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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts
Autoren: Paul Collins
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an, eine recht traurige Geste, mit der er ein wenig Privatsphäre herzustellen versuchte.
    »Martin!«, jammerte sie.
    »Na«, sagte er heiter und deutete nach draußen, »ganz schön kalt heute, was?«
    Doch er konnte ihr nichts vormachen.
    »Du Armer!« Pauline tupfte sich die Augen trocken und beruhigte sich schließlich ein wenig. Auf ihrem Gesicht zeigte sich nun ein verärgerter Ausdruck. »Es ist eine Schande, dass sie einen Handel mit Mrs Nack schließen wollen. Eine Schande.
    Sie…«
    »Ruhig, ganz ruhig.« Thorn hob eine Hand. »Ich möchte nicht, dass du über sie sprichst. Würde man sie morgen laufen lassen, es wäre mir egal. Es ist mir gleichgültig, was aus ihr wird.« Seine Schwester sah ihn erstaunt an – so wie alle anderen, die sich in der Zelle aufhielten.
    »Ja, das ist mein Ernst«, beharrte er. »Mein bitterer Ernst.«
    Seine Schwester und ihr Mann verließen die Zelle ebenso aufgelöst, wie sie gekommen waren, nicht sicher, ob sie ihn noch einmal lebend zu Gesicht bekommen würden.
    »Ist das wirklich Ihr Ernst?«, fragte der Reporter des Herald . »Es ist mir einerlei, was sie mit ihr machen.« Thorn zuckte mit den Schultern. Doch er rang mit seinen Gefühlen, denn er wusste, dass nicht nur die Jury oder der Staat New York ihm nach dem Leben trachteten. »Ich bin überzeugt«, sagte er langsam, »dass diese Briefe, die Mrs Nack mir geschickt hat, Teil eines Plans sind – damit ich Selbstmord begehe. Sie dachte, ich würde meinen Teil der Abmachung erfüllen, und dann würde sie es sich anders überlegen. Ich wäre dann aus dem Weg, und sie hätte nichts zu befürchten.« Ref 862
    »Es stimmt«, bestätigte ein Wärter leise – sie hatten die Presse damals nicht darüber informiert, aber sie hatten vor Beginn des Prozesses eine eingeschmuggelte Dosis Morphin in Thorns
Weste gefunden – genug für eine Überdosis. Seither hatten sie eine zusätzliche Wache auf ihn abgestellt.
    »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass ich versuchen könnte, mich umzubringen«, sagte Thorn lachend. Er würde nicht für Mrs Nack sterben – nicht jetzt . Und für die Bürger New Yorks ebenso wenig. »Ich werde nichts tun, was dem County oder dem Staat die Kosten für meine Hinrichtung spart.«
    Die Miene des Gefangenen verfinsterte sich.
    »Der Staat wird dafür bezahlen«, sagte er.
     
    Howe war wegen ihres Falles nicht im Mindesten beunruhigt. »Ich rauche höchst zufrieden diese Zigarre«, ließ er Reporter am nächsten Morgen wissen. Er würde Einspruch einlegen, und er ging davon aus, damit Erfolg zu haben. »Ich befinde mich in einem Zustand vollkommener Ruhe und Gelassenheit. Ich werde in einem Smoking zu Mittag essen und einen Liter Wein dazu trinken.« Ref 863
    »Womit werden Sie Ihren Einspruch begründen?«, fragte ein Reporter des Eagle .
    »Ich gedenke nicht« – Howe lächelte geheimnisvoll – »Auskunft über irgendwelche Schlachtpläne zu geben.«
    Seine erste Salve feuerte er bereits am nächsten Tag ab, und zwar aus einer völlig unerwarteten Richtung: der Hotelrechnung der Geschworenen. Pflichtbewusst reichte das Garden City Hotel eine detaillierte Kostenaufstellung beim Kontrollausschuss von Queens County ein: 2049,90 Dollar für beide Jurys. Das war gepfeffert, aber schließlich hatten sich Verfahren und Wiederaufnahmeverfahren lange hingezogen, und außerdem waren Hunderte Dollar für private Straßenbahnen sowie die Arztkosten für Magnus Larsens Blinddarmoperation inbegriffen. Die Kontrolleure waren erleichtert: Einige hatten befürchtet, dass sich die Gesamtkosten für den Fall auf 40 000
bis 50 000 Dollar belaufen würden – nicht zuletzt aufgrund von Fehlschlägen wie Detective Sullivans erfolgloser Reise nach Hamburg, um Guldensuppe zu suchen. Stattdessen sah es nun so aus, als würde die Summe unter 20 000 Dollar liegen. Doch sie hatten die Rechnung ohne William Howe gemacht. Ref 864 Ref 865 Ref 866
    Ein Großteil der Hotelrechnung setzte sich aus den üblichen Kleinigkeiten zusammen – ein Posten über zehn Cent für »Listerine«, ein Posten über 25 Cent, die sich ein Geschworener für ein Pokerspiel geliehen hatte –, hinzu kamen ein paar Luxusgüter. Thorns geschultes Auge hatte sich außerdem nicht geirrt, als er über die neu entdeckte Eitelkeit der Geschworenen spekuliert hatte: Sie hatten es auf beeindruckende 30 Dollar für den Friseur gebracht. Doch es war etwas anderes, das seinem Verteidiger ins Auge fiel. Die Geschworenen hatten an einem einzigen Abend
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