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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman
Autoren: Aufbau
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rissigen Bodenbelags ihren prallen Hintern im Takt mit dem Besen schwang.
    Und wir, die wir uns für etwas Besseres als diese Hungerleider mit den Sandalen hielten, taten es ihnen gleich, machten uns an diese hellhäutigen Frauen heran und luden sie spontan mit einer poetischen Albernheit ein, gemeinsam die Friedenspfeife zu rauchen. Sie lächelten uns an, die Hand in die Wespentaille gestützt, und träumtenvon einem schönen Leben, das man ihnen so oft ausgemalt hatte. Dabei klimperten sie mit ihren getuschten Wimpern, die aussahen wie Insektenbeinchen. Getäuscht von ähnlichen Geschichten, waren auch die Pampinos mit den Sandalen aus dem Süden hergekommen. Ich glaube, die Phantasie schreit immer nach ein wenig Schönheit.
    Zu den immer wiederkehrenden Nationalfeierlichkeiten streckten die Kumpel aus den Salpeterminen jedenfalls phantasierend die Finger nach alkoholischen Getränken und nach unseren Mädchen aus. Sie wollten tanzen und Luftsprünge vollführen, sobald sie die Trommeln, Becken und Trompeten hörten. Ich weiß nicht, warum es mir so vorkam, aber dieses ganze fröhliche Spektakel schien mir auch den glorreichen Tod meines Freundes Sofanor und der Inglesa zu feiern.

Paitanás, 1940
    Als ich erfuhr, dass die Tita das Töchterchen meines Freundes Sofanor war, wollte ich mich um sie kümmern. Nicht nur, weil er mir den Satan López-Cuervo aus dem Weg geräumt hatte, fühlte ich mich in seiner Schuld. Ich wollte nicht, dass das Mädchen aufwuchs wie diese ausgemergelten Hunde, die in den Parks umherstreunten. Sie brauchte einen Vater, so wie ich einen gebraucht hätte. Obwohl es natürlich deine Großmutter war, die die Last ihrer Erziehung trug; sie war es, die die kleine Tita fütterte und sich um sie kümmerte. Jetzt, wo seither so viele Dinge passiert sind, weiß ich nicht, ob ich sie so erzählen kann, wie es für dich nötig wäre, Benito. Trotz deiner siebenundzwanzig Jahre bist du immer noch ein Grünschnabel. Und das nicht etwa, weil dein angeblicher Vater, der schwört, es zu sein, dich in Watte gepackt hätte. Von klein auf hat er dich mit unnachgiebiger Strenge und dem Drill der Kaserne erzogen, die er leitete. Nie hatte er ein Lob für dich übrig, aber er hat dich auch nicht über Gebühr geschlagen, vielleicht weil er nicht vergessen konnte, dass du der Sohn deiner Mutter warst, und die hatte er geliebt. Deshalb behielt er, als er sie nicht vor dem Tod retten konnte, das Leben, das sie gerade erst zur Welt gebrachthatte. Nun bist du ein erwachsener Mann, und er ist ein hinfälliger Greis. Und du streifst durchs ganze Haus, von einem Ende zum anderen, wie damals als kleiner Junge. Doch diesmal in der Hoffnung, irgendwo auf etwas zu stoßen, das dir bestätigt, was du immer schon ahntest. Du hast es gewagt, sein Arbeitszimmer zu betreten und die Schubläden seines Schreibtischs zu durchstöbern. Dort bist du auf die Zeitungsausschnitte gestoßen, die er über alle seine Heldentaten in der Wüste gesammelt hat. Von den Beweisstücken seiner Ermittlungen hast du dir den legendären Webley Mark gegriffen – es hätte nur noch gefehlt, dass du ihn um den Zeigefinger hättest kreisen lassen. Alles auf der Suche nach Inspiration für deinen Roman. Aber die Geschichte, die ich dir erzähle, ist besser als der Ausschnitt aus dem Atacameño über den Mord an Sofanor und der Inglesa im Chanchoquín . Mag sein, dass du dort die eine oder andere Information findest, die mir entfallen ist. Der Mann, der vorgibt, dein Vater zu sein, hat den Revolver, der dem Leben von López-Cuervo, seinem Vater, ein Ende setzte, aufbewahrt wie eine Trophäe.
    Nachtarbeit ist hart, da man den Tag zum Schlafen braucht und für nichts mehr Zeit bleibt. So erlebten es all die Tagelöhner aus den Minen und die Mädchen, die in unserem Lokal ein und aus gingen. Die Trinidad allerdings war nicht wie die anderen. Sie wollte sparen, für ein Leben anderswo, obwohl sie am Ende doch in Paitanás hängenblieb. Klein, aber gut proportioniert, trug die Triniimmer Schuhe mit hohen Absätzen, um größer zu wirken. Ich erinnere mich noch an die Nacht, als es so weit war, meinen Plan in die Tat umzusetzen und ich das Arche Noah verließ, um sie abzuholen.
    »Ich hoffe, er ist mit mir zufrieden, Don Samu«, sagte sie, als wir aufbrachen.
    »Du gehörst zu denen, die man schwerlich ablehnt, du wirst schon sehen, es klappt bestimmt.«
    Sie schwankte auf ihren Stelzen, obwohl sie es immer beherrscht hatte, darauf zu gehen. Aber sie hatte
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