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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher
Autoren: Michael Ridpath
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ärgern, was seine Wirkung nicht verfehlte.
    »Das gefällt mir nicht. Sie haben nachträglich die Regeln geändert. Das können Sie nicht machen! Nicht mit mir!«
    »Ich glaube, ich habe nicht gesagt, wie viele Teilnehmer es sein würden, als ich Sie bat, Ihre Offerten vorzulegen. Sie haben lediglich angenommen, daß es zwei sein würden. Nun, es sind drei. Aber wenn Sie unter den gegebenen Umständen Ihre Offerte zurückziehen oder verändern wollen, haben Sie natürlich das Recht dazu.«
    Verdammt! Wenn Stahl nun seine Offerte veränderte, weil er wußte, daß Ricardo dabei war, dann sicherlich nach oben. Das schmälerte unsere Aussichten natürlich. Ganz schön gerissen von Lord Kerton.
    Stahl dachte einen Augenblick lang nach. Er zog an seiner Zigarre und hustete. »Nein«, sagte er. »Unsere Offerte steht. Sie liegt da vor Ihnen auf dem Tisch. Ich laß mich doch nicht durch solch einen Hinterhalt dazu verleiten, noch mehr für diesen Haufen Scheiße auszugeben.«
    Kerton lächelte höflich. Er wandte sich an Luís . »Natürlich gilt für Sie das gleiche. Möchten Sie Ihre Offerte ve r ändern?«
    Luís schüttelte den Kopf. Er war ohnehin bis an die äußerste Grenze gegangen. Sogar darüber hinaus.
    »Nun gut. Dann werde ich jetzt, ohne weitere Umstände zu machen, die Umschläge öffnen.«
    Er nahm einen Umschlag. Ich erkannte das Firmenzeichen der Banco Horizonte. »Lassen wir den Zufall über die Reihenfolge entscheiden«, sagte er und schlitzte das Kuvert mit einem eleganten Brieföffner aus Messing auf. »Hier habe ich die Offerte der Banco Horizonte … Achtzig Millionen Pfund.« Er sagte es ruhig und gelassen und händigte die Papiere dem Rechtsanwalt aus, der neben ihm saß, um alles zu beglaubigen.
    Ricardo zog an seiner Zigarette, Stahl an seiner Zigarre. Ich kaute auf meinem Bleistift herum.
    Der nächste Umschlag kam von Bloomfield Weiss. Ich konnte die Worte nicht entziffern, sah aber, daß es sich um eine andere Schrift handelte. Auch ihm rückte Kerton mit seinem ausgefallenen Brieföffner zu Leibe.
    »Die Offerte von Bloomfield Weiss beläuft sich auf …« – rasch überflog er den Brief – »… sechsundsiebzig Milli o nen Pfund.«
    Wunderbar! Stahl hatte mit zu spitzem Bleistift gerechnet. Er hatte die gleichen Modelle zugrunde gelegt wie Scott -L iddell, war zu dem gleichen Ergebnis gelangt und hatte ein wenig draufgelegt. Nur daß Luís etwas mehr draufgelegt hatte!
    Ich warf einen Blick auf Stahl. Er kaute auf seiner Zigarre herum und sah niemanden an. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und uns den Eindruck zu vermitteln, daß ihm das Ganze nichts ausmachte. Aber langsam stieg ihm denn doch die Zornesröte ins Gesicht, und seine Ki e fer schlossen sich so fest um die Zigarre, daß er sie fast durchbiß. Sehr glücklich war Sidney Stahl nicht.
    Nun ruhten alle Augen auf dem dritten Umschlag. Als Kerton ihn aufnahm, blickte ich Ricardo an. Er saß noch immer in der gleichen Haltung wie zuvor auf seinem Stuhl . » Einstudierte Ruhe« war wohl das treffendste Wort dafür. Sein Ehering beschrieb eher langsame Kreise. Die B e kanntgabe der beiden ersten Offerten hatte ihm nicht die geringste Reaktion entlockt. Da wußte ich, er hatte gewonnen. In einer Versteigerung mit verschlossenen Angeboten, an der Ricardo teilnahm, konnte es nur einen Gewinner geben. Plötzlich wußte ich, warum wir während der ganzen Zeit nichts von ihm gehört hatten. Auf diese Weise konnte er seinen Einstieg in die Konkurrenz exakt timen, so daß Bloomfield Weiss oder wir keine Zeit hatten, auf seinen Schachzug zu reagieren, und Dekker Ward ihm z u fiel.
    »Und die Offerte von Ricardo Ross beträgt achtundachtzig Millionen Pfund.« Kerton ließ den weißen Umschlag sinken, der keinen Aufdruck trug. »Meinen Glückwunsch«, sagte Kerton, an Ricardo gewandt. »Ich akzepti e re Ihr Angebot.«
    Sie reichten sich die Hände.
    »Einen Augenblick!« rief Stahl aus. »Woher wissen wir, ob der Bursche überhaupt das Geld dazu hat?«
    Fragend blickte Kerton Ricardo an. Es war zwar eine berechtigte Frage, aber wer Ricardo kannte, wußte, daß er unter allen Umständen Wort halten würde, wenn er versprach, eine bestimmte Summe zu einem bestimmten Termin zu zahlen. Eine Quelle waren sicherlich die Mitarbeiter-Trusts.
    »Das Geld wird morgen früh auf einem Anderkonto stehen, Andrew. Wenn es nicht da sein sollte, können Sie meine Offerte als ungültig betrachten.«
    »Ich denke, dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte
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