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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady
Autoren: Jack Slade
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das Geschirr ab, und sie ließ sich ein neues Glas Limonade bringen. Das Restaurant hatte sich mittlerweile zur Hälfte geleert, als eine elegant gekleidete Frau sich ihrem Tisch näherte. Sie trug ein aufwendig mit schwarzen und grünen Chiffonstreifen besetztes rotes Kleid, dessen Dekolletee mit weißen Seidenrüschen verziert war. Ihr brünettes Haar war hochgesteckt, ihre blauen Augen blickten freundlich und warmherzig.
    »Guten Tag, Madam«, sagte sie. »Mein Name ist Amanda Plunkett. Ich bin die Inhaberin dieses Hauses. Waren Sie mit dem Essen zufrieden?«
    »Mehr als das«, antwortete Eugenia und nannte ebenfalls ihren Namen. »Bitte sagen Sie Ihrem Küchenpersonal, dass es hervorragend geschmeckt hat.«
    »Das werde ich gern ausrichten.« Amanda Plunkett lächelte verbindlich. »Im Übrigen möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die Sie an der Rezeption hinnehmen mussten.«
    Eugenia schüttelte den Kopf. »Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen, Madam. Meine Dienststelle wird selbstverständlich für den entstandenen Schaden am Fußboden aufkommen.«
    »Ach, du liebe Güte!« Die Hotelinhaberin winkte ab. »Das ist nichts, gemessen an dem, was jeden Abend im Saloon angerichtet wird.« Sie lachte auf. »Die Schadensregulierung ist nichts, verglichen mit den Mühen, die es mich gekostet hat, in der Männerwelt in dieser Stadt akzeptiert zu werden.«
    »Dann sitzen wir gewissermaßen in einem Boot«, erwiderte Eugenia und deutete auf die andere Seite des Tischs. »Bitte setzen Sie sich doch.«
    Amanda Plunkett bedankte sich, folgte der Aufforderung und bat die Sternträgerin, sie beim Vornamen zu nennen. Eugenia stimmte zu und erwiderte die Bitte ihrerseits. Bald darauf waren sie in ein angeregtes Gespräch vertieft.
    Amanda, so erfuhr Eugenia, war die Eigentümerin des gesamten stattlichen Gebäudes und der darin befindlichen Unternehmungen Hotel »Mountain View« und Bighorn Saloon. Zu letzterem gehörte ein Tanzsaal mit Bühne, während das Restaurant dem Hotel angeschlossen war. Die beiden Frauen fassten rasch Vertrauen zueinander, und so sprach Amanda auch freimütig über ihre privaten Angelegenheiten.
    Ja, sie sei verheiratet, bestätigte sie auf Eugenias Frage, aber die Ehe taugte schon lange nichts mehr. Herbert Plunkett, ihr Mann, war ein Säufer, der sozusagen sein Gnadenbrot bei ihr fraß. Er lebte in einem rückwärtigen Anbau, angrenzend an die Pferdeställe und die Wagenremise und hielt sich an die Bedingungen, die Amanda ihm gestellt hatte. Sie sorgte für ihn, solange er sich weder im Saloon noch im Hotel blicken ließ. Wenn sie es ihm erlaubte, durfte er gelegentlich das Haus verlassen – jedoch nur nach hinten hinaus und nur bei Dunkelheit. Außerdem war es ihm dann erlaubt, einen der anderen Saloons in Sheridan aufzusuchen. Deren Inhaber und ihre Helfer wussten Bescheid und brachten Herbert in einem meist jämmerlichen Zustand nach Hause, wenn er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
    Amandas Vater war der Großrancher Gordon McCafferty. Seine C-Ranch hatte er im Sheridan County aufgebaut, zehn Meilen nordwestlich der Stadt. Als Rindermann der alten Schule hatte er es zu beträchtlichem Wohlstand gebracht und zusammen mit der Ranch ein kleines Imperium aufgebaut. Da Hotel- und Saloongebäude hatte Gordon McCafferty selbst errichten lassen, nachdem er zu dem Zweck ein sündhaft teures Abbruchgrundstück an der Main Street von Sheridan erworben hatte. Außerdem hatte er nicht weniger als drei Wohnhäuser im Stadtgebiet bauen lassen.
    Hotel und Saloon hatte Amanda geerbt, die Mieteinnahmen aus den Wohnhäusern gingen zu gleichen Teilen an sie und ihre Schwester.
    Amandas Schwester Louisa war einunddreißig Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als Amanda. Beide sahen aus wie Zwillingsschwestern, wurden jedoch selten zusammen gesehen, da ihre Geschäfte ihnen wenig Zeit für private Begegnungen ließen. Louisa hatte die Ranch geerbt. Sie war nie verheiratet gewesen, hatte aber mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich, die Menschen in Sheridan führten es darauf zurück, dass sie eine Suffragette gewesen war, eine Frauenrechtlerin. Inzwischen ließ ihr der Ranchbetrieb keine Zeit mehr für solche Interessen.
    »Ihr Vater lebt also nicht mehr«, folgerte Eugenia. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er der Typ wäre, der sich frühzeitig zur Ruhe setzt und seinen gesamten Nachlass noch zu Lebzeiten regelt.«
    Amanda presste die Lippen zusammen. »Es stimmt.
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