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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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sein?
    Die Antwort auf die letzte Frage fiel ihm zum Glück rechtzeitig ein. Er brauchte dringend Gäste. Gut zahlende Gäste.
    »Wir arbeiten daran«, sagte er. »Es wird renoviert. Und es wäre auf jeden Fall rechtzeitig fertig. Ein perfektes Ambiente. Es soll ja Ihre Hochzeitsfeier werden.«
    »Mhm.« Sie schaute sich erneut um und machte dabei nicht den Eindruck, gleich in Jubel auszubrechen.
    »Kann ich bitte noch die Waschräume sehen?«
    »Äh … Besser nicht. Das ist im Moment eine einzige Baustelle.« Der richtige Ausdruck war eigentlich Katastrophe , aber hätte er das vielleicht sagen sollen? Etwa in dem Stil: An schlechten Tagen quillt da unten ziemlich viel Scheiße aus den Rohren, aber der Klempner ist schon bestellt?
    »Herr … ähm …?« Sie nestelte in ihrem Täschchen herum, offensichtlich auf der Suche nach der Visitenkarte, die er ihr vorhin gleich zur Begrüßung in die Hand gedrückt hatte.
    »Santini«, sagte er. »Fabio Santini.«
    Er hatte sich schon vorher namentlich vorgestellt, zwei Mal sogar. Einmal, als ihre Freundin angerufen und den Besichtigungstermin mit ihm ausgemacht hatte, und einmal vorhin, als sie angekommen war.
    »Herr Santini, soll ich offen sein?«, fragte sie, während sie die Broschüre achtlos zerknüllte und fallen ließ.
    »Wenn’s sein muss.«
    Sie umfasste den Raum mit einer Armbewegung. »Es ist total verdreckt, scheußlich vergammelt, und es stinkt. Die Tische und die Stühle sehen aus, als bestünden sie nur noch aus den Löchern, die der Holzwurm übrig gelassen hat. Es ist einfach … Schrott.«
    Fabio unterdrückte nur mühsam ein Zähneknirschen. Und den Drang, sie zu packen und durchzuschütteln. »Wie Sie meinen«, sagte er kalt.
    Sie seufzte. »Sie fragen sich bestimmt, warum ich mich so spät erst nach Räumlichkeiten umschaue, obwohl ich doch schon nächsten Monat heiraten will, nicht wahr?«
    Er nickte höflich, obwohl es ihn nicht die Spur interessierte. Jetzt nicht mehr, denn dass sie das Haus nicht buchen wollte, war so klar wie der Riesenbrilli an ihrer Hand.
    »Weil ich an dem Tag Geburtstag habe. Wir dachten, es wäre eine nette Idee, gleichzeitig meinen Neunundzwanzigsten und meine Hochzeit zu feiern. Es wäre auch astrologisch sehr günstig gewesen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Natürlich«, sagte er, obwohl er keinen Schimmer hatte, was sie meinte.
    »Nun, wir wollten die Feier zunächst in einer anderen Lokalität gestalten, einem alten Landsitz wie dieser, allerdings war er ein wenig …« Sie verstummte, offensichtlich auf der Suche nach einer passenden Beschreibung.
    »Sauberer«, sagte er.
    Sie nickte. »Nun, der ist leider abgebrannt. Es war das Schwarze Lamm .«
    Fabio nickte, er wusste es nur zu gut.
    »Na ja.« Sie blickte sich ein letztes Mal um, dann stöckelte sie zur Tür. Dummerweise beging sie den Fehler, den Knauf anzufassen. Die Tür, die ohnehin schon schief in den Angeln hing, löste sich knirschend aus der Aufhängung und krachte gleich darauf in einem Schauer aus zersplitterndem Holz zu Boden. Isabel van Helsing konnte gerade noch zur Seite springen.
    »Nichts passiert?«, vergewisserte er sich.
    »Meine Güte.« Sie klopfte sich den Holzstaub von ihrem teuer aussehenden Sommerkleidchen. »Das ist ja hier lebensgefährlich!« Sie hatte bei der Aktion einen ihrer Stöckelschuhe verloren, und als Fabio ihn aufhob und ihr reichte, sah er, wie klein sie ohne die hohen Hacken war. Ihr Scheitel reichte ihm höchstens bis zum Kinn. Sie sah aus wie eine zierliche kleine Elfe, die zufällig an den richtigen Stellen Kurven hatte. Im Grunde war sie überhaupt nicht sein Typ. Außerdem war sie ein richtiges Miststück. Es geschah ihr recht, dass ihr die Tür vor die Füße gedonnert war.
    »Es tut mir Leid«, sagte er bedauernd. »Das war Pech. Wir hatten schon für gestern einen Schreiner bestellt, der das in Ordnung bringen sollte, aber er musste den Termin auf morgen verlegen.«
    Sie nahm ihm den Schuh aus der Hand, ein zarter Riemchenpumps, an dem kaum mehr Leder sein konnte als am Armband seiner Uhr. Eher weniger. Und der Absatz war fast so hoch, wie der ganze Schuh lang war. Dass sie mit diesen Dingern überhaupt laufen konnte, war ein anatomisches Wunder.
    »Eine Ironie des Schicksals«, sagte sie, während sie sich die Sandalette überstreifte.
    »Was?«, fragte er. »Das mit der Tür?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dieser Brand. Da brennt ein bildschöner und mit spitzenmäßiger Küche ausgestatteter Gutshof bis
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