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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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Dr. Drill, der mittags durcharbeitete. Die sechste Schulstunde
war frei und Klößchen überstand die Behandlung mit kaltem Schweiß auf der
Stirn. Drei Zähne hatten Löcher, drei Füllungen mussten sein. Nach dieser
Tortur ( Folter ) war Klößchen der Meinung, er hätte eine belohnende
Stärkung verdient. Also, Abstecher zum Hauptbahnhof, der ja ganz in der Nähe
war. Dort gibt es den Schoko-Laden — so heißt er — , der angeblich alle Schokoladen-Sorten
der Welt führt. Für Klößchen, der nur noch Geld hatte für drei Tafeln, eine
Qual der Wahl.
    Immerhin, er entschied sich.
Nicht ohne die Verkäuferin darauf hinzuweisen, er sei der Sohn des bekannten
Schokoladen-Fabrikanten Sauerlich.
    „Dann sitzt du ja an der
Quelle. Oder magst du eure Produkte nicht?“
    „Doch! Natürlich! Die sind
riesig! Spitzenklasse. Aber ich muss die Konkurrenz im Auge behalten. Deshalb
koste ich mal hier und mal da.“
    Anschließend war er durch die
Halle gestreift. Vor einem Auskunfts-Schalter, der aber geschlossen hatte,
wollte er sich französische Schoko als Vorspeise genehmigen. Die Augen nur auf
seinen Proviant gerichtet, stützte er sich mit der linken Hand auf das
Ablagebrett vor dem Schalter — und blieb fast kleben mit vier Fingern.
Irgendein hinterhältiger Spaßvogel hatte das gesamte Ablagebrett mit Klebstoff
bestrichen. Sauerei!
    Klößchen eilte zu den
Toiletten. Mit Wasser und Seife versuchte er, seine Hand zu säubern. Aber der
Klebstoff haftete an ihm wie seine Haut. Immerhin ließ die klebende Wirkung
nach. Klößchen konnte eine Faust ballen — und auch wieder öffnen.
    Jetzt sah er in den Spiegel
überm Becken — und hätte den Typ von eben fast nicht erkannt.
    Was war dem denn passiert?
Prügelei im Klo? Lautloser Überfall?
    Klößchen drehte sich um.
    „Wenn Sie zur Bahnpolizei
wollen, müssen Sie durch die Halle und dann links.“
    „Jaja, weiß ich.“ Der Mann ging
weiter.
    Klößchen spähte zu den Kabinen.
Waren dort Schläger, Räuber, Junkies? Nein, niemand.
    Klößchen wollte noch fragen,
aber der Mann war schon draußen.

2. Schutzgeld-Erpressung
     
    Ich sehe aus, dachte Wenk, wie
einer, der Ärger hatte. Aber niemand achtet auf mich. Umso besser! So sind die
Millionenstädte. Jeder blickt nur auf sich, kein Interesse für andere — könnte
ja Ärger machen.
    Der Tag war sonnig und kühl.
Die Blätter fielen von Bäumen und Büschen. In den Gärten lag Laub.
    Wenk ging das kurze Stück zum
Café Mozart. Ein tiefer Atemzug bevor er eintrat. Ein bisschen Leidensmiene.
Trotzdem wollte er den Eindruck erwecken, so was werfe ihn nicht um.
Schließlich ist Ralf Höfler kein Weichei — auch wenn er nichts ausrichten
konnte gegen die drei-, nein! besser: fünfköpfige Übermacht.
    Wenig Leute im Café. Auf einem
Tisch am Fenster sah er das gelbe Buch. Die Frau saß mit dem Rücken zu ihm. Sie
war blond, wie versprochen, und trug ein blaues Kostüm. Er trat an den Tisch.
    „Hallo! Ich...“
    Alles andere blieb ihm im Halse
stecken. Als sie aufsah, traf Wenk fast der Schlag. Zottelig hing ihr das Haar
in die Stirn, ins Gesicht. Blut im Mundwinkel, das Kostüm vorn so schmutzig wie
sein Trench. Petra Elken trug eine getönte Brille, eine Brille so groß wie eine
Halbmaske.
    Entsetzt starrte er die Frau
an.
    „Herr Höfler?“

    „Ja. Nein, das heißt, der bin
ich. Hallooo!“
    Petra Elken schluchzte auf.
Aber ihr Händedruck war härter als seiner.
    Wenk sank auf einen Stuhl. „Was
ist Ihnen denn zugestoßen?“
    Sie sieht schlimmer aus als
ich, dachte er. Wie soll ich jetzt meine Schau abziehen?
    Die Frau schluchzte abermals.
„Es war schrecklich. Einfach schrecklich. Wissen Sie, ich wohne außerhalb. In
Bad Schanzlahr. Ist nicht weit. Nur sieben Kilometer. Trotzdem — mitten auf der
Landstraße blieb mein Wagen stehen. Ja, ich weiß, der Motor hat schon lange
gestottert. Trotzdem! Ein Mann hat mich mitgenommen. Dieser verfluchte Lump! Es
war kein hilfsbereiter Mensch. Es war ein Verbrecher. Lachend hat er mir
erzählt, dass er den Wagen gestohlen hätte. Es würde also gar nichts bringen,
wenn ich der Polizei das Kennzeichen sage. Dann hat er mich beraubt. Ich habe
mich gewehrt wie eine Wilde. Aber er war viel stärker und brutal. Sehen Sie,
wie er mich zugerichtet hat! Aus dem Wagen hat er mich gestoßen! Ich könnte tot
sein. Und natürlich hat er meine Handtasche. Mit allem. 3000 Euro waren drin.
Die wollte ich vor unserem Treffen zur Bank bringen. Ich muss sie hinbringen.
Sonst — es
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