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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger
Autoren: Horst Hoffmann
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nähern, Robbin.«
    »Die Richtung stimmt«, wiederholte der Pfader geduldig. »Wir treiben irgendwo in ihrer Nähe, und vielleicht wäre es gut, wenn wir sie niemals finden würden. Hör dieses eine Mal auf die Warnungen von einem, der sich in der Schattenzone besser auskennt als du. Je weiter wir an die Dämonenleiter herankommen, desto größeren Gefahren setzen wir uns aus. Du bist dabei, Mächte heraufzubeschwören, denen wir alle zusammen nichts entgegenzusetzen haben, Mythor – auch nicht mit Alton und den Kristallen. Gegen das, was uns erwartet, wird dir alles, was wir bisher an Schrecken erlebten, harmlos vorkommen.«
    »Hör auf! Oder muß ich dich daran erinnern, daß du ein Faß voller Salz bekommen hast für dein Versprechen, mich nach Carlumen zu führen?«
    »Nein, aber…«
    Robbin wand sich und blickte Fronja hilfesuchend an. Mythor schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    »Ich werde Carlumen finden. Diese beiden Kristalle werden mir helfen, die Weltkarte zu lesen. Danach wissen wir, wohin wir uns zu wenden haben.«
    Robbin schien sich in den hölzernen Boden des Hausboots schrauben zu wollen. Seine bandagierten Arme legten sich ihm wie Schlangen um den Kopf. Er wollte nichts mehr sehen und hören.
    Dabei war er es gewesen, der die Vermutung ausgesprochen hatte, daß sich auf der Karte etliche magische Hinweise befänden, die man mit den beiden DRAGOMAE-Bausteinen nicht nur würde zu sehen bekommen, sondern auch würde deuten können.
    Die schwere Klappe über der zum Oberdeck führenden Treppe wurde aufgerissen. Burras von Narben übersätes Gesicht erschien in der Luke.
    »Die Amazonen werden unruhig!« rief sie herab. »Zu lange schon ist es ruhig. Irgend etwas wird bald geschehen, und sie alle ahnen es. Etwas kommt auf uns zu. Sie wollen endlich wissen, wo wir sind und wohin wir fahren!«
    Fronja lachte rauh. »Es ist umgekehrt, Burra von Anakrom. Wir fliegen der Gefahr entgegen, wenn Mythor nicht rasch zur Besinnung kommt!«
    Der Sohn des Kometen preßte die Lippen aufeinander und ließ das unausgesprochen, was ihm auf der Zunge lag. Seine Liebe zu Fronja war so stark wie beim ersten Anblick ihres Bildnisses, von dem sie meinte, daß es einen Liebeszauber auf ihn ausgeübt habe. Dennoch wollte er sich nicht länger bevormunden lassen. Er hatte ein Ziel und war ihm näher als jemals zuvor. Niemand, nicht einmal Fronja, sollte ihn nun noch davon abbringen.
    »Wenn du mich nicht die Karte lesen lassen willst«, warf er ihr grimmig vor, »dann verrate du mir doch, welche geheimen Hinweise es auf ihr gibt. Immerhin warst du vor vielen Jahren ja mit Caeryll zusammen und mußt seine Geheimnisse kennen!«
    Sie schrie auf, machte einen Schritt auf ihn zu und schien die Klingen gegen ihn ziehen zu wollen, die einer der Amazonen gehört hatten, die in der Schattenzone ihr Leben ließen. Mythor sprang auf. Ihre Blicke verschmölzen für einige Herzschläge miteinander, ein stummes Kräftemessen zweier Menschen, von denen jeder wußte, wie stark der Wille des anderen war, wie grimmig die Entschlossenheit.
    »Hört endlich zu streiten auf!« kam es von Gerrek. »Bei allen Drachen des glorreichen Zeitalters, seht lieber zu, daß wir auf festem Land aufsetzen! Mir ist so schlecht…!«
    »Sei still, Beuteldrache!« fuhr Fronja ihn an, ohne sich umzudrehen. Ihr Zeigefinger drückte sich in Mythors Brust. »Und dir habe ich schon gesagt, daß ich Caeryll niemals begegnete!«
    Mythors Zorn war nicht mehr zu zügeln. Er schlug ihre Hand zur Seite und knurrte:
    »Und das war eine Lüge! Ich selbst sah dich in der Schattenbucht an der Seite des Lava-Mannes, der mir als Caeryll erschien!«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Es war so! Welchen Sinn hat es, das zu verschweigen? Sage mir jetzt, was du weißt, Fronja. Es geht nicht mehr nur um dich und das, was du nicht preiszugeben bereit bist! Es geht um…«
    Ihr schallendes Lachen brachte ihn zum Verstummen. Sie zog sich bis zur gegenüberliegenden Wand zurück, lehnte sich mit den Schultern dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich war nie in meinem Leben an Caerylls Seite«, sagte sie. »Selbst in meinen Träumen nicht!«
    Ein heftiger Ruck ging durch die Phanus. Ein Toben und Brausen hob draußen an, das die Wände durchdrang, als hätten sie sich von einem Augenblick auf den anderen aufgelöst. Von oben waren die Schreie der Amazonen zu hören. Burra ließ die Klappe herabfallen und schrie Befehle in den Orkan.
    Gebannt lauschten die Gefährten,
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