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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord
Autoren: Anthony Evelyn
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Straßenseite und ging hinüber und nahm auf dem Rücksitz Platz.
    Ein Mann in einem warmen Wintermantel mitsamt Kragen saß neben ihm, ein hagerer Libanese mit scharfgeschnittenem Gesicht, leuchtend schwarzen Augen und einem Lächeln, bei dem die Goldzähne blitzten.
    »Sehr gut«, sagte er zu Keller. »Genau pünktlich. Alles erledigt?«
    »Ja«, antwortete Keller. »Hoffentlich habe ich gefallen.«
    »Wie kommen Sie darauf? Wie können Sie nur so etwas sagen?« Fuad Hamedin war Vermittler von Beruf. Er arrangierte und vermittelte alles für jeden, der genug dafür bezahlen konnte. Und hier ging es wirklich um viel Geld. Er duldete nicht, daß dieses Stück Dreck auch noch frech wurde.
    »Halten Sie mich vielleicht für dumm?« antwortete Keller. »Die Leute wollen mich ansehen. Gut – das haben sie getan. Wann erfahre ich mehr über den Job?«
    »Morgen.«
    »Morgen, immer wieder morgen! Ich kann doch nicht nur warten.«
    »Sie brauchen Geld«, sagte Fuad. Mit Typen wie diesem Keller ging er taktvoll um. Sie waren wie gefährliche Tiere und stets bereit, mit den Fäusten zu erledigen, was sie mit dem Verstand nicht schafften. Keller war für ihn ein Stück Dreck, weil er ohne Geld dastand und offenbar auf der Flucht war. Er war halb verhungert aus Damaskus herübergekommen, bereit, so gut wie jeden Auftrag zu übernehmen. So hatte Fuad ihn kennengelernt. Er hatte ihm genügend Geld für Nahrung und eine Schlafstelle vorgeschossen und ihm während der Sommersaison einen Job als Rausschmeißer in einem sündteuren Nachtlokal besorgt, in dem die Gäste wie Gänse ausgenommen wurden. Der Club hatte im Dezember geschlossen. Inzwischen hatte er ein Mädchen zu sich genommen und Fuad beinahe die Nase eingeschlagen, als dieser nur den Vorschlag machte, man könnte die Kleine ja zur Arbeit schicken.
    Fuad fürchtete Keller und dachte deshalb verächtlich über ihn. In Kellers Nähe fühlte er sich immer ungemütlich.
    »Sie brauchen Geld«, wiederholte er. »Wir beide brauchen es. Und hier geht es um viel Geld.«
    »Bisher habe ich nur viel Gerede zu hören bekommen.« Keller wandte sich ab und tastete nach einer Zigarette. Seine Packung war leer.
    »Geben Sie mir eine Zigarette. Sie reden da über einen Job und über das große Geld, aber Sie können mir nicht sagen, was das für ein Job sein soll und wieviel drin ist. Sagen Sie Ihren Auftraggebern, ich will es jetzt wissen, oder ich suche mir etwas anderes. Ich kann jederzeit nach Israel gehen.«
    Genau aus diesem Grund interessierte sich Fuad für diesen Mann. Kellers ursprünglicher Plan hatte darin bestanden, ein wenig Geld zu sparen und dann für die Israelis zu kämpfen. Er hatte es schon in Syrien versucht, aber die Syrer wollten keine Söldner. Um sich zu vergewissern, stieß Fuad nach.
    »Sie sind so sicher, daß die Juden Sie aufnehmen werden«, sagte er. »Aber ich wüßte gar nicht, warum. Die haben doch genug Soldaten.«
    »Vielleicht, aber ich habe ihnen etwas Besonderes zu bieten.« Keller nahm sich eine Zigarette aus Fuads Packung und zündete sie an. »Bei ihrer Art der Kriegführung brauchen Sie Scharfschützen. Ich kann noch auf dreihundert Meter Entfernung einem Mann das Auge ausschießen.«
    »Hoffentlich können Sie das beweisen«, sagte Fuad. »Genau das werden Sie nämlich müssen. Morgen wird sich herausstellen, ob Sie wirklich ein guter Schütze sind. Gehen Sie morgen früh um dieselbe Zeit am St.-George-Hotel vorbei. Hier, kaufen Sie Ihrem Mädchen ein Geschenk.«
    Er schob Keller das Geld in die Rocktasche. »Nehmen Sie sich ein Taxi«, sprach er. Die Goldzähne glitzerten in seinem Mund. »Und viel Spaß!«
    Keller stieg aus und schlug die Tür zu. Er sah dem Wagen nach und bedachte Fuad mit einem schmutzigen Schimpfwort aus dem Legionärsjargon, in dem sich ein halbes Dutzend verschiedene Sprachen miteinander mischten. Dann ging er den Weg zurück, den er gekommen war.
    »Haben Sie sich den Mann genau angesehen?« fragte Eddi King leise und beugte sich zu Elizabeth hinüber. Der Hoteldirektor hatte sie erkannt. Der Name Cameron machte ihn munter. Sie waren kaum eine Stunde im Hotel, da wußten schon alle Leute, daß sie Huntley Camerons Nichte war. Die übrigen Gäste in der Halle beobachteten sie voller Interesse.
    »Ja, ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. Lieber wäre es mir, wenn mich die beiden da drüben nicht so anstarren würden. Und alles nur, weil dieser verdammte Artikel in der Zeitung gestanden hat.« Elizabeth drehte ihren
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