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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald
Autoren: Stefan Wolf
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schnell!
    Selbig hatte sein Taschentuch geopfert,
dem armen Tier die gräßliche Wunde verbunden.
    „...den bringen wir durch“, meinte
wenig später der junge Tierarzt. „Er ist schon im OP (Operationssaal ).
Und keine Sorge! Ein Hund kommt auch auf drei Pfoten durchs Leben. Wegen der
Einlieferung brauche ich Ihre Personalien.“
    Er blickte Röder an.
    Auch das noch!
    „Ich habe ihn zwar nicht gefunden“,
meinte der Witwer. „Aber... äh... meinetwegen. Ich heiße... Alfred Lohmann,
Feldheimer Straße 64.“
    Selbigs Miene blieb unverändert.
    Er kennt mich nicht, dachte Röder.
Kennt jedenfalls nicht mein Gesicht. Klar — wenn er meinen Namen hören würde,
dann wüßte er Bescheid.
    Sie konnten gehen. Der kleine Hund war
versorgt.
    Vor der Tierklinik hatte man
Parkflächen eingerichtet. Aber die waren alle besetzt.
    Röders Fiat-Coupé stand im Parkverbot.
    Und der Streifenwagen stellte sich
dazu.
    Röders Herzschlag stockte. Die Hände
wurden eiskalt. Eine leichte Übelkeit stieg auf.
    Also war es doch nicht sein Tag, dieser
Samstag.
    Röder wußte, worum es ging, als die
beiden Uniformierten auf sie zukamen.
    „Ja, das ist mein Wagen“, antwortete er
auf die Frage. Die Polizisten starrten ihn an.
    „Sie fahren mit gestohlenen
Nummernschildern“, sagte der eine. „Zeigen Sie Ihre Papiere!“
    Röder gehorchte.
    „Sie sind also Lutz Röder, wohnhaft
Nepomuk-Straße 11.“ Der Polizist hob den Blick aus dem Führerschein.
    Röder nickte. Er hörte Selbigs
zischenden Atem neben sich. Jetzt war dem Häftling alles klar. Sonnenklar!
    Aber er darf nichts sagen, dachte
Röder. Sonst belastet er sich selbst — gibt zu, daß er Christine überfallen
hat.
    „Ich habe Sie was gefragt!“ stieß der
Polizist hervor.
    „Äh... Entschuldigung! — was?“
    „Ob Sie eine Erklärung abgeben wollen?“
    Röder seufzte. „Dieser Wagen gehörte
meiner Frau. Sie starb vor zwei Jahren. Ihre letzten Jahre hat sie im Rollstuhl
verbracht. Der Wagen ist nicht mehr angemeldet. Er stand immer bei mir in der
Garage. Jetzt — ich wollte noch einmal damit fahren, bevor ich ihn weggebe.
Verstehen Sie? Eine sentimentale ( rührselige ) Regung. Weggeben muß ich
ihn leider. Aus Platzgründen. Um nicht aufzufallen bei meiner Fahrt — habe ich
mir die Kennzeichen... äh... verschafft.“
    „Ich glaube, mein Schwein pfeift“,
sagte der Polizist zu seinem Kollegen. „Der Wagen wird sichergestellt, Herr
Röder. Sie begleiten uns zum Revier. Sind Sie“, wandte er sich an Selbig, „miteinander
verwandt, verschwägert, befreundet?“
    Der Häftling schüttelte den Kopf. „Ich
kenne ihn gar nicht. Nur wegen des Hundes bin ich an ihn geraten.“
    Er erzählte den Vorfall.
    Ein Blick tiefer Verachtung, gemischt
mit Hohn, traf Röder. Selbig mußte Beherrschung aufbieten, um nicht zu grinsen.
    Er konnte abzittern.
    Röder verbrachte eine unangenehme
Stunde auf dem Polizei-Revier.
    Dann entließen sie ihn.
    Natürlich hatte man ihm gesagt, daß
einiges auf ihn zukommen würde — von Seiten der Justiz.
    Er fuhr mit dem Bus in die
Nepomuk-Straße, verschanzte sich in seinem Haus und rang die Hände.
    Seine verdammte Gutmütigkeit! Und weil
er Tiere mochte!
    Deshalb war es zu dieser Katastrophe
gekommen.
    Aber ich lasse nicht locker, dachte er.
Wenn das eine schiefläuft, glückt das andere umso besser. Heute noch werde ich
in die Pfandkammer einbrechen und mir das Luftbild zurückholen.

23. Die Falle
     
    Sie standen vor dem Stettenborner
Postamt.
    Es schneite.
    Oskar äugte und schnupperte in Richtung
Plätscher Weg, als erwartete er, daß sein großer Freund Zero auftauchte.
    „Jetzt können wir uns Röder und Flühter
zuwenden“, sagte Tim. „Erstmal rufen wir Flühter an. Mal hören, wie es ihm
geht. Willi, du weißt doch hoffentlich die Rufnummer von eurem Landhaus in
Kleinfelden.“
    Klößchen blies die Backen auf. „Null
Ahnung. Aber der Vorbesitzer hieß Mackenheim. Paul-Peter Mackenheim. Der muß
noch im Telefonbuch stehen.“
    Gaby fand die Rufnummer.
    Tim wählte Flühter an und hielt sich an
den vereinbarten Klingel-Code.
    „Ja?“ meldete sich der Häftling.
    „Wir sind’s“, sagte Tim.
    Außer ihm hatten sich auch Karl und
Klößchen in die Telefonzelle gequetscht.
    Gaby wartete draußen, also in der
Schalterhalle des Postamts, wo Oskar ganz brav auf den Hinterkeulen sitzen
mußte. Denn Hunde waren hier eigentlich nicht erlaubt.
    „Ich muß was gestehen“, sagte Flühter. „Ich
habe bei Röder angerufen.
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