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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Autoren: A. Lee Martinez
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unglaublichen Macht.
    Sie sahen nicht gut aus. Als wären sie gerade mit einem fürchterlichen Kater aufgewacht.
    »Haben wir es geschafft?«, fragte Vorm. »Haben wir das Universum gerettet?«
    Diana zuckte die Achseln. Sie hatte keine gute Antwort darauf.
    Fenris quiekte entzückt, als er seine vielen Tentakel um den Mond schlang.
    Calvins Haut fiel ab. Seine ebenholzschwarze ätherische Gestalt stieg in die Luft auf. Das Universum stoppte seinen Zerfall. Die Auserwählten erhoben sich – gefangen in ihren tierischen Gestalten, aber am Leben und wiederhergestellt. Sie griffen nicht an, sondern schlichen unterwürfig zu ihrem Meister.
    Sharon führte die Meute an. Sie winselte, und im ganzen Universum war dies das Einzige, was Calvin bemerkte. Er streckte die Hand aus, um ihre Schnauze zu berühren, doch seine immaterielle Hand stieß durch sie hindurch.
    Er sagte etwas, aber die Stimme ging hallend sowohl von seiner Gestalt als auch von dem großen kosmischen Monster aus, das den Mond umarmte.
    Wir wussten beide, dieser Tag würde kommen. Ich muss jetzt gehen, aber du sollst wissen: Lange nachdem deine Welt zu Staub zerfallen ist, werde ich mich an dich erinnern.
    »Das will ich hoffen«, sagte Diana.
    Der Mondgott wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu. Sein Blick war eine Hitzewelle, die sie beinahe umgeworfen hätte. Sie stemmte die Absätze in den Boden und zwang ihn, dem unbedeutenden Ding vor sich in die Augen zu sehen, um ihn daran zu erinnern, dass sich all diese winzigen Dinge immer noch da unten befanden.
    »Vielleicht liegt es in unserer Natur, dass wir uns keine Sorgen darüber machen, ob wir auf Ameisen treten. Aber wahrscheinlich würden wir anders denken, wenn wir ein paar tausend Jahre unter ihnen gelebt hätten. Tu uns einen Gefallen«, sagte Diana. »Versuch auf deinem Weg nach ... wohin auch immer ... nicht auf zu viele von uns zu treten.«
    Er hatte zwar keine Gesichtszüge, aber sie spürte ein Lächeln. Der Druck ließ nach, und sie konnte stehen, ohne das Gefühl zu haben, tausend Welten ruhten auf ihren Schultern.
    Fenris verschluckte den Mond. Calvin sauste in einem Wimpernschlag davon, um sich mit den anderen beiden Teilen seines geteilten Selbst zu vereinen. Die große Wesenheit sah zu ihnen herab, und obwohl sie ebenfalls keinen Mund hatte und ihr Körper nichts als eine Ansammlung von Tentakeln und Augen war, meinte Diana, etwas in diesen Augen zu sehen.
    Fenris blinzelte ihr zu (oder schloss kurz die Hälfte seiner vielen Augen, was sie als Blinzeln wertete). Vorsichtig riss er mit den Tentakeln eine Spalte in den Himmel. Er nutzte einen Teil seiner grenzenlosen Macht, um die zerteilten Stränge des Universums zusammenzuhalten, damit es nicht ins Chaos fiel. Mit einem freudigen Aufheulen schlüpfte Fenris, der jetzt die Macht hatte, sich selbst zu befreien – zusammen mit dem Intellekt, das auf eine so subtile Art zu tun, wie es sein monströses Drittel nie verstanden hätte – aus dem Universum. Auf dem Weg hinaus knotete er ein paar Stränge wieder zusammen, gab all den Mooshügeln ihre frühere menschliche Gestalt zurück und machte die Schäden wieder gut, die er hinterlassen hatte. Das Universum selbst kümmerte sich um den Rest, stieß das fremde Ökosystem ab und baute alles wieder so auf, wie es einmal gewesen war.
    Bis auf den Mond. An seiner Stelle blieb lediglich ein trüber sternenerfüllter Himmel zurück.
    Ekstatisch heulte der Kult über die triumphale Abreise seines Gottes. Bis auf Sharon, die einen langen traurigen Klagelaut ausstieß. Mehrere Sekunden, nachdem die anderen Kultanhänger in ihre menschlichen Gestalten zurückgekehrt waren, blieb Sharon noch immer ein Tier, das zögerte, das letzte bisschen Fenris in sich aufzugeben. Doch selbst sie konnte nicht lange daran festhalten.
    Diana nahm ihre Hand. »Es ist das Beste so.«
    Sharon nickte. »Ich weiß.«
    Ein Tentakel tauchte gerade lange genug zurück in die Realität, um an dem himmlischen Riss in Fenris’ Kielwasser entlangzustreichen und ihn wie einen Reißverschluss zu versiegeln. Und dann war er weg – wohin und in welche Zeit auch immer, in Gefilde des Möglichen, die sich Diana nicht einmal auszumalen versuchte.
    Von einer verwirrten, unglücklichen Seele zur anderen wünschte sie ihm alles Gute.

DREISSIG

    Sie saß auf ihrem Gartenstuhl und genoss ein großes Glas Eistee, die Ruhe und den Frieden. Nicht alle möglichen Welten waren von riesigen Mutanten-Insekten und Maulwurfsmenschen bevölkert.
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