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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
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Ein... ja, ein alter
Schreibsekretär. Von 1710.
    Schneeschleier verhängten die Sicht.
    Tim spähte über den Hof.
    Eben schlich Röder um eine Hausecke.
    Niemand war zu sehen. Stille. Die
grauen Gebäude wirkten abweisend. Lagerhallen bildeten ein Geviert.
Straßenseitig wurde es von der Mauer begrenzt.
    Tim lief zu der Ecke, hinter der Röder
verschwunden war.
    Auch hier hing hoch oben an der Mauer
ein Schild: PFANDKAMMER — VORBESICHTIGUNG VON... Zeiten waren angegeben.
    In der Pfandkammer, überlegte Tim,
lagern die gepfändeten Gegenstände. Vor allem Möbel und Hausrat. Für Juwelen,
Schmuck und kleinformatige Wertsachen hat man sicherlich einen Tresor.
    Er blickte um die Ecke.
    Röder war nur ein Dutzend Schritte
entfernt.
    Mit den Ellbogen drückte er eine
Scheibe ein.
    Ich staune, dachte Tim. Kein
Mordversuch. Aber Einbruch. Außerdem klaut er Nummernschilder. Und den Flühter
hat er verladen, wie es linker nicht geht. Röder, du gibst Rätsel auf.
    Der Witwer hatte jetzt das Fenster
geöffnet und kletterte in die Lagerhalle, die eine Pfandkammer war.
    Als Tim durch das geknackte Fenster
hineinblickte, hatte er eine Halle von etwa 40 mal 40 Metern vor sich,
Betonpfeiler stützten das Dach.
    Die Halle war gefüllt mit Möbeln aller
Art, Kisten, Kartons, Haushaltsgeräten, sogar Rasenmähern.
    In einer Ecke versammelten sich die
wertvollen Stücke: Bauernschränke, antiquarische Möbel, zwei Klaviere, ein
Konzert-Flügel, ein Dutzend Fernsehapparate. An einem Ständer hingen — in
durchsichtiges Plastik gehüllt — mehrere Pelzmäntel.
    Röder kniete vor einem Schreibsekretär
aus dunklem Holz und zerrte an den Fächern und Schubladen in fiebriger Hast.
    Hoppla! Tim überlegte. Ist das seiner?
Aber ja. Er durchsucht ihn. Also ist noch was drin, das vergessen wurde, als
der Gerichtsvollzieher zuschlug. Was ist drin? Ein Schatz im Geheimfach?
Jedenfalls kein Rabattmarken-Heft und kein Liebesbrief von anno tobak. Das, was
er sucht, ist dem Röder einen Einbruch wert.
    „Naaahhh! Endlich!“

    Der Witwer redete laut.
    Er war fündig geworden.
    Als er sich aufrichtete, hielt er ein
Foto in der Hand.
    Es hatte doppeltes Postkarten-Format.
    Sorgfältig schloß er alle Fächer und
Schubläden.
    Während er auf das Foto starrte, kam er
zum Fenster.
    Tim stellte sich daneben an die Mauer.
    Erst schwang Röder ein Bein über die
Fensterbank. Als er hinausstieg und dabei das andere Bein nachzog, wandte er
Tim den Rücken zu.
    Zwischen Oberarm und Rippen hatte sich
der Witwer das Foto geklemmt.
    Tim brauchte nur zuzugreifen und zog es
hervor.
    Röder fuhr herum.
    Fassungslos starrte er Tim an.
    „Erstens ist das Einbruch“, sagte der. „Zweitens
möchte ich mir das Bild etwas genauer ansehen. Vorsicht! Vorsicht!“ Abwehrend
streckte er die freie Hand aus. „Wenn Sie mich angreifen, muß ich mich wehren.
Das ist schon ganz anderen schlecht bekommen.“
    Aber Röder glaubte das nicht.
    Mit geballten Fäusten warf er sich auf
Tim.
     
    *
     
    Karl und Guido standen neben der Ente.
    Gaby und Klößchen fanden, daß es im
Wagen gemütlicher sei.
    Aber sie stiegen rasch aus, als Tim
durch das Tor kam.
    Strahlend schwenkte er das Foto.
    „Leute“, erklärte er, „wir sind am
Ziel. Wie? Was mit Röder ist? Den habe ich an die Mauer gesetzt. Er braucht
noch eine Weile, bis er wieder laufen kann. Hat mich doch tatsächlich
attackiert, dieser Schlaffi. Immerhin — daß ich ihm eine verpassen mußte, hat
auch sein Gutes. Röders Verbohrtheit ist aufgebrochen. Und angesichts des Fotos
hier blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu bekennen. Seht’s
euch an! Ein Luftbild. Du hast von dem Hubschrauber erzählt, Guido. Diese
Aufnahme wurde am Mittag des 9. September gemacht, und sie zeigt — hier im
schwarzen Filzschreiber-Kreis - den wahren Täter. Der hat Christine Röder
überfallen und zugerichtet. Der war’s! Ein gewisser Ottmar Selbig, der zur Zeit
noch im Knast sitzt, aber demnächst entlassen werden soll - was er sich nun
natürlich abschminken kann. Denn wegen dieses Überfalls sind noch ein paar
Jährchen fällig. Sache ist, daß Hasso Flühter unschuldig gebrummt hat. Röder
wußte es. Röder hat — wie er jetzt zugibt — Flühters Messer auf den Teppich
gelegt. Was der Haß aus einem Menschen macht!“
    Tims Zuhörer staunten. Die Infos
verschlugen ihnen die Sprache. Dann wollte Karl wissen, woher denn das Foto
aufgetaucht sei. Tim erzählte, und damit war klar, daß Röder hatte
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