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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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»Die haben Vadim auf dem Gewissen! Ich kann ohne ihn nicht leben! Ich ...!« Dicke Tränen gemischt mit Wimperntusche liefen ihr über die marmorbleiche Haut. Ich ließ ihre Hände los, dann hielt ich sie im Arm, während sie weinte.
    »He, ist ja schon gut«, sagte ich leise. »Ganz ruhig. Wie wär’s, wenn du mir die Geschichte von Anfang an erzählst?«
     
    Sie hieß Desideria. Natürlich war das nicht ihr richtiger Name, aber der einzige, den sie mir nennen wollte. Wir setzten uns in Jennys Wagen zusammen. Ich ließ den Motor laufen und drehte die Heizung auf, dann gab ich ihr ein Taschentuch aus dem Handschuhfach, mit dem sie sich die dunklen Rinnsale von den Wangen wischte. Nach ein paar tiefen Atemzügen begann sie zu erzä h len.
    »Wir lernten uns vor drei Monaten im Theater ke n nen.« Wenn sie nicht von Hass und Verzweiflung en t stellt wurde, klang ihre Stimme weich und melodisch. Sie lächelte bei der Erinnerung. »Faust. Unser Lie b lingsstück. Wir lernten uns kennen und ... ich hab’ mich sofort in ihn verknallt. Er war klug, sanft und er sah so verdammt gut aus! Ich dachte, ich träume und muss jede Sekunde aufwachen.« Einen Moment lang schi e nen die Gefühle sie wieder zu überkommen, aber sie kämpfte sie tapfer zurück. Es schien ihr unangenehm zu sein, vor einem Fremden zu weinen.
    »Du wusstest, was er war?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Natürlich. Lange, bevor er es mir sagte. Wir trafen uns mehrmals in der Woche, irgendwo im Park, in der Stadt. Natürlich immer nach Sonnenunte r gang ...«
    Mir ging ein Licht auf. »... aber nie bei ihm zu Hause.«
    Das Mädchen namens Desideria sah mich an. Ihre Augen waren sehr hübsch, vielleicht wären sie ohne Schminke noch hübscher gewesen. »Warst du schon mal verliebt – ich meine, richtig verliebt ? So, dass du vor nichts auf der Welt Angst hast –  außer davor, den anderen niemals wieder zu sehen?«
    »Ja«, sagte ich.
    Ihre Lippen bebten, als schmerzhafte Erinnerungen hochkamen. »Ich wollte, dass er mich von sich trinken lässt. Mich verwandelt. Ich weiß nicht wieso, aber er wollte nicht. ›Lass uns warten‹, hat er immer gesagt. Und ich dachte: ›Vielleicht hat er ’ne andere.‹ Ich bin fast durchgedreht. Dann, vor fast anderthalb Monaten, trafen wir uns auf dem Ost-Friedhof, ganz in der Nähe vom Wald. Da haben wir’s getrieben, zwischen Gran i tengeln und Efeu. Erst mittendrin haben wir mitg e kriegt, dass uns wer beobachtet hat.« Sie wischte sich die Nase ab.
    Ich glaubte zu wissen, was als nächstes kam. Lan g sam nahm das Puzzle Form an.
    »Es war einer von diesen Scheiß-Wölfen.« Ihr Pu p pengesicht wurde zu einer bitteren Grimasse. »Keine Ahnung, wie er heißt, aber er und Vadim kannten sich. Ich wusste, dass Vadim ein hohes Tier war – aber ich wusste nicht ... dass er eine Frau hatte, ich ...« Ein stiller Heulkrampf schnitt ihr das Wort ab.
    Ich legte meine Hand auf ihre Schulter, roch ihren Patchouly-Duft. »Schon gut«, sagte ich. »Ist schon gut.«
    »Nein, es ist nicht gut!«, fauchte sie durch ihre Tr ä nen. »Der Wolf fing an, Vadim zu erpressen. Dann hat er ... ich meine, Vadim ... den Kontakt abgebr o chen. Er sagte, es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Er hat mich einfach fallen gelassen und vergessen!« Sie weinte, das Taschentuch auf ihren Mund gepresst. Dunkle Tränen landeten auf dem Polster des Beifahre r sitzes.
    »Wie hast du von seinem Tod erfahren?«, fragte ich, als das Schlimmste vorbei zu sein schien.
    Desideria zog die Nase hoch. »Durch Vadim kenn’ ich die Orte, wo seine sich Leute treffen. Ich hab’ gehört, dass er seit fast einem Monat verschwunden ist. Ich wusste sofort, was los war: Einer hat ihn umgebracht. Der Scheißwolf, der uns beobachtet hat. Ich hab’ ’ne Menge gegeben, rauszufinden, wo sich diese Dreck s viecher treffen und ... und ich wollte ...«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Aber wie kommst du da r auf, dass der Wolf ihn ermordet hat? Wenn er Geld von ihm erpressen konnte, warum sollte er ihn dann uml e gen und sich selbst den Gel d hahn abdrehen?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich! Vielleicht wurde ihm die Sache zu heiß. Vadim hatte Einfluss und keiner kann die Wölfe ab. Vielleicht hat er gedacht, V a dim wollte sich rächen, und hat ihn vorher umg e bracht!«
    Ich nickte: Das war auch meine und Jennys Theorie gewesen. Okay – Jennys Theorie. Trotzdem – nennen Sie’s Instinkt – konnte ich nicht so recht dran glauben. »Hmm«, machte
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