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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger
Autoren: Horst Hoffmann
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entgegen, als die Gläserne Klinge sich fester in seinen Hals drückte, und entsetzt hörte Mythor, wie nun die Gefährten durch das Geäst brachen und sich auf die Shrouks stürzten, die nur darauf gewartet hatten.
*
    Seite an Seite drangen Fronja und Burra in die Lichtung ein. Das Entsetzen, das die Tochter des Kometen bei dem sich ihr bietenden Anblick ergriff, machte sich Luft in einem verzweifelten Schrei:
    »Mythor hat Yoter besiegt, aber die Shrouks greifen an!«
    Es war der Befehl an die Amazonen, sich den Kreaturen des Dunkels entgegenzuwerfen, die sich tatsächlich an Mythor heranschleichen wollten; schwerterschwingend stürmten sie vor. Die Shrouks erhoben ein fürchterliches Gebrüll und gingen ihrerseits zum Angriff über. Klingen schlugen klirrend aufeinander. Füße rutschten durch Lücken im Wurzelboden, der auf und ab schwang und einen sicheren Stand nun unmöglich machte.
    Fronja setzte alles daran, sich zu Mythor durchzuschlagen, doch wie eine Wand waren die Shrouks vor ihr. Die Amazonen nahmen keine Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Jede von ihnen war bereit, sich für Mythor zu opfern.
    Und Yoters Katze kauerte am anderen Rand der Lichtung und setzte zum Sprung an. Gerrek sah es und blies so fest in die Flöte, daß zunächst gar kein Ton herauskam. Endlich gelang es ihm, ihr die Klänge zu entlocken, die auch die Dämonen sichtbar gemacht hatten. Okil, alle Muskeln schon gespannt, fauchte wütend, schien sich auf den Mandaler stürzen zu wollen – und sank zu Boden wie tot.
    Mythor kniete über Yoter, der sich aller gezeigter Selbstsicherheit zum Trotz nicht zu rühren wagte. Auch wenn er ihn tötete, war alles verloren. Die Übermacht war zu groß. Gerrek mochte die Katze mit seinem Flötenspiel bannen können, nicht aber die Shrouks. Sie würden die Gefährten einen nach dem anderen besiegen.
    »Befiehl ihnen, aufzuhören!« schrie er den Menschenjäger an. »Sie sollen sich zurückziehen! Yoter, täusche dich nicht in mir!«
    Yoter lachte nur.
    »Niemals!«
    Der Kampf tobte, und mehr und mehr wurden die Kriegerinnen des Südens zurückgedrängt. Das sah auch Gerrek, und in seiner Verzweiflung setzte er die Flöte ab und blies den Schrecklichen sein Feuer entgegen. Eine Flammenlohe nach der anderen fuhr in die Horden. Die Shrouks schrien vor Wut und rissen sich schützend die Arme vor die Gesichter. Wer von ihnen nicht schnell genug floh, fühlte die Schwerter der Amazonen, die ihren plötzlichen Vorteil schnell zu nutzen verstanden.
    Gerrek blies weiter. Er trieb die Shrouks vor sich her, bis sie im Dickicht verschwunden waren. Die Amazonen gewannen endgültig die Oberhand. Zufrieden drehte der Mandaler sich um – und begriff, daß er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
    Die Shrouks waren zwar in die Flucht geschlagen, doch indem er zu flöten aufgehört hatte, war der Bann von der achtbeinigen Katze abgefallen. Sie sprang und landete inmitten der entsetzten Amazonen. Fronjas Fuß verfing sich im Geflecht. Sie stürzte, und Okil war über ihr.
*
    Hatte Mythor angesichts der fast aussichtslosen Lage der Gefährten kaum noch Bedenken gehabt, seine Drohung wahrzumachen, auch wenn ein toter Yoter seine Horden nicht zurückrufen konnte, so wurden diese nun endgültig hinweggewischt, als er Fronjas gellenden Schrei hörte und sah, in welcher tödlichen Gefahr die Geliebte schwebte.
    »Gebiete ihr Einhalt!« schrie er den Dämonendiener an. »Befiehl deiner Katze, von ihr abzulassen, oder ich schwöre, du stirbst vor Fronja!«
    Er hatte sich kaum noch in der Gewalt. Die Klinge drückte sich tief in Yoters lederartige Haut. Und der Menschenjäger mochte nun endlich begreifen, wie todernst es seinem Bezwinger war. Sein Hohnlachen erstarb. Die Augen weiteten sich.
    »Du… tötest mich nicht, wenn ich…?«
    »Rufe die Katze zurück!«
    Yoter machte einen letzten Versuch, Mythor von sich abzuschütteln. Die linke Hand des Gorganers legte sich auf sein Gesicht und stieß es mit einer Kraft zurück, der der Jäger nichts entgegenzusetzen hatte.
    »Okil!« schrie er. »Okil, zurück!«
    Ein noch wütenderes Fauchen war die Antwort. Fronja lag unter den beiden vorderen Beinpaaren der Bestie, die Hände in Entsetzen vor das Gesicht geschlagen, Okil fauchte, hob eine Pranke und schlug in die Luft. Erst als Yoter ihr Worte in einer unbekannten Sprache zurief, ließ sie von der Tochter des Kometen ab. Mit einem Satz schnellte sie sich an den Rand der Lichtung, wo sie in geduckter Haltung
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