Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Kerl namens Heribert Kulse weiß ich, dass er der
führende Kopf im Drogenhandel ist. Macht sich selbst die Hände nicht dreckig,
hat aber beste Verbindungen bis China und Chicago und zieht die Fäden im
Hintergrund.“
    Helga nickte. „Den meine ich.“
    Er blinzelte anerkennend.
„Zecht er zu Hause oder in einer Kneipe?“
    „Daheim. Er lebt auch allein.
Er ist schon ein bisschen taperig und verlässt kaum das Haus. Aber er spielt
immer noch gern den großen Boss. Ich vermute, bei ihm kann ich allerhand
holen.“
    „Das hast du geplant — trotz
unserem Rendezvous?“
    „Klar! Ich dachte mir, entweder
du bist nach einer halben Stunde bereits auf der Flucht — oder es läuft so, wie
es jetzt läuft, und wir werden ein Team.“
    „Können wir nun endlich auf du
anstoßen?“
    „Okay, jetzt darfst du mich
küssen.“

4. Treffpunkt toter Briefkasten
     
    Vorbei der Sonnenschein.
Innerhalb einer halben Stunde hatte sich der Himmel mit düsteren Wolken
bezogen. Es wurde bitterkalt. Eisiger Wind fauchte durch die Straßen. Überall
gingen die Lichter an — auch in der Nauberring-Straße, die als gute Lage gilt,
was Geschäfte und Restaurants betrifft.
    TKKG und Oskar belegten im Che
Italia einen Fenstertisch und warteten auf Lucia.
    Sie sei beim
Gitarre-Unterricht, käme aber bald, hatte die freundliche Serviererin erklärt.
Sie sah wie eine Italienerin aus, sprach aber Sächsisch. TKKG hatten Berge von
Pizzabrot bestellt und Cappuccino (Kaffee mit Milchschaum). Oskar unterm
Tisch wurde heimlich gefüttert — von Tim, der aber die scharf gewürzten Stellen
vom Pizzabrot vorher abbiss. Ein Hundemagen verträgt so was nicht.
    „Du verziehst meinen Hund“,
sagte Gaby.
    „Wie bitte?“ Tim saß seiner
Freundin gegenüber und blickte in ihre Kornblumenaugen.
    „Glaubst du, ich merke nicht,
wie du unauffällig Riesenstücke unter den Tisch fallen lässt?! Außerdem
schmatzt Oskar.“
    Tim fühlte sich ertappt. „Ein
Cockerspaniel hat immer Hunger. Und verzogen ist Oskar sowieso.“
    „Aber nicht von mir. Er ist
stubenrein, macht Platz auf Kommando und fällt nicht über den Briefträger her —
wie alle anderen Hunde.“
    „Deine Erziehung kann sich
sehen lassen.“
    „Dich erziehe ich auch noch“,
lachte Gaby.
    „Stubenrein ist er schon“,
meinte Klößchen mit vollem Mund.
    „Gleich wird mir übel“, sagte
Karl. „Ich kann das nicht mit ansehen. Willi schiebt sich gleichzeitig
gewürztes Pizzabrot und Schokolade rein.“
    „Ich hätte auch nicht gedacht,
dass das so gut schmeckt“, grinste Klößchen. „Aber ich bin begeistert. Man muss
eben ganz neue Wege gehen, um die Kochkunst zu beleben.“
    Jetzt, am frühen Nachmittag,
waren sie die einzigen Gäste. Die Pizzeria war modern eingerichtet: an weiß
getünchten Wänden Gemälde italienischer Landschaften, eine elegante Bartheke im
Hintergrund. Dort konnte der eilige Gast einen Imbiss nehmen bei einem Glas
Wein. Abends, das wusste Tim, war es hier brechend voll. An etwa vierzig weiß
gedeckten Tischen wurden dann italienische Spezialitäten serviert. Und
köstliche Weine.
    Eigentlich, dachte Tim, ist die
Bezeichnung Pizzeria irreführend. Das Che Italia ist ein Nobelrestaurant, in
dem man auch hervorragende Pizzen bekommt. Klar doch! Schutzgeld-Erpresser
sehen hier ihren Weizen blühen.
    In diesem Moment kam Lucia
herein.
    Sie trug ihre Klampfe in einer
dafür vorgesehenen Segeltuchtasche, bemerkte TKKG sofort und schien zu
erschrecken.
    Gaby hob winkend die Hand. Die
Serviererin sagte etwas zu Lucia und das Mädchen kam an den Tisch.
    Lucia war schlank, kleiner als
Gaby, ausgestattet mit dunklen Mandelaugen und schwarzem Haar, das sie oft als
Mittelzopf trug — wie heute. Ein liebliches Geschöpf — und genau von dem Typ,
bei dessen Anblick Klößchen sich über die Haare streicht und den Pullover über
seine rundliche Mitte zieht. Auch jetzt sprühte sein, Klößchens, Blick vor Begeisterung.
    Lucia lächelte und gab allen
die Hand.
    „O weh!“, meinte sie und setzte
sich zu ihnen.
    „Warum o weh?“, fragte Tim.
    „Weil ich ahne, weshalb ihr
hier seid.“ Sie wandte sich an Gaby. „Ich hätte das gestern nicht sagen sollen.
Es ist mir rausgerutscht.“
    Hm!, dachte Tim. Sie sagt das
so froh, dass man meinen könnte, es wäre ihr absichtlich passiert.
    „Und wie ich euch kenne“,
redete sie weiter, „lasst ihr jetzt nicht locker, sondern wollt alles wissen.
Nicht wahr?“ Sie hatte die Stimme gesenkt.
    Gaby beugte sich vor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher