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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Autoren: Pontus Ljunghill
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Vorbei an der Abteilung der Geheimpolizei und an einem Raum mit verschiedenen Kunstfälschungen.
    Während er die Säle durchschritt, fiel ihm eine Begebenheit ein, die sich vor knapp einem Jahr ereignet hatte. Da war Gösta Berg zu ihm gekommen und hatte ihm erzählt, warum er seine Polizeikarriere in einem Museum beenden wollte. Fast so nebenbei, beim Mittagessen. Stierna war das merkwürdig vorgekommen, später war ihm klar geworden, dass es eine Geste des Kollegen gewesen war. Eine Bestätigung dafür, dass sie wirklich befreundet waren.
    Stierna war lange davon überzeugt gewesen, dass es mit dem Alter zu tun hatte, doch da irrte er sich. Es ging um Angst.
    An einem Tag Ende Februar 1950 waren Berg und zwei Kollegen in eine Wohnung in der Grevgatan gerufen worden. Ein gesuchter Verbrecher war in einer Wohnung im Erdgeschoss gesehen worden. Berg hatte den Einsatz geleitet. Die Wohnung gehörte einer jungen Frau, von der sie wussten, dass sie den Gesuchten kannte und Kontakt mit ihm hatte. Sie hatten gewartet, bis die Frau die Wohnung verlassen hatte, dann waren sie eingedrungen, schnell und ohne Probleme.
    Der Mann hatte mit einem Messer in der rechten Hand im Flur gestanden. Der jüngste der Kollegen war gleich getroffen worden, im Schenkel. Als der Mann noch einmal zustoßen wollte, hatte Gösta Berg auf ihn geschossen. Die Kugel durchschlug den Unterarm und flog weiter ins Wohnzimmer. Der Schuss war nicht lebensgefährlich gewesen, aber der Verdächtige war zu Boden gegangen, nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten, dazu waren die Schmerzen zu groß.
    Es hatte einige Sekunden gedauert, bis die Kinderschreie kamen. Zuerst leise, fast gurgelnd. Dann in voller Lautstärke.
    Berg hatte gewusst, dass die Frau einen kleinen Sohn hatte. Er hätte daran denken müssen, hätte sich vergewissern müssen, dass sich kein Kind in der Wohnung befand, als sie eindrangen. Der Junge war fünf Jahre alt, er hatte im Zimmer hinter dem Flur gestanden. Sie hatten seine Anwesenheit gar nicht bemerkt. Bergs Kugel hatte ihn in der Seite getroffen.
    Gösta Berg hatte den stark blutenden Jungen selbst zum Sabbatsberg gefahren. Noch nie in seinem Leben war er so schnell gefahren.
    Ein paar Minuten später, und der Fünfjährige wäre gestorben. Doch er war durchgekommen.
    Einen Monat später reichte Gösta Berg sein Gesuch um Versetzung ein, so weit weg von der Arbeit auf Stockholms Straßen wie nur möglich. Die Angst, in Zukunft noch einmal in eine derartige Situation zu geraten, war zu groß. Er hatte einen Fehler gemacht, der einen kleinen Jungen fast das Leben gekostet hatte. Berg wusste, es konnte ein nächstes Mal geben, bei dem er vielleicht nicht das Glück auf seiner Seite haben würde.
    Er hatte sich fürs Kriminalmuseum beworben.
    Wir haben alle unsere Gründe, dachte Stierna. Berg. Ich selbst. Ljungman sicher auch.
    Die Uniformen hingen ganz hinten in dem großen Saal, gleich bei der Eingangstür.
    Im Lauf der Jahre hatte sich so einiges angesammelt. Vom Modell von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum jüngsten von 1941. Bald würde es an der Zeit sein, wieder mal zu wechseln. Stierna hatte gehört, dass die neue Kollektion teurer werden sollte, als sich irgendjemand hätte vorstellen können.
    Ein kurzes Klingeln ertönte. Stierna ging zur Tür.
    Der Mann draußen war groß, trug einen dunklen Anzug und eine kleine, runde Brille. Das graue Haar war streng nach hinten gekämmt. In der Hand hielt er eine schwarze Aktentasche.
    »John. Ich wollte mich nur verabschieden, bevor du fährst.«
    »Kriminaldirektor Lindberg«, sagte Stierna. »Hereinspaziert.«
    Der Besucher musste lachen.
    »Du bist ja förmlich heute.«
    Stierna schloss die Tür hinter dem Besucher.
    »Wie geht es dem Bein?«, fragte Lindberg, während sie durch die Säle des Museums gingen.
    Das fragte er jedes Mal, wenn sie sich trafen. Und Stierna antwortete jedes Mal: »Man humpelt so dahin.«
    Sie kamen in das große Büro. Berg war nicht da.
    Stierna stellte den Stock ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Mit der Hand zeigte er auf den Besucherstuhl ihm gegenüber.
    Lindberg setzte sich.
    »Was für ein Gefühl ist das?«, fragte er.
    »Ein ziemlich gutes«, antwortete Stierna.
    »Die Polizei wird nicht mehr die gleiche sein, wenn du nicht mehr da bist.«
    Stierna lehnte sich zurück.
    »Meinst du? Die Frage ist doch wohl eher, wie viele überhaupt bemerken werden, dass ich fort bin.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Lindberg. »Und du bist
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