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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady
Autoren: Jack Slade
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heraus? Damit kommen Sie nicht durch, das schwöre ich Ihnen.« Er wandte sich um, den Tischen zu. »Habt ihr das mitgekriegt? Ihr seid meine Zeugen. Besorgt mir den besten Anwalt in der Stadt, dann mache ich diese Schlampe fertig.«
    Die jüngeren Männer an seinem Tisch nickten, wirkten jedoch nicht begeistert. Die älteren Gentlemen blickten bemüht zur Seite; einige waren auf einmal in auffällig intensive Gespräche verwickelt.
    »Abmarsch!«, befahl Eugenia dem Festgenommenen. »Los, bewegen Sie sich.« Sie glitt vom Barhocker und blieb vor ihm stehen.
    Er sah sie an, schien zu überlegen. Unvermittelt grinste er herausfordernd. »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran. Ich bleibe hier.«
    »Letzte Warnung«, entgegnete Eugenia. »Tun Sie, was ich Ihnen sage. Sonst muss ich Sie zwingen.«
    Die Männer in der Bar hielten mittlerweile den Atem an. Auch die älteren blickten wie gebannt herüber.
    Der Mann mit dem Pomadenhaar hob den Kopf und sah die unnachgiebige Frau von oben herab an. »Du kannst mich mal«, sagte er barsch.
    Eugenia war mit einem schnellen Schritt bei Hotel ihm. Bevor er begriff, wie ihm geschah, stand er neben seinem Barhocker – vornübergebeugt und schreiend vor Schmerzen, denn Eugenia hatte ihn in einen hochwirksamen Griff genommen, mit dem sie ihn zudem leicht und wie spielerisch in jede gewünschte Richtung dirigieren konnte.
    Auf diese Weise trieb sie ihn aus dem Hotel und über die Straße zum Marshal’s Office. Wegen der Mittagszeit waren nach wie vor nur wenige Menschen unterwegs. Doch die wenigen, die es mitbekamen, blieben stehen und beobachteten staunend das unglaubliche Schauspiel. Wie ein Lauffeuer würde sich herumsprechen, wie eine offenbar tolldreiste Frau hier in Sheridan mit einem Mann umgesprungen war.
    Bei Town Marshal Bill Gettinger hatte sich Eugenia schon gestern vorgestellt, gleich nach ihrer Ankunft, wie auch bei seinem Nachbarn, County Sheriff Robert B. Farnum. Gettinger war ein gutmütig wirkender untersetzter Mann mit mittelblondem, naturgewelltem Haar und einem imposanten Backenbart. Er war früher Master Sergeant der US Cavalry gewesen; das hatte er Eugenia voller Stolz erzählt. Sie hatte festgestellt, dass er sowohl geistig als auch körperlich ein äußerst beweglicher Mann war. Das zeigte sich auch jetzt wieder.
    Als der Festgenommene in Protestgeschrei ausbrechen wollte, genügten ein Blick und eine Handbewegung Gettingers, um ihn verstummen zu lassen. Der Town Marshal hörte dem knappen Bericht seiner US-Kollegin aufmerksam zu und wies seine beiden Deputys an, ihn in eine Zelle zu sperren und die Anklage wegen Beleidigung und Nötigung vorzubereiten. Eugenia bedankte sich und kehrte ins Hotel zurück.
    Sie verwarf den Gedanken, noch einmal in die Bar zurückzukehren und sich den ursprünglich vorgesehenen Verdauungsdrink zu genehmigen. Stattdessen beschloss sie, sich später zu Kaffee und Kuchen ins Restaurant zu begeben. Erst einmal würde sie das tun, was die meisten Menschen zu dieser Stunde taten – sich einen Mittagsschlaf gönnen.
    ***
    Lassiter vervollständigte seine Ausrüstung durch zwei Langwaffen, Zubehör und Munition aus einer Kiste, die auf dem vorderen Frachtwagen untergebracht war und sich mittels einer rückwärtigen Klappe öffnen ließ, ohne dass die übrige Ladung bewegt werden musste. Die Munitionspäckchen verstaute er in den Satteltaschen seines Braunen, das Zubehör in der Deckenrolle hinter dem Sattel und die beiden Gewehre in einem Lederfutteral, das er mittels eines Schulterriemens unter dem linken Arm trug.
    Dann verfuhr er nach einem alten Grundsatz, der sich immer wieder bewährt hatte.
    Er tat genau das, was die Gegenseite am allerwenigsten erwartete.
    Nach einer letzten kurzen Einsatzbesprechung mit den Männern verließ er die viereckige Wagenburg auf dem Rücken seines Braunen an der Südwestecke. Dort fiel der Boden in eine Senke ab, die unmittelbar an den Wegesrand grenzte. Jenseits der nur mit Gras bewachsenen Senke begann ein bewaldeter Hang, der mit beträchtlicher Steigung zur nächsten Hügelkuppe hinaufführte.
    Durch die Senke verschwand Lassiter in dem Hangwald. Auf diese Weise konnte er von dem Gelände, das vor den Wagen lag, nicht beobachtet werden. Auf dem bisherigen Weg hatte er nichts Verdächtiges entdecken können – keine Anzeichen oder Spuren, die auf einen Hinterhalt hingedeutet hätten. Mittlerweile waren sie gut zehn Meilen von der Ranch entfernt, weit genug, dass die
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