist es nicht so angenehm« – er zögerte entschuldigend – »die Leute mitten im aufregendsten Teil durch mein Hinausgehen stören zu müssen.«
»Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Pusak«, sagte der Inspektor lächelnd.
»Ja, Sir. Ich bin also die Reihe runtergegangen, hab’ mich so vorwärts getastet – denn es war ganz schön dunkel im Theater
– und bin dann auf … auf diesen Mann gestoßen.« Er schauderte und fuhr dann etwas schneller fort. »Der sitzt ziemlich seltsam, dachte ich. Seine Knie berührten den Sitz vor ihm, und ich konnte nicht vorbei. Ich sagte ›Entschuldigung‹ und versuchte es noch einmal, aber seine Knie hatten sich kein bißchen bewegt. Ich wußte nicht, was ich machen sollte, Sir; ich bin nicht so rücksichtslos wie manche Zeitgenossen, wollte mich also herumdrehen und zurückgehen, als ich auf einmal spürte, wie der Körper des Mannes auf den Boden rutschte – ich war immer noch ganz nah an ihm dran. Selbstverständlich hab’ ich einen Riesenschreck gekriegt – ist ja nur natürlich.«
»Würd’ ich auch so sehen«, sagte der Inspektor teilnahmsvoll. »Das muß Sie ziemlich mitgenommen haben. Was ist dann passiert?«
»Nun, Sir, … bevor ich überhaupt richtig merkte, was passierte, fiel er schon ganz von seinem Sitz herunter, und
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