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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2
Autoren: K. H. Scheer
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das?“
    Lizon kaute auf der Hängelippe herum, daß der junge Tonoki angewidert den Blick abwandte.
    Stoßartig lachend, fuhr Maryman fort:
    „Fühlen Sie sich nur nicht zu groß, weil Sie nun außer Gefahr sind. Er wird seine Verteidigung haben, verlassen Sie sich darauf. Er war der erste Mann, der den entferntesten Planeten des Sonnensystems betreten hat. Er hat eine Station unter Verhältnissen geschaffen, von denen Sie aufgefressen worden wären.“
    „Er hat allerhand Leute aufgefressen“, warf Pouniz spöttisch ein. „Wir wissen wohl, daß er der größte Leuteschinder in der ganzen Raumflotte ist. Fermont wird ihn fertig machen. Er hat eine verfahrene Situation ausgenutzt, um sich in das Kommando der ‚Regulus’ zu schleichen, und dieses Schiff geht ihn verflucht wenig an. Er hat den ordentlich bestellten Kommandanten unseres Schiffes mit der Waffe bedroht, daß er die Nerven verlor. Das geht gegen den Raumkodex.“
    Maryman zuckte mit den Schultern. Dumpf schlug seine Prothese auf den Boden, als er den kleinen Raum der Offiziersmesse verließ.
    „Sie sollten sich besser um Ihren Dienst kümmern, Leutnant Pouniz. Wenn es einen korrekten Vorgesetzten gibt, dann dürfte das Eltron sein.“
    „Interessiert uns wenig. Er hat Fermont gezwungen, das Monstrum an Bord zu nehmen. Ich war dabei, als er darauf bestand. Unser Alter wollte gar nicht.“
    „Ein Zeichen für seinen Verstand“, knurrte Maryman. „Im Raumfahrt-Ministerium wird man spitze Ohren bekommen, sobald sein Funkbericht einläuft. Wir waren die ersten Menschen, die mit intelligenten Wesen einer anderen Welt in Berührung kamen. Ihre Einwände sind nebensächlich, typisch für die geistige Perspektive eines Leutnants. Regen Sie sich erst dann auf, wenn Sie fähig sind, einem Ramsay Eltron das Wasser zu reichen. Ansonsten passen Sie auf, daß er Sie nicht mit einem einzigen Blick in ein Häufchen Elend verwandelt.“
    Der Funkoffizier fluchte, und der Physiker Meißter fragte sehr aufmerksam und sehr mißtrauisch:
    „Wie war das eben mit dem räumlich übergeordneten Impulsfeld? Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?“
    „Ja, flüchtig“, erklärte Maryman abweisend. „Es handelt sich um ein Triebwerk, das den überlichtschnellen Raumflug ermöglicht. Er arbeitet seit Jahren daran.“
    „Wahnsinn“, sagte Meißter kalt. „Absoluter Wahnsinn! Ein überlichtschneller Flug wird nicht möglich sein.“
    „Oh, seiner Meinung nach ist es sogar möglich, enorme Beschleunigungskräfte durch ein sogenanntes ‚Entwirrungsfeld’ aufzuheben. Ich habe ein Diplom in der Tasche, Doktor! Ich kann wohl feststellen, ob seitenlange Gleichungen Hand und Fuß haben oder nicht. Sie haben mehr Beine, möchte ich sagen.“
    „Ein was?“ fuhr Meißter auf. „Entwirrungsfeld?“
    „Ganz recht. Das ist die Bezeichnung. Er behauptet, daß es einem menschlichen Wesen ohne eine fühlbare Belastung möglich sein müßte, Beschleunigungen bis zu einem Wert von einhundert ‚g’ auszuhalten. Das entspricht ungefähr einer Beschleunigung von 1000 m/sec oder einem Kilometer pro Sekunde. Ein Triebwerk mit den erforderlichen Schubleistungen könnte demnach ein Schiff in einem Zeitraum von nur etwa 8,33 Stunden auf einfache Lichtgeschwindigkeit bringen. Was halten Sie davon?“
    Meißter lachte verzerrt, aber er erinnerte sich daran, daß Eltron die große elektronische Rechenmaschine ausschließlich für seine Zwecke mit Beschlag belegt hatte. Drei Jahre lang und einige Monate hatte er das getan, und jetzt saß er erneut über seinen Unterlagen.
    „Es würde mich interessieren, die Gleichungen zu sehen.“
    „Dafür müßten Sie sich erst einmal mit einer fünfdimensionalen Mathematik und Geometrie vertraut machen“, lachte Maryman beinahe bösartig. Anschließend verließ er endgültig den Raum.
    Dr. Meißter war ziemlich blaß, als er sich an die Mediziner wandte:
    „Was halten Sie davon? Versteckter Irrsinn oder Genialität?“
    „Abwarten“, meinte Dr. Topsei ruhig. „Wir werden sehen. Jedenfalls steht es fest, daß er sich in den letzten Monaten erheblich geändert hat. Das ist nicht mehr der Eltron, den ich vor vier Jahren kennenlernte. Ich möchte beinahe sagen, er wäre menschlich geworden. Nein, nein, Reomy, sagen Sie nichts, ich pflege meine Meinung nicht umzuwerfen. Er ist anders geworden. Er hat keine Freunde, und das kann das Ende für einen großen Mann sein. Er ist aber ein großer Mann. – He, wo bleibt mein Kaffee?“
    Der Koch nickte
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