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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman
Autoren: Aufbau
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halten. Während das Bier in seiner Hand schal wurde, schwärmte er sie sich im verrauchten Arche schön. Das Grammophon leierte dazu die ewig gleiche Melodie herunter, doch darauf achtete keiner der Männer, denn ihre Blicke folgten der Trini, die gerade aus dem Séparée trat, um etwas Erfrischendes zu trinken und rasch zu der Bande von Strolchen zurückzukehren,die ihrer harrten. Auch die Chola oder die Ela waren fleißig, denn unser Schiff durfte nicht sinken.
    Das trübe Licht fiel auch auf die winzige Bühne, wo sich schwitzende Leiber im Rhythmus der Musik wanden. Dorthin starrten die Kumpel, darauf wartend, dass die Trini, die Ela oder die Chola sie endlich rannahmen, wer eben gerade frei war, denn am Zahltag mussten die Scheine auf den Kopf gehauen werden.
    Der Kumpel auf dem Barhocker schlug die Beine übereinander, kniff die Augen zusammen und zündete sich eine weitere Zigarette an, um die nächtliche Illusion zu vernebeln. Geduldig harrte er einer Reaktion der Cufina, die immer noch Gläser abtrocknete und für Ordnung sorgte, während er mit dem Daumen die Asche der Zigarette auf den Boden schnippte, um sich nicht die Eier zu versengen. Endlich wandte sich die Cufina ihm zu und nannte ihm den Preis für ihre Dienste, doch der Freier war schon zu betrunken, um zu kapieren. Er starrte an die Decke, die Glühbirne tauchte sein Gesicht in den roten Schein des Fegefeuers. Die Cufina wurde ungeduldig mit diesem armen Teufel, der nicht mehr wusste, was er tat. Wie auch, pflichtete ich ihr bei, sie schleppen sich den Rücken mit Nitratsäcken krumm, immer rauf und runter über ein schmales Brett in den Laderaum der Natal Star, eines dieser Klipper, die den Salpeter transportieren. Aber die Cufina meinte, sie habe genug zu tun mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem Traum, sich einen Kerl zu angeln, der sie mit Heiratsurkunde möglichst weit vonhier fortbrachte – einen ohne Staublunge, die ihn innerlich zerfraß. So lautete ihre Antwort. Derweil sammelte sie weiter leere Bierflaschen ein, bevor sie zu einem anderen wartenden Kumpel ins Séparée ging, der glückstrahlend bezahlt hatte, ohne auf den Preis für den ersehnten und doch so flüchtigen Moment zu achten, den er sich sauer verdient hatte, indem er mit einem fünfundzwanzig Pfund schweren Hammer den ganzen Tag lang den Calichestein zu einem Haufen winziger Steinchen zerhauen hatte, fertig für den Abtransport zum Siedevorgang. Aber die Plackerei war es wert, wenn man sich anschließend eines dieser Prachtweiber leisten konnte für einen Augenblick der Lust, dessen Dauer ein Wecker diktierte, das Ticken einer erstorbenen Liebe, taub für die romantischen Weisen des Grammophons, über das Sofanor auf dem staubigen Jahrmarkt gestolpert war.
    Am Ende machte der Kerl auf dem Hocker den Schein locker oder erbettelte ihn sich tuschelnd von seinen Saufkumpanen, um sich mit der Cufina hinter dem Vorhang eine Sinnestäuschung der Wüste zu erfüllen. Nacht für Nacht wiederholte sich das Szenario in immer neuen Varianten für irgendeinen einsamen Kerl mit Bierglas in der Hand, auf einem Barhocker.
    Die Cufina bremste mit gespieltem Zorn den wilden Viehtreiberinstinkt des jeweiligen Freiers, des Kriegers, den es juckte, das Liebesspiel wie Dynamit zur Explosion zu bringen, während ihm im schummrigen Licht noch die Sonne auf der Haut und in den Augen brannte. Ichverlangte immer denselben Preis, auch wenn der Kerl mir noch nicht volljährig zu sein schien. Die Scheine steckte ich in einen geheimen Briefkasten hinter der Theke, unter der scharfen Machete für Notfälle. Während der nächste Kunde schon wartete, verließ die Cufina das Separée, machte sich im Bad frisch: Sie wusch sich zwischen den Schenkeln, parfümierte sich mit ein wenig Kölnischwasser, und weiter ging es mit der Plackerei. Oder sie fing an, die Glasscherben aufzufegen, Reste eines Strolches, der ausgerastet war, weil er keinen Preisnachlass erhalten hatte.
    So lief es auf unserem Schiff, Benito, alles wiederholte sich, drehte sich im Kreis wie der Staub, den der Wind in der Pampa aufwirbelte. Die Kerle betraten das Arche Noah , die Zigarette lässig im Mundwinkel, O-beinig wie die Cowboys aus den Westernfilmen, die wir als Kinder auf einem Besenstiel nachspielten, mit Revolverduellen und dergleichen, während wir den blauäugigen Europäerinnen nachgafften, die auf den Schiffen eintrafen. Hellhäutige Frauen, fröhlich und strahlend, Prachtweiber wie die Cufina, die im Lokal beim Fegen des
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