Der Mann mit dem roten Zylinder
Direktor Jensen vom Museum...“
Björnson nickt ihm beschwichtigend zu. „Herr Patò muß jeden Augenblick kommen, Herr Erikson... ich kann Ihnen leider auch keine Einzelheiten sagen.“
„Ich finde es unverschämt, uns hier wie dumme Jungen herumsitzen zu lassen...“ kräht er zurück. Und Romas pflichtet ihm durch heftiges Kopfnicken bei. Nur Torsten bleibt unverändert... Er hat bei dem kurzen Disput nicht einmal den Kopf gehoben.
16 Uhr 20.
Da endlich klappt eine Tür. Wie auf Kommando heben sich fünf Köpfe, und fünf Augenpaare starren auf die Tür, die zum Wartezimmer führt.
Sie öffnet sich, und Henry Patò tritt ein.
Er trägt weder Hut noch Mantel, dafür jedoch eine dicke Aktentasche unter dem Arm. Während er sie Sven Trellen hinreicht, macht er eine Verbeugung.
„Ich bitte tausendmal um Vergebung, meine Herrschaften, daß ich Sie so lange warten lassen mußte. Leider geriet ich in eine Verkehrsstockung... Das Weitere können Sie sich denken . .
Patò macht eine Atempause, die Erikson zu der giftigen Frage ausnützt: „Wie lange soll diese Zirkusvorstellung hier noch gehen? Ich habe eine Verabredung.“
Patò lächelt dem Fachmann für alte Möbel zu. „Sie als Wissenschaftler sollten eigentlich wissen, daß man gewisse Dinge nicht übereilen kann...“
Geschmeichelt streicht sich Erikson über seinen mageren Scheitel... und von seinen Lippen kommt ein heiser gemurmeltes „Selbstverständlich...“
Dann fährt Patò mit erhobener Stimme fort: „Doktor Björnson war so liebenswürdig, Sie im Interesse einer allgemeinen Aufklärung jüngster Ereignisse hierher zu bitten.“
Patò geht während seiner Worte langsam im Zimmer auf und ab.
„Wenn ich ,Ereignisse’ sage, so meine ich damit die vor kurzem stattgefundene Testamentseröffnung...“ Lächelnd fährt er freundlich fort: „Wir sind also sozusagen jetzt unter uns.“
Wieder macht Patò eine Pause. Mit einer Handbewegung zu Sven Trellen erklärt er:
„Herr Trellen ist, wie Sie sicher inzwischen erfahren haben, ebenfalls Privatdetektiv und war so nett, mich bei meinen Nachforschungen hier in Kopenhagen zu unterstützen. Ich danke ihm dafür noch einmal... Meine Herren, es geht um das gelbe Krokodil...“
„Von dem niemand weiß, ob es überhaupt existiert...“ fällt Erikson ein.
Der Detektiv schüttelt den Kopf.
„Das gelbe Krokodil existiert ebenso wie die Häuser, die Sie, lieber Herr Erikson, geerbt haben, und wie das Bargeld, das Mister Romas heute sein eigen nennt... Am Tage der Testamentsverlesung allerdings deutete alles darauf hin, daß Felix Steinbach der einzige war, der über den wirklichen Wert der Elfenbeinschnitzerei Bescheid wußte. Selbst Doktor Björnson...“ Patò macht eine Verbeugung in Richtung des Rechtsanwalts, „konnte nichts über das Krokodil sagen und hielt alles für einen bösen Streich, den der Verstorbene dem Steinbach spielen wollte.“
Patò bleibt kurz vor Erikson stehen...
„Es steht heute eindeutig fest, daß außer Steinbach noch jemand über den tatsächlichen Wert des gelben Krokodils informiert war.“
Erikson schluckt aufgeregt, enthält sich jedoch einer Stellungnahme.
Während Patò seine Wanderung fortsetzt, erklärt er weiter:
„Als Felix Steinbach aus Kopenhagen zurückkehrte, setzte er sich sofort mit mir in Verbindung und bat mich, für ihn die mysteriöse Angelegenheit zu klären. Mit anderen Worten: Ich sollte das gelbe Krokodil beschaffen... Anderntags traf ich in Kopenhagen ein...“
Patò streicht sich über seine graue Mähne. In seine Augen ist ein versonnener Ausdruck getreten.
„Sie können sich vorstellen, wie erstaunt ich war, als ich nach Betreten meines Zimmers im Hotel ,Astoria‘ plötzlich Besuch erhielt. Daß dieser Besuch aus dem Kleiderschrank kam, ist nur eine kleine Nuance in diesem zwielichtigen Spiel.“
„Aus dem Kleiderschrank?“ stottert Doktor Björnson fassungslos, und auch Detlev Erikson starrt Patò mit offenem Mund an.
Ungerührt fährt der Detektiv fort: „Der Mann aus dem Kleiderschrank hatte lediglich die Aufgabe, mir Grüße auszurichten... In diesem Augenblick wurde mir klar, daß meine Ankunft — und mein Auftrag einigen Leuten bereits bekannt war... Tja, wie das möglich war, blieb mir damals allerdings noch rätselhaft, zumal ich annehmen mußte, daß Steinbach an einer Publizierung seines Auftrages an mich kein Interesse haben konnte...“
Dann greift er in seine Jackentasche und zieht mit aufreizender
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