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Der Marshal ist eine Lady

Der Marshal ist eine Lady

Titel: Der Marshal ist eine Lady
Autoren: Jack Slade
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Auch meine Mutter ist tot. Beide wurden angeblich von Indianern umgebracht.«
    »Angeblich?«
    Amanda beugte sich über die Tischplatte und senkte die Stimme. »So wurde es damals dargestellt, vor vier Jahren. Meine Eltern waren allein mit ihrer Kutsche unterwegs. Es gab keine Zeugen; es wurden lediglich ein paar Spuren gefunden, die auf eine dieser versprengten Rebellenbanden schließen ließen. Abdrücke von unbeschlagenen Hufen und Pfeile zusätzlich zu Gewehrgeschossen. Beides Sachen, die man leicht manipulieren kann.«
    »Sie haben einen Verdacht?«, mutmaßte Eugenia.
    Amanda nickte. »Harris. Entweder er selbst oder seine Leute. Einer von denen ist Ihnen ja bereits begegnet, wie ich gehört habe.«
    »Carlton Harris?«, entgegnete Eugenia gedehnt.
    Amanda lächelte. »Nun, dann wissen wir beide, wovon wir reden. Und ich vermute richtig, was den Grund Ihrer Anwesenheit in Sheridan betrifft. Immerhin ist schon vor Ihnen jemand eingetroffen, der aus Washington geschickt wurde. Sein Name ist Lassiter.«
    Eugenia hob die Augenbrauen. »Wo hält er sich auf?«
    »Sie kennen ihn also?«
    »In der Tat. Wir sind gewissermaßen Kollegen.« Eugenia behielt es für sich, dass sie ihre Beziehungen ausgenutzt und in der Hauptstadt alle ihr zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um zu einem Einsatz an eben dem Ort geschickt zu werden, an dem sie den Mann der Brigade Sieben wusste. Seit sie ihm vor zwei Jahren in Dakota begegnet war, arbeitete sie daran, ein Wiedersehen mit ihm zu arrangieren. Nun war es ihr endlich gelungen. Beiläufig und mit einem Schuss Humor fragte sie noch einmal:
    »Wo treibt er sich nun herum?«
    »Bei meiner Schwester, auf der Ranch.«
    Eugenia verspürte einen Stich, doch sie ließ sich nichts anmerken. Sie wusste nur zu gut, was es bedeutete, wenn Lassiter sich bei einer Frau aufhielt. Wenn Louisa wie eine Zwillingsschwester Amandas aussah – nun, dann war sie sehr wahrscheinlich genauso attraktiv. »Auf der Ranch« bedeutete also mit ziemlicher Sicherheit »in Louisas Bett«; davon konnte sie, Eugenia, schon einmal ausgehen. Was aber nicht bedeutete, dass sie kampflos aufgab. Lassiter war ein Mann, bei dem es sich für eine Frau lohnte, ihn aus fremden Betten herauszuholen.
    »Was wissen Sie über Harris?«, fragte Eugenia – auch, um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    »Wahrscheinlich weniger als Sie«, antwortete Amanda. »Der Mann, mit dem Sie aneinandergeraten sind, ist übrigens einer von Harris’ Stellvertretern. Es wird Harris wohl nicht verborgen bleiben, was Sie mit Norrish gemacht haben. Im Saloon hielten sich genügend Burschen auf, die ebenfalls zu der Bande draußen im sogenannten neuen Fort gehören.«
    Eugenia nickte versonnen. »Meine Kollegen hier am Ort können den Banditen nichts anhaben, vermute ich. Norrish prahlte ja auch damit, dass sie ein legales Frachtunternehmen betreiben.«
    »Niemand kann das widerlegen, soweit ich gehört habe.« Amanda hob die Schultern. »Aber wie gesagt, ich nehme an, dass Sie mehr über die Bande wissen als ich – als jeder hier in Sheridan.«
    »Das könnte durchaus sein«, antwortete Eugenia. In der Tat war sie in Washington mit umfassenden Informationen versorgt worden, bevor sie die Eisenbahnreise in den mittleren Westen angetreten hatte.
    Offiziell lautete Eugenias Auftrag, in Sheridan den berüchtigten Banditen namens Carlton Harris zu finden und festzunehmen. Harris galt als der Kopf einer Bande, die sich in der Nähe des ehemaligen Fort Phil Kearny eingenistet hatte und von dort aus illegale Waffengeschäfte mit Indianer-Rebellen machte. Die Indianer hatten ihre Schlupfwinkel und ihr Rückzugsgebiet in Kanada, unterhielten aber gleichzeitig geheime Stützpunkte in den nördlichen Bundesstaaten der USA. Von dort aus verübten sie Anschläge auf Institutionen der Vereinigten Staaten, wie es weiter hieß.
    Lassiter war im Auftrag der Brigade Sieben in Sheridan, um die Harris-Bande zur Strecke zu bringen. Dass sie ebendies in Washington herausgefunden hatte, war für Eugenia ein außergewöhnlicher Glücksfall. Seit sie Lassiter damals kennengelernt hatte, sann sie auf eine Möglichkeit, mit ihm wieder zusammenzukommen. Jetzt war es nur noch ein kleiner Schritt, bis sie ihr Traumziel endlich erreicht hatte. Natürlich würde Lassiter nicht unbedingt erbaut davon sein, dass ihm ein weiblicher US Marshal zur Seite gestellt wurde. Eugenia spürte, wie ihr Blut innerlich in Wallung geriet; um das zu bewirken
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