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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord
Autoren: Anthony Evelyn
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doppelten Kognak, eins fünfzig.«
    Elizabeth griff nach dem Glas. Matthews hatte sie bis jetzt noch nicht einmal angesehen.
    »Was, zum Teufel, soll das alles?« fragte der Mann lauter und selbstsicherer.
    Elizabeth schüttelte müde den Kopf. »Er ist es nicht, Peter. Du blamierst dich nur.«
    Matthews fixierte sie und wußte, daß sie die Wahrheit sprach. Er kontrollierte den Führerschein und die Flugkarte. Am liebsten hätte er ihr das Glas aus der Hand genommen und ihr den Inhalt ins Gesicht geschüttet.
    »Wenn Sie es genau wissen wollen, rufen Sie halt mein Büro an«, sagte Wienerstein. »Warum müßt ihr immer ganz normale Bürger belästigen? Kümmert euch doch mehr um die Verbrecher.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte Peter Matthews. Er griff nach Elizabeths Arm. »Leary möchte dich sprechen.«
    Als sie die Bar verließen, sahen ihnen alle nach. Sogar der düstere Barmixer wurde für eine Minute aus seiner Gleichgültigkeit aufgerüttelt.
    »Er hat dich also doch hintergangen«, sagte Matthews. »Er hatte dir versprochen, daß er es nicht tun würde.«
    »Und du hast uns versprochen, daß du uns entkommen läßt«, entgegnete Elizabeth. Sie standen am Ausgang. Von der Rollbahn her dröhnten die Düsen einer startenden Maschine.
    »Du wirst uns sagen, wo er sich versteckt«, sagte Matthews. »Du hattest gar nicht die Absicht, dich mit ihm zu treffen, wie? Das war nur ein Täuschungsmanöver. Aber wir werden ihn finden, das verspreche ich dir.«
    Hoch über ihren Köpfen stieß der mächtige Düsenklipper mit steil aufgerichteter Nase in den Himmel empor. Die Triebwerke brüllten noch einmal auf, dann wurden sie leiser. Elizabeth sah auf die Uhr. Es war zwei Minuten nach eins. Dann hob sie den Kopf und sah Matthews an. »Mir ist es gleichgültig, was er getan hat«, sagte sie. »Du wirst ihn nie finden. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen. Und jetzt gehen wir zu Leary.«
    Eine Woche später wurde John Jackson in seiner Heimatgemeinde beigesetzt. Die Nachrufe fielen unterschiedlich aus. Die Reaktionäre trauerten, die linksgerichteten Kräfte jubelten, und die Farbigen schwiegen immer noch, weil sie in Jackson das Symptom einer Krankheit sahen, die man nicht durch einen Kopfschuß beseitigen kann.
    Der Kriminalbeamte Richard Case Smith wurde in die staatliche Nervenheilanstalt gebracht, weil er geistesgestört war und sich nicht wegen des Mordes an dem Präsidentschaftskandidaten und an Monsignore Patrick Jameson vor Gericht verantworten konnte.
    Es wurde zwar gemunkelt, daß die Kugel, die Jackson getötet hatte, von einem anderen Kaliber war als die auf den Priester abgefeuerte Kugel, aber solche Gerüchte wurden rücksichtslos unterdrückt. Das Außenministerium hatte zu verstehen gegeben, daß ein politischer Skandal unerwünscht sei. Angesichts des bevorstehenden Besuchs des amerikanischen Präsidenten in Moskau traten die Beziehungen zur Sowjetunion in eine kritische Phase. Smith war ein hochgradig Schizophrener, der beide Morde begangen hatte.
    Das Verfahren gegen den bekannten Verleger und Millionär Edward King wegen des Mordes an Huntley Camerons Verlobter bedeutete eine größere Sensation. Ein Dienstmädchen von Freemont sagte aus, es hätte Dallas in den frühen Morgenstunden in ihr Zimmer gehen sehen. Die Angst vor Erpressung war ein plausibles Motiv. Auf Anweisung seiner eigenen Leute und unter dem von Leary ausgeübten Druck erklärte sich King für schuldig und wurde zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt.
    Kurz nach der Verhandlung gegen ihn fand eine Putzfrau auf einer Herrentoilette eines Cafés an der Madison Avenue eine Tüte mit fünfundzwanzigtausend Dollar. Das Geld wurde auf dem Fundbüro nie abgeholt.
    Ende Mai schloß Leary die Akte Eddi King. Er suchte Elizabeth Cameron persönlich auf und teilte ihr mit, sie könne jetzt nach Belieben verreisen, wohin sie wolle. Weder er selbst noch Peter Matthews würden sie jemals wieder belästigen.
     
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