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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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Chowk lenkte. »Du wirst nur eine Chance haben«, sagte die Frau neben ihm. »Um 17:35 bleibt der Präsident vor der Treppe stehen, die zum Eingang des Lotustempels hinaufführt. Dort wird er von einer Delegation hochrangiger Bahai begrüßt. Einer wird ihm einen Blumenkranz umlegen. An diesem Punkt, und wirklich nur dann, werden sich die Leibwächter ein Stück zurückziehen. In dem Augenblick solltest du freie Sicht haben.«
    »Ich werde ihn nicht verpassen«, sagte Dhar. »Inschallah.«
    Sie saßen schweigend da und schauten auf das Meer aus Gesichtern, das an ihnen vorbeiströmte. Den praktischen Teil des Plans hatten sie bereits besprochen, und er hatte das Gefühl, dass ihr Treffen beendet sei.
    »Es muss schwierig für dich gewesen sein, so lange unter den Kafir zu leben«, sagte Dhar. Auf der anderen Straßenseite machten zwei Touristen aus dem Westen mit umgeschlungenen Geldgürteln Fotos von einem Mann ohne Beine, der auf einem Brett mit Rädern hockte und sich mit den bloßen Händen Anschwung gab.
    »Wer mit Tieren arbeitet, gewöhnt sich an den Geruch.«
    Sie waren beide auf der Hut voreinander und hatten sich auf den kämpferischen Jargon der Dschihadis zurückgezogen. Es gab keinen Grund, weshalb sie einander über diese kurze Begegnung hinaus vertrauen sollten. Dennoch hatte die Frau etwas an sich, was Dhar faszinierte. Das schwarze Tuch, das sie um den Kopf gebunden hatte, gab nur wenig mehr frei als ihre großen Minakshi-Augen. Sie sprach perfektes Urdu mit einem leichten Akzent, den Dhar nicht recht einordnen konnte.
    »Es wird erzählt, die Amerikaner stecken hinter dem Dschihad in England, und diese armseligen Streithammel würden die Arbeit für uns erledigen.«
    »Erzählt man das?«, fragte sie.
    »Man redet über nichts anderes. Die amerikanischen Ungläubigen haben jemanden angeheuert, der ihre Verbündeten von innen heraus zerstört.«
    Dhar hatte eine Frage an seine Mitfahrerin, ehe er sie am Rathaus absetzen würde: Er wollte den Namen des Insiders in London wissen. Sein Vater, den er nur einmal getroffen hatte, war tot, und trotzdem musste er es erfahren. Für sich und für seinen Bruder.
    »Der innere Feind hatte Erfolg«, sagte sie. »Die Briten sind in Aufruhr.«
    »Inschallah.« Die Rikscha wurde schneller, da der Verkehr auflockerte. »Du arbeitest in der Botschaft der Ungläubigen. Also kennst du diese Person in England.«
    »Warum fragst du?«
    Weil seine Welt des Dschihad , die kürzlich auf den Kopf gestellt worden war, vielleicht wieder Sinn ergeben würde, wenn er wüsste, dass es ein Amerikaner gewesen war, der seinen Vater verraten hatte. Doch er antwortete nicht.

    »Die Ungläubigen denken, es sei einer aus ihren eigenen Reihen«, fuhr sie fort, »doch das Verdienst liegt bei jemand anderem. Nicht bei Großbritannien oder Amerika, sondern bei einer Frau, die sie beide überlistet hat.«
    »Noch eine Frau?« Dhar rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Es wäre eine Ehre, sie kennenzulernen«, sagte er ohne Überzeugung.
    »Eine Ehre?«, fragte sie. »Was hat Ehre damit zu tun?«
    »Es kann nicht leicht gewesen sein. Wie du hat sie unter den Ungläubigen gelebt und im Namen Allahs gehandelt.«
    »Hat sie das?«
    Doch selbst Dhar war sich dessen nicht mehr sicher.

51

    Straker nahm den Anruf in einer der kleinen Arbeitskabinen im neu ausgestatteten Westflügel des Weißen Hauses entgegen. Kurz zuvor war er aus dem Besprechungsraum nebenan gekommen, wo der Vizepräsident, der Direktor der nationalen Geheimdienste, der Stabschef des Weißen Hauses und eine Reihe anderer Sicherheitsberater, die es auf seine Stelle abgesehen hatten, auf ihn warteten, um seinen Bericht über die Bedrohungslage in Indien zu hören. Er hatte das Treffen aufgeschoben, seit man ihn darüber informiert hatte, dass Salim Dhar in Karnataka nicht gefangen genommen worden war.
    »Harriet, ich hoffe, Sie haben genau die richtige Information für mich. Ansonsten muss ich unseren Freund Marchant mit dem Kopf ins Arabische Meer tunken. Weiß er, wo Dhar steckt?«
    »Marchant sollte mein Gefangener sein.«
    »Er lebt doch, oder? Das war alles, was Ihr Premierminister verlangt hat.«
    »Wohl kaum. Dhar hatte das Versteck in Richtung Norden verlassen, und zwar zwei Stunden bevor ihre Leute ankamen.«
    »Großartig. Sonst hat Marchant Ihnen nichts gesagt?«

    »Dhar hat auf Texaner geschossen, ehe Daniel bei ihm eintraf.«
    »Texaner?«
    »Eine Zielscheibe in Gestalt Ihres Expräsidenten.«
    »Gott, es wird
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