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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
Autoren: Bastei Lübbe
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und richteten ihn christlich aus, und zwar nicht nur mit der christlichen Chronologie, sondern in seiner gesamten Struktur. Daher wollten sich die revolutionären Kalenderreformen des 18. und 20. Jahrhunderts aus ideologischen Gründen nicht damit begnügen, bloß die christliche Chronologie abzuschaffen, sondern sie wollten den Kalender grundlegend verändern. Heute dagegen nehmen wir die christliche Prägung unserer Zeitrechnung kaum noch bewusst wahr, weil unser Lebensalltag ohnehin weitgehend säkularisiert ist.
Unser Weltkalender – einst ein päpstliches Reformwerk
    Und doch heißt unser Kalender nach einem römischen Papst, Initiator der letzten maßgeblichen Reform des viel älteren Kalenders Ende des 16. Jahrhunderts: Gregor XIII. Seine Person machte die gregorianische Reform von 1582 schon im Vorfeld zu einem Politikum erster Güte. Im feindseligen Klima zwischen römischer Kirche und protestantischer Welt wenige Jahrzehnte nach der Reformation, die das christliche Abendland zutiefst erschüttert hatte, musste der päpstliche Zugriff auf den Kalender überall dort vehement abgelehnt werden, wo die Autorität des Papsttums generell infrage gestellt war. Die Protestanten wollten einem katholischen Kirchenoberhaupt, das sie als Antichrist verhöhnten, nicht zugestehen, sich mit einem Kalender unsterblich zu machen, zumal siehinter dem Vorhaben die verhasste Gegenreformation witterten. Das war durchaus berechtigt, denn für den sendungsbewussten Gregor war die Reform bei aller augenfälligen Notwendigkeit und wissenschaftlichen Herangehensweise gleichzeitig ein propagandistisches Unternehmen. Dass die Wissenschaft aufseiten der römischen Kirche stand, nutzte im vergifteten Klima der Kirchenspaltung denn auch nicht viel.
    Was aber machte die Reform des Kalenders überhaupt notwendig, und wie kam der Papst dazu, dieses ehrgeizige Unternehmen anzugehen? Der augenfälligste Grund für einen Kalender-Relaunch war ein religiöser, nämlich das christliche Osterfest. Und dass da etwas nicht stimmte, fiel nicht nur den Astronomen auf. Im 3. Jahrhundert hatte man sich darauf geeinigt, dieses höchste Fest der Christenheit immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern, also an einem beweglichen Datum zwischen dem 22. März und 25. April. Wegen der damals besonders prekären Konkurrenzsituation mit dem Judentum sollte das Fest aber auf keinen Fall mit dem Pessach zusammenfallen. Weil der alte julianische Kalender gegenüber dem astronomischen Jahr 11 Minuten und 12 Sekunden zu lang war, hatten sich seit der letzten Kalenderreform zehn überzählige Tage angesammelt, sodass der kalendarische Frühlingsanfang allmählich immer früher im (Sonnen-)Jahr stattfand. Dadurch rückte auch das christliche Osterfest (und damit auch die daran gekoppelten beweglichen Festtage) allmählich weiter zurück – ein erhebliches Ärgernis für die universell christliche Gesellschaft im damaligen Abendland, denn ein verfrühter Ostertermin konnte nicht gottgefällig sein und war daher beängstigend.
    Dieses ungute Gefühl teilten Katholiken und Protestanten gleichermaßen, doch weigerte sich die Reformation, das Papsttum als Kalenderautorität anzuerkennen. Da half es wenig, dass Martin Luther selbst eine einheitliche Reform verlangt hatte – allesPäpstliche war den von Rom abtrünnigen Christen Teufelswerk, zumal wenn es von diesem Papst kam. Und wer die Schwächen des alten Kalenders nicht ignorieren, dem Papst aber ebenso wenig recht geben wollte, der forderte ganz andere Lösungen – beispielsweise Landgraf Wilhelm IV. von Hessen, der sich für die Übernahme des neupersischen Kalenders starkmachte.
    Sogar innerhalb der katholischen Kirche gab es erhebliche Widerstände gegen das Vorhaben der Kalenderreform – durfte der Papst eigenmächtig in die Zeit eingreifen, die doch von Gott gegeben war? Viele unterschieden damals nicht zwischen Zeit und ihrer Einteilung durch den Menschen. Luther hingegen forderte noch radikalere Änderungen am Kalender: Er wollte die vielen beweglichen Feiertage der Christenheit – abfällig »Schaukeltermine« genannt und an Mondphasen oder Tagundnachtgleichen orientiert – gleich ganz abschaffen. Ihm schwebte vor, Ostern alljährlich an einem festen Datum zu feiern.
    Kritik an den Schwächen des Kalenders gab es schon lange – einer der ersten Wortführer war im 8. Jahrhundert der schon erwähnte angelsächsische Benediktiner und Gelehrte Beda Venerabilis. Mit der über die
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