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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord
Autoren: Anthony Evelyn
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Mexico City. Für unsere eigene Maschine waren zwei Plätze auf den Namen Cameron gebucht, aber Sie haben die Maschine versäumt, und die junge Dame hat Ihren Flug umgebucht. Ihre eigene Karte ließ sie streichen.«
    »Wann war das?« fragte Keller.
    »Erst vor ungefähr fünfzehn Minuten. Sie müssen sich ganz knapp verfehlt haben. Die Dame hat mich gebeten, Ihnen eine Nachricht zu übermitteln.«
    Also wußte sie schon über Jackson Bescheid und hatte beschlossen, ihn nicht zu begleiten. Er sah herab auf die Flugkarte, die vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Die Dame läßt Sie bitten, schon vorauszufliegen und zu warten. Sie kommt so schnell wie möglich nach. Sie hat mich gebeten, Ihnen viele liebe Grüße zu bestellen.« Das Mädchen lächelte ihn an. Er war blaß geworden, als er von der einen Flugkarte hörte. Viele Leute fliegen nach Mexiko, um dort zu heiraten oder ihre Flitterwochen zu verbringen. »Hier haben Sie Ihr Ticket«, sagte sie. »Sie müssen sich beeilen, bitte geben Sie Ihr Gepäck drüben am Schalter der Braniff ab.«
    Keller griff nach der Flugkarte. »Danke«, murmelte er. »Ich habe kein Gepäck.« Er hatte Elizabeth nur um wenige Minuten verfehlt. Er zögerte und überlegte, ob er nicht doch lieber auf sie warten sollte, anstatt nach Mexiko zu fliegen. Und das Haus ihrer Mutter in Cuernevaca. Er wußte noch genau, was sie in seinem Hotelzimmer zu ihm gesagt hatte, als sie nebeneinander lagen: ›Dort sind wir sicher. Es liegt versteckt unterhalb der Gärten. Sie hat das Haus so sehr geliebt und mir vererbt. Wir werden dort glücklich sein …‹
    Sie hatte ihm die Flugkarte und viele liebe Grüße geschickt. Er lief nicht einfach vor jemandem davon. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er ein Ziel, und diese Maschine war die einzige Gelegenheit, es zu erreichen. Schon in den nächsten Minuten konnte ein allgemeines Startverbot verhängt werden, und es war durchaus möglich, daß sämtliche Flugplätze in den Vereinigten Staaten geschlossen wurden, damit Jacksons Mörder nicht ins Ausland entkommen konnte. Wenn er diese Maschine nach Mexiko nahm, kam er der amerikanischen Polizei zuvor, und auch die dunklen Ehrenmänner aus Mr. Kings Organisation mußten seine Fährte verlieren. Wenn er nicht abflog, konnte er auch nicht mehr nach Elizabeth suchen – irgend jemand würde ihn bestimmt entdecken und festhalten. Er ging am Gepäckschalter vorbei, hinaus in den Warteraum. Der Flug wurde gerade zum letztenmal aufgerufen. Elizabeth hörte diesen Aufruf, als sie gerade die Bar am anderen Ende der Halle erreichte. Sie war fast gerannt, weil sie wußte, daß Matthews ihr folgte. Sie mußte ihn soweit wie möglich von Keller wegführen. Sie ging in die Bar hinauf und sah auf die Uhr. In wenigen Minuten mußten die Passagiere an Bord gehen. Die Maschine startete um 13 Uhr. Jetzt war es genau 12 Uhr 40.
    Sie lehnte sich an die Bartheke und stützte ihren Ärmel mitten in einen feuchten Whiskyring. Ein Mann rechts von ihr sah sie an, aber der Barmixer machte sich an seinen Flaschen zu schaffen. Er hatte wenig übrig für ängstliche Fluggäste, die ihre Nerven vor jedem Start mit Alkohol beruhigen mußten. Wenn ich mal fliege, dachte er, möchte ich nicht neben der Dame im schwarzen Pelz sitzen. Der Mann auf Elizabeths rechter Seite eröffnete das Gespräch.
    »Haben Sie schon von der Schießerei gehört?« fragte er.
    »Nein.« Sie drehte sich zu ihm um, und plötzlich fiel ihr jede Bewegung schwer. Sie begann am ganzen Körper zu zittern. »Welche Schießerei?«
    »Jackson«, antwortete der Mann. Er trank einen Schluck Bier und bot ihr eine Zigarette an. »Er wurde heute morgen in der Kathedrale erschossen.«
    Endlich bequemte sich der Barmann zu der unhöflichen Frage: »Was wollen Sie denn?«
    »Ich glaube, die Dame braucht einen Kognak, einen doppelten.«
    Diese Bestellung kam von Peter Matthews, der hinter Elizabeth getreten war. Er wandte sich an den Mann rechts von ihr. »Ich hätte gern Ihren Ausweis gesehen. Hier ist meine Karte.«
    Elizabeth hatte noch kein Wort gesagt. Sie sah, daß Matthews ihrem Nebenmann den Weg zur Tür versperrte. Die linke Hand behielt er in der Rocktasche. Sicher hatte er dort eine Pistole stecken. Der Mann sah Matthews erst entgeistert an, aber dann faßte er sich und reagierte trotzig.
    »Mein Name ist Harry Wienerstein, und ich wohne in Hampton in New Jersey. Was, zum Teufel, soll das. Hier haben Sie meinen Führerschein und meine Flugkarte nach San Antonio.«
    »Einen
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