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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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ist mir ja peinlich — aber sonst wird meine Kreditkarte gesperrt.
Wird eingezogen. Verstehen Sie?! Jetzt habe ich nicht mal das Geld, um hier
meinen Kaffee zu bezahlen. Aber ich dachte mir, ein Kavalier wie Sie — der lädt
mich doch sicherlich ein. Und überhaupt...“
    Bittend sah sie ihn an.
    Wenk schloss die Augen. O nein!
Das kann doch nicht wahr sein. Ein Albtraum! Diese blöde Kuh erlebt das, was
ich ihr aufbinden will. Wenn ich jetzt meine Story rauslasse, biegen sich die
Balken. Unmöglich! Was mache ich? Wie erkläre ich mein Aussehen?
    Seine Achselhöhlen wurden
feucht. Er legte die zertrampelten Rosen auf den Tisch.
    Langsam nahm Petra Elken ihre
getönte Brille ab.
     
    *
     
    Das Mittagessen fiel heute aus,
jedenfalls für Tim und Karl. Stattdessen trafen sie pünktlich bei Gaby ein, die
noch pünktlicher war, nämlich schon vor der Haustür wartete. Mit ihrem Bike und
mit Oskar an der Leine. Tim hatte seine schöne Freundin seit Schulschluss, also
seit über einer Stunde nicht gesehen, was Grund genug war für ein
Begrüßungsbussi.
    Oskar wedelte erfreut. Karl
polierte seine Brillengläser. Dann blickten alle in jene Richtung, die man
einschlagen muss, will man von der Altstadt zum Hauptbahnhof gehen. Wo blieb
Klößchen?
    „Der Zahnarzt ist Stress für
ihn“, sagte Tim. „Vor jedem Termin hat er nächtelang Albträume.“
    „Vielleicht ist er ohnmächtig
geworden“, vermutete Karl, „und wir können lange warten.“
    „Dr. Drill“, widersprach Gaby,
„ist bekannt für seine sanfte Hand. Auf Wunsch kriegt man eine
Schmerzbetäubungs-Spritze.“
    „Mancher Patient“, meinte Tim,
„hat vor der Spritze mehr Angst als vor dem Bohren. Klößchen hasst beides. Aber
er liebt Schokolade. Und die frisst ihm Löcher in die Zähne, weil er sie rund
um die Uhr schmatzt.“
    „Dort kommt er.“ Gaby pustete
gegen ihre Ponyfransen. Klößchen radelte heran, hochrot das Gesicht — aber
nicht nur vor Anstrengung.
    „Wisst ihr, weshalb ich mich
verspäte?“, rief er — und glitt vom Sattel.
    „Dr. Drill hat gebohrt“,
grinste Tim, „und du bist ohnmächtig geworden.“
    „Unsinn! Mannhaft habe ich den
Mund aufgesperrt bei der Bekämpfung meiner Karies ( Zahnfäule ). Aber im Hbf
hat ein Mistkerl ‘n Brett mit Klebstoff bekleistert und ich hing fest wie ‘ne
Fliege am Fliegenfänger. Drei Mann mussten mich losreißen. Dabei hätte ich fast
eine Hand verloren.“
    Er grinste — und erzählte dann,
wie’s wirklich gewesen war. Aber das war nur der Einstieg fürs Eigentliche,
nämlich seine seltsame Beobachtung im Hbf-WC.
    „...schwöre ich euch: Erst war
der Mann elegant und schnieke wie ein Herrenausstatter für betuchte
Edelzwirn-Freaks. Aber als er zurückkam vom Klo, sah er aus wie das Gegenteil.“
    „Gegenteil?“, fragte Gaby. „Wie
soll ich mir das vorstellen?“
    „Verdreckt, zerrissen — als
hätte er in ‘ner halb vollen Bio-Tonne gepennt. Erst dachte ich, man hätte ihn
überfallen. Aber er und ich waren die Einzigen im Klo.“
    „Dann hat er sich eigenhändig
so verwandelt“, sagte Tim. „Über das Warum kann man nur spekulieren. Vielleicht
will er jemanden täuschen. Oder er ist Schauspieler. Oder er möchte Mitleid
erregen bei seiner Großmutter. Egal! Ist nicht unser Bier, Willi! Unser Problem
ist heißer. Aber davon weißt du noch nichts.“
    Klößchens Info-Mangel beruhte
darauf, dass er vorhin — während der großen Pause — wegen bohrender
Zahnschmerzen nicht fähig gewesen war, am TKKG-Gespräch teilzunehmen.
    „Ich fasse mich kurz“, sagte
Gaby. „Bevor mein Papi vorigen Sonntag nach Washington D. C. flog, hörte ich,
wie er mit seinem Kollegen Bauer-Rottleben telefonierte. Den mag er eigentlich
nicht. Niemand mag ihn. Schrottleben — wie manche ihn nennen — ist der
unbeliebteste Typ im Präsidium. Aber er ist Kommissar, denn in jedem Betrieb,
jeder Firma, jeder Behörde gibt es solche und solche und...“
    „Ich unterbreche dich ungern,
Pfote.“ Tim lächelte mild. „Aber du wolltest dich kurz fassen.“
    „Okay, Häuptling! Hast Recht — ausnahmsweise.
Also, es ging darum: Letzten Monat sind Brandanschläge verübt worden auf zwei
italienische Restaurants. Das Tivoli ist runtergebrannt bis auf die
Grundmauern. Schaden etwa 1,5 Millionen Euro. Aber keine Verletzten. Beim Roma
war die Feuerwehr rechtzeitig da — trotzdem ist innen alles Schutt und Asche.
Für die erste Vermutung, es könnte sich um Ausländerfeindlichkeit handeln, gibt
es
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