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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Autoren: A. Lee Martinez
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Das Universum war nicht nur das Zuhause von Monster-Göttern und unvorstellbaren Schreckensgestalten. Und dieses Abbild einer Erde, die möglicherweise hätte sein können (oder vielleicht gewesen war oder sein würde) war ein guter Ort, um allem zu entfliehen.
    Diese besondere Welt war ruhig. Die Menschheit war fort. Auf und davon wie die verschwommenen Details eines vergessenen Traumes. Oder vielleicht war sie auch niemals hier gewesen. Die einzige mögliche Spur ihrer Existenz, die sich in den endlosen grünen Feldern fand, war die Silhouette eines Turmes am Horizont. Es konnte ein Wolkenkratzer gewesen sein. Oder eine sonderbare Felsformation. Diana hatte sich nie die Mühe gemacht, nachzusehen.
    Die schwebende Tür öffnete sich, und Sharon streckte den Kopf hindurch.
    »Da bist du ja! West hat mir gesagt, dass du hier bist.«
    Diana sah auf die Uhr. »Oh, Mist! Entschuldige! Hab die Zeit vergessen.« Sie sprang auf und verließ das Universum.
    »Lässt du deinen Eistee da?«, fragte Sharon.
    »Es ist nicht meiner.«
    »Wessen dann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er ist immer da. Manchmal ist es auch Limonade.«
    Sharon fragte nicht nach weiteren Erklärungen. Sie verstand ebenso gut wie Diana, dass es Rätsel gab, die nie gelöst werden sollten.
    Die Tür schloss sich mit einem seltsamen Geräusch hinter dem Universum. Diese Tür war eine von fünf Türen in einem vollgestopften sechseckigen Raum. An der Tür, durch die sie gerade herausgekommen waren, stand mit schwarzem Filzstift das Wort SICHER . Auf zwei von den anderen stand ZWEIFELHAFT . Eine war unmarkiert. Und die letzte war mit roten Handabdrücken verschmiert und trug tiefe Kratzer.
    Sie stiegen eine enge Wendeltreppe hinauf und kamen in den Flur. Das Treppenhaus war nur aus bestimmten Blickwinkeln sichtbar, aber das galt für viele Dinge im Gebäude. Dank Zaps Transferenz wurde Diana geschickter darin, die Realität über das normale vierdimensionale Modell hinaus zu sehen. Am Anfang hatte es sie gestört; sie hatte geglaubt, sie verliere ihre Menschlichkeit, aber Menschlichkeit bestand aus mehr als einer eingeschränkten Wahrnehmung. Und in die sechste Dimension sehen zu können hieß, dass sie nie wieder ihre Wagenschlüssel verlieren musste.
    Mit einem Besen in jeder Hand schlurfte West heran.
    »Nicht schon wieder Apartment X«, sagte Diana.
    »Leider doch.« Er streckte ihr einen Besen hin.
    »Können Sie sich diesmal nicht ohne mich darum kümmern?«, fragte sie.
    Er starrte sie an.
    Sie lächelte. »Ich habe eine Verabredung zum Abendessen.«
    West zuckte die Achseln. »Na gut. Aber komm nicht heulend zu mir gerannt, wenn Dread Ghor die Sterne absorbiert, Nummer Fünf.« Damit schlurfte er brummelnd davon.
    West war gar nicht so übel. Auf seine eigene Art war er ein freundlicher Kerl, und es machte ihr nichts aus, ihm im Haus zu helfen, hier und da mit anzupacken. Das Universum in Ordnung zu halten vertrieb einem die Zeit.
    »Danke«, rief Diana seinem Rücken zu. »Ich schulde Ihnen was!«
    Ohne sich umzudrehen, machte er eine vage wedelnde Bewegung mit der Hand. Im Flur kam ihm Vorm entgegen.
    »Hey, hey, Diana«, fragte Vorm. »Ist es schon Zeit fürs Abendessen? Gehen wir?«
    »Wir hatten gehofft, heute mal allein gehen zu können«, sagte Diana.
    »Oh.« Seine Münder verzogen sich. »Okay. Ist nicht schlimm.«
    »Lass ihn doch mitkommen«, schlug Sharon vor. »Er ist süß.«
    »Du hast in letzter Zeit viel zu viel Zeit mit Monstern verbracht«, sagte Diana.
    Vorm streckte die Unterlippe vor und neigte den grün befellten Kopf zur Seite.
    »Ach, na gut. Aber es gibt kein All you can eat !«
    Draußen nahm sich Diana einen Augenblick Zeit, um den Mond am Nachthimmel zu betrachten. Der leuchtende Himmelskörper wirkte an den Kanten ein bisschen ausgefranst. Sie bündelte ihre Mächte und zwang ihn an seinen Platz.
    Fenris hatte auf seiner Flucht den ursprünglichen Mond absorbiert, und Diana hatte es auf sich genommen, zugunsten des Ökosystems einen Ersatz zu schaffen. Inzwischen besaß sie solche Kräfte, dass es nicht schwer gewesen war, obwohl die Existenz des Mondes den größten Teil ihrer Magie verbrauchte und regelmäßige Verstärkung verlangte. Einen Mond am Leben zu imaginieren, hielt sie davon ab, dem Universum ihre willkürlicheren Wünsche aufzudrängen. Und sie fand, das war ein Gewinn für beide Seiten.
    Ein weiterer andersdimensionaler Flüchtling wartete am Fuß der Treppe. Wartete auf sie.
    In den paar Monaten seit dem
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