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Der Musikversteher

Der Musikversteher

Titel: Der Musikversteher
Autoren: Hartmut Fladt
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will, muss hören. Genießen wir verstehend. Aber vergessen wir nicht, dass zum Genießen auch das genussvolle Nichtmögen gehört; das erstreckt sich von der rational gesteuerten Ablehnung bis hin zum rational-irrationalen Hassen. Wunderbar, wenn man, beim Anhören etwa von Heino, körpermetaphorisch sagen kann: »Da krieg’ ich kleine Pickel und Pustelchen auf der Haut« (Näheres dazu im Kapitel »Kopf und Bauch«). Noch schöner aber, wenn dieses eher spontane Urteil auch begründbar wird: Die eigene Erfahrung – und die jahrzehntelange Erfahrung im Unterricht, bei Vorträgen, in den Medien, bei Diskussionen, in der Familie – sagt mir, dass »einfach so rumhassen« zwar Spaß machen kann und legitim ist. Aber mit Kriterien für ein begründetes Ablehnen, für verständigeres Nichtmögen oder gar Hassen ist das alles doch erheblich befriedigender. Und solche Kriterien möchte dieses Buchauch immer wieder liefern, in verschiedensten Zusammenhängen.
    Möglich ist auch (ich hoffe zumindest darauf ) die Wiederholung eines Wunders von biblischem Ausmaß – der Wandel vom Saulus zum Paulus : An mir selbst habe ich oft erlebt, dass ich durch neu erworbenes Wissen mein Verhältnis zu bestimmten Musikstücken so verändert habe, dass aus spontaner Abneigung Interesse wurde, ja sogar Liebe.
Praktische Hinweise und Danksagung
    Da sich dieses Buch primär an Nicht-Fachleute wendet, sollen die zahlreichen Musteranalysen berühmter und weniger berühmter Stücke auch ohne Noten für musikalische Laien verstehbar sein. Für die »Fachleute« aber werden die wichtigsten Notenbeispiele abgedruckt. Sie sind in »didaktischer Reduktion« notiert, auf nur zwei (Klavier-)Systemen. Aber auch für die Nicht-Fachleute sind diese Notenbeispiele nützlich: Das rhythmische Nacheinander von Sprache/Melodik und auch das Auf und Ab melodischer Kurven sind als grafische Phänomene gut nachvollziehbar.
    Auf die wichtigsten Fachbegriffe in diesem Buch verweist ein Sachregister bzw. Glossar, das quasi als Lexikon verwendbar sein soll.
    Zu den Noten-/Tonbuchstaben: ich habe mich entschlossen, die im deutschsprachigen Raum übliche Unterscheidung zwischen B/b und dem um einen halben Ton höheren H/h beizubehalten, obwohl in der Rock-/Popmusik und im Jazz international englisch zwischen B (= H) und B b (B flat, = B) unterschieden wird.
    Klangbeispiele der analysierten Stücke werden durch eine jeweilige Zeitleiste mit genauen Sekunden-Angaben gekennzeichnet, die den Umfang der Abschnitte markieren. Sie beziehen sich auf die Standard-Studio-Einspielungen der Stücke. Es werden jeweils auch eine oder mehrere Internetadressen angegeben,unter denen diese Klangbeispiele in der Regel abrufbar sind. Garantien dafür gibt es leider nicht. Ob und wann Adressen aus dem Netz genommen werden, ist nicht vorhersehbar. Ich hoffe, dass diese Angaben dennoch nützlich sind. Und Reklame für bestimmte Internetportale soll an dieser Stelle unterbleiben. Bei besonders dringendem Bedarf können einzelne Stücke/Songs selbstverständlich auch zu erschwinglichen Preisen übers Netz bei den einschlägigen Adressen erworben werden.
    Originalzitate und Literaturverweise werden als Endnoten in den Anmerkungen belegt. Im Literaturverzeichnis wird auch nicht zitierte, weiterführende Literatur aufgeführt.
    Dem Berliner/Potsdamer Sender radio eins vom rbb und seinem Musikchef Peter Radszuhn ist es zu danken, dass eine Verlinkung zur Internetpräsenz des Senders ermöglicht wurde. Hier sind zahlreiche Sendungen abrufbar, in denen ich – im Verlaufe von mehr als fünf Jahren – unter dem Titel »Musik verstehen« allwöchentlich im Gespräch mit den jeweiligen Moderatoren Analysen von aktuellen Kompositionen und »Klassikern« aller musikalischen Genres gemacht habe (die Sendung ist weiterhin montags zwischen 19:30 und 20:00 Uhr zu hören, auch im Internet-live-stream). Und: Dutzende der Sendungen sind immer im Archiv gespeichert und bequem abrufbar unter http://www.radioeins.de/programm/sendungen/eins_am_abend/musikanalyse/archiv_musikanalyse.html .

1. Der Orpheus-Mythos
Ursprungs-Urkunde für die Wirkung, den Zauber und das Zwiespältige der Musik
    Mythen – sie dürfen, nein, sie müssen immer wieder neu erzählt werden. Nur wenn sie sich ändern, ohne ihren Kern zu verlieren, bleiben sie lebendig. Die Perspektiven der Gegenwart lenken den Blick aufs Vergangene. Und die Gegenwart selbst wird besser verstehbar, weil ihre Wurzeln deutlich hervortreten.
    Neu
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