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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher
Autoren: Michael Ridpath
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geschöpft.«
    Jamie schnaubte verächtlich. »Er war ein Trottel, so steif und offiziell. Wenn er ein bißchen lockerer gewesen wäre, hätten wir überhaupt kein Problem gehabt. Aber er hat immer alles dreimal überprüft. Wenn der einen Beweis g e funden hätte, wäre er damit sofort zur Polizei oder zur Börsenaufsicht gerannt. Es hätte keine Möglichkeit mehr gegeben, Ricardo oder Eduardo zu veranlassen, die Sache zu vertuschen.«
    »Hat er etwas herausgefunden?«
    »Er war kurz davor. Er wollte Alejo in Miami aufsuchen, nachdem er in Caracas gewesen war.«
    »Und da hast du ihn umbringen lassen.«
    Jamie biß sich auf die Lippen. »Ich wollte nicht, daß er getötet wird. Aber Francisco bestand darauf. Ich wollte nicht, daß er es veranlaßte.«
    »Und ich? Was war mit mir? Wolltest du auch, daß ich umgebracht werde?«
    »Nein«, sagte Jamie. »Nein.« Er schüttelte den Kopf und blickte mir in die Augen. Er seufzte. »Francisco wollte dich tot sehen. Ich hatte ihm berichtet, daß du kurz davor seist, alles herauszufinden. Als du mir erzählt hast, du wolltest mich wegen eines Fax an Martin Beldecos sprechen, habe ich in deinem Schreibtisch nachgesehen und es herausgenommen. Aber ich wußte, am Ende würdest du trotzdem alles herausfinden.«
    Er stürzte seinen Whisky hinunter. »Ich habe Francisco gesagt, daß es eine Riesendummheit war, Martin umz u bringen. Es erhöhte nur das Risiko. Plötzlich ging es nicht mehr bloß um ein Wirtschaftsverbrechen, sondern um Mord. Zwei Morde würden sich nicht mehr vertuschen lassen. Aber er hörte einfach nicht auf mich. Als ich erfuhr, was di r i n Brasilien zugestoßen war, wurde ich stinksauer auf ihn. Aber ich konnte es nicht mehr ä n dern.«
    Ich glaubte ihm. »Warum hast du dann Isabel entführen lassen?«
    Jamie warf mir einen erstaunten Blick zu. »Es ging uns doch gar nicht um Isabel. Dich wollten wir entführen.«
    »Mich?«
    »Ja. Es war die einzige Möglichkeit, wie wir dich von der Bildfläche verschwinden lassen konnten, ohne dich umzubringen. Ich erklärte Francisco, es sei unsere einzige Cha n ce, unsere Spuren zu verwischen und Gras über die Sache wachsen zu lassen. Wenn wir dich nicht entführt hätten, hätte Francisco dich aus dem Weg räumen lassen. Da ich wußte, daß du Isabel viel erzählt hattest, schien es eine gute Idee, sie ebenfalls zu kassieren.«
    Natürlich, ich hatte Jamie erzählt, daß ich mit ihr über Francisco Aragão gesprochen hatte. Und er hatte gesagt, ich könnte ihr nicht trauen!
    »Übrigens, Isabel war die perfekte Tarnung«, fuhr er fort . » So sah es nach einer der in Rio üblichen Entführungen aus. Und es hat ja auch geklappt. Selbst nachdem du entkommen warst, bist du von den Verhandlungen dermaßen in Anspruch genommen worden, daß du alles andere darüber vergessen hast.«
    »Warum habt ihr sie nicht freigelassen?«
    »Das wollte ich ja. Doch nachdem die Polizei das Versteck der Entführer entdeckt hatte, gab Francisco die A n weisung, sie umbringen zu lassen. Aber die Kidnapper wollten erst ein Lösegeld. Es war ein fürchterliches Durcheinander.« Er sah von seinem Glas auf. Sein Blick warb um Verständnis. Bleich und von tiefen Linien gezeichnet war sein Gesicht, als er sich an den Streß der letzten Wochen erinnerte. Erstaunlich, daß es mir nicht früher aufgefallen war. Er hatte es gut verborgen.
    »Das war also der Grund, warum die Lösegeldforderung zum Schluß so rasch gesenkt wurde.«
    »Ja. Wir haben uns auf einen Kompromiß geeinigt. Sie blieb am Leben, aber in Gefangenschaft, während die Angehörigen und Dekker Ward denken sollten, daß sie tot sei.«
    »Die ganze Zeit über, während ich bei euch gewohnt und mit dir über die Geschichte geredet habe, hast du gewußt, wo sie ist?«
    Jamie nickte. »Da hatte ich dich wenigstens im Auge. Und als ich sah, daß du mit der Polizei und der Börsenaufsicht nicht weiterkamst, war ich erleichtert. Bis ich die Dokumentation von Bloomfield Weiss über Dekker Ward las, die du hier hast herumliegen lassen. Ich mußte schlicht und ergreifend etwas unternehmen. Wenn Dekker Ward übernommen worden wäre, dann wäre unser hübsches kleines Arrangement sofort aufgeflogen.«
    »Und durch Isabel wolltest du mich zwingen, die Übernahme rückgängig zu machen?«
    Jamie starrte in sein Glas. »Es war den Versuch wert. Irgend etwas mußten wir unternehmen.«
    Ich lehnte mich im Sessel zurück und trank einen kräftigen Schluck von meinem Whisky. Da saß ich nun mit J a mie
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