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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady
Autoren: Jack Slade
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die Tische gleiten.
    Inzwischen unterbrachen auch die ersten Grauhaarigen ihre Gespräche und musterten sie ungeniert.
    »Suchen Sie einen Platz, Madam?«, rief einer der Pomadisierten und ruckte mit seinem Stuhl herum, dem Mittelgang zu. »Nehmen Sie diesen!« Er klopfte sich auf den Schoß. »Der ist für Sie reserviert.«
    Die anderen lachten und johlten beifällig, hielten das Eis für gebrochen. Den älteren Männern war indessen anzusehen, dass sie sich unwohl fühlten.
    Eugenia lächelte und ging auf den Wortführer zu. Sein fettglänzendes Haar war wie schwarzer Lack, von einem Mittelscheitel messerscharf geeilt. Zwei andere an seinem Tisch waren im gleichen Alter, der vierte dachte wahrscheinlich schon daran, sich bald zur Ruhe zu setzen.
    »Sehr freundlich«, sagte sie zu dem Gelackten und blieb vor ihm stehen.
    Er fühlte sich herausgefordert und bestätigt zugleich. Deshalb erklärte er forsch und herausfordernd: »Noch gemütlicher ist es auf meinem Zimmer. Warum begeben wir beiden Hübschen uns nicht gleich dorthin?«
    Eugenias Lächeln nahm eine scheinbare Freundlichkeit an. »Halten Sie mich für käuflich?«
    »Wer ist das heutzutage nicht?«, erwiderte er großspurig und regte seine Tischnachbarn damit an, hinter vorgehaltener Hand amüsiert zu glucksen und zu kichern.
    Eugenia nickte geduldig. »Gut. Dann gehen wir beiden Hübschen erst einmal an die Bar. Einverstanden?«
    Er nahm den Spott in ihrer Stimme ebenso wenig wahr wie die anderen.
    »Klar«, erwiderte er unternehmungslustig und verbarg seine Verblüffung über ihre Bereitwilligkeit. »Man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Habe ich Recht?«
    »Absolut«, bestätigte Eugenia und schmunzelnd. »Und gut Ding will Weile haben. Ist es nicht so?«
    »Aber garantiert«, antwortete der Mann mit dem Pomadenglanz. Breit grinsend erhob er sich von seinem Stuhl und sah sich dabei Beifall heischend zu den anderen um.
    »Na, dann mal los«, forderte ihn Eugenia auf. »Bestimmt fallen Ihnen noch ein paar passende Sprüche ein.«
    »Sicher doch, so wie ich gebaut bin.« Er folgte ihr eilig, als sie kehrtmachte und auf die Bar zuging. Behände schwang er sich auf den Barhocker neben ihr. »Whisky?« Als sie nicht antwortete, gab er dem Barkeeper ein Zeichen, indem er zwei Finger hob.
    Gleich darauf brachte der Barmann die bestellten Drinks in Shotgläsern und stellte sie feixend vor Eugenia und ihrem Begleiter ab. Doch er kam nicht dazu, ihr zuzuprosten, denn sie nahm ihren Dienstausweis aus der Innentasche ihres Jacketts, klappte ihn auf und schob ihn dem Pomadisierten zu. Sein Blick wanderte von ihrem goldfarbenen Marshal-Stern zu dem Text des Ausweises.
    »United States Marshals Service«, las er staunend vor – und dann ihren fett geschriebenen Namen unter dem Passfoto, das sogar koloriert war: »Eugenia Blake.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Sie sind wirklich ein US Marshal?« Nach einer Pause, in der er kaum noch an sich halten konnte, fügte er hinzu: »Und kein US-Karnevalsclown?« Noch während er es aussprach, brach er in schallendes Gelächter aus. Während die älteren sich zurückhielten, stimmten die Männer an seinem Tisch lautstark mit ein.
    Eugenia klappte das Etui ihres Ausweises zu, steckte ihn wieder ein und wartete, bis der Witzbold und seine Gefährten sich beruhigt hatten.
    »Ich werde an Ihnen ein Exempel statuieren«, sagte sie dann.
    »Wie bitte?« Er blinzelte irritiert.
    »Wissen Sie, was Mundpropaganda ist?«
    »Klar. Die beste Reklame, die es gibt.«
    »Sehen Sie. Mit dem Beispiel, das ich durch Sie setze, mache ich Werbung. Hochwirksame Werbung.«
    »Wofür?« Er grinste geringschätzig. »Für das älteste Gewerbe der Welt?«
    »Sie können es nicht lassen, was? Immer einen Scherz auf den Lippen, stimmt’s?«
    »Das gehört in meinem Job dazu«, prahlte er und griff nach den Whiskygläsern. »Ohne ein flottes Mundwerk bringt man es zu nichts.«
    Eugenia nickte, da sie nichts anderes erwartet hatte. Beinahe beiläufig erklärte sie: »Sie sind vorläufig festgenommen, Mister. Wegen Beleidigung und Nötigung einer Bundesbeamtin. Ihre Personalien werden gleich drüben beim Town Marshal aufgenommen. Ich empfehle Ihnen, keinen Widerstand zu leisten. Andernfalls müsste ich Gewalt anwenden.«
    »Waaas?« Seine Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen. Er ließ die Whiskygläser los, als hätte er sich daran verbrannt. Im nächsten Moment schrie er: »Das ist doch nicht Ihr Ernst! Was nehmen Sie sich
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