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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger
Autoren: Horst Hoffmann
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Kräftemessen. Mythor versuchte, etwas von dem zu erkennen, was Siebentag wirklich tat. Er drehte ihm den Rücken zu, und ganz leise war jetzt seine Stimme zu hören, wie sie fremde Worte murmelte.
    Die Dämonen wichen bis in die Wurzeln zurück, wanden sich wie unter körperlichen Schmerzen und streckten dem Kannibalen ihre Klauen entgegen. Er folgte ihnen, trieb sie vor sich her, riß den Umhang ganz auf und warf sich weit in die Brust, als wollte er den Riesen die Magie seiner Bemalung entgegenschleudern.
    »Sie fliehen!« flüsterte Fronja heiser. »Sieh hin, Mythor, sie fliehen vor ihm!«
    Heulend verwandelten sie sich in zuckende Flammen, die, wie von einem heftigen Wind erfaßt, in das Wurzelgeflecht fuhren und davonwehten.
    Wo sie eben noch gestanden hatten, lagen Lankohr und Heeva reglos am Boden.
    Siebentag schloß seinen Umhang und drehte sich grinsend zu den Gefährten um.
    »Beim dritten Mal mußte es wohl gelingen«, tat er so, als hätte er nichts Ungewöhnliches vollbracht. »Ich habe sie uns für immer vom Hals geschafft. Nun kümmere du dich um die Aasen, Kleiner Nadomir.«
    Daß er die Dämonen – oder deren Diener – endgültig vertrieben hatte, das glaubte ihm Mythor sogar, nicht dagegen, daß er dies allein durch die magische Kraft seiner Körperbilder geschafft hatte. Er verzichtete diesmal darauf, Siebentag zur Rede zu stellen, denn auch jetzt würde er keine Antwort erhalten, die ihn befriedigen konnte.
    »Wir machen Rast, bis Nadomir uns sagen kann, ob er den Aasen zu helfen vermag!« verkündete Burra mit lauter Stimme, die den Bann brach. Die Amazonen schrien ihren Triumph hinaus. »Außerdem wird es höchste Zeit, daß er sich um die Verwundeten kümmert!«
    Mythor nickte ihr zu. Im Sud blieb es ruhig. Als hätten die Mächte der Finsternis mit den Kristallenen ihr vorläufig letztes Aufgebot geschickt, regte sich nichts zwischen den Wurzeln.
    Er setzte sich. Fronja ließ sich neben ihm nieder.
    »Ich kann es noch immer nicht fassen!« stieß sie hervor. »Die ganze Zeit über waren sie unter uns!«
    »Und nur Nadomir konnte sie in ihrer wahren Gestalt sehen«, murmelte Mythor. »Ich glaubte ihm nicht, als er mich warnte.«
    »Aber was wollten sie? Solange sie unerkannt waren, hätten sie uns einen nach dem anderen umbringen können.«
    »Sie taten es aber nicht. Vielleicht sollten sie uns ins Verderben führen oder ihren Herren zuspielen. Warum sonst hätten sie Yoter auf Phryl-Dhone vertreiben sollen?«
    »Aber Heeva hätte dich in der Höhle getötet, wenn Nadomir nicht eingegriffen hätte.«
    Mythor winkte ab.
    »Wir werden es nie erfahren, Fronja. Wir glauben, von Geheimnissen umgeben zu sein – und ahnen doch nicht, wie viele es für uns gibt.«
    Sie blickte ihn merkwürdig an.
    »So redest du selten, Mythor. Wo warst du, als wir dich suchten? Ich sah ganz genau, wie du plötzlich aus dem Nichts wiederauftauchtest. Wo warst du, und was hast du dort gesehen?«
    Eine Erscheinung wie Gwasamee, dachte er, nahe daran zu bezweifeln, daß er die Begegnung wirklich erlebt hatte.
    Er blieb Fronja die Antwort schuldig. Sie wollte weiter in ihn dringen, doch in diesem Augenblick erhoben sich Lankohr und Heeva. Nadomir schüttelte den Kopf.
    »Sie kamen von ganz allein zu sich«, erklärte er. »Ich konnte nichts tun.«
    »Dann versorge nun die Verletzten«, wies Burra ihn an. Die Aasen kamen, unsicher noch, auf die Gefährten zu. Schnell stellte sich heraus, daß sie sich an nichts mehr erinnern konnten, seitdem die Phanus in die schwere Luft geraten war.
    Mythor drängte es weiter. Es war sinnlos, sich den Kopf über etwas zu zerbrechen, das niemand zu begreifen vermochte – noch nicht.
    Nadomirs Kräuter und Salben heilten binnen kurzer Zeit auch die von den Ratten gerissenen und im Kampf gegen die Bizarren davongetragenen Wunden. Die Aasen waren wieder bei Kräften, den Amazonen hatte die erzwungene Rast sichtlich gutgetan. Und selbst Gerrek war wieder ansprechbar. Wie selbstverständlich schrieb er es auch seinem Flötenspiel zu, daß Mythor unter den Schwertern der Kristallenen weggezaubert worden war. Der Gorganer beließ ihn in diesem Glauben, ihn und die anderen.
    »Yoter wartet am Ende des Suds«, warnte Nadomir, als sich die Gruppe in Bewegung setzte. »Und diesmal werden uns keine Dämonen vor ihm beschützen.«
    »Du redest schon wieder Unsinn«, seufzte Scida. »Was macht dich so sicher, daß es Dämonen waren? Und außerdem ist das alles ein Pack! Sie beschützen uns nicht
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