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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth
Autoren: Robert Silverberg
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Anmaßung, Ned, Sünde. Du mußt akzeptieren, daß es Grenzen gibt.“
    „Ja“, sagte er. „Du hast recht. Ich weiß, du hast recht.“ Seine Finger wanderten über ihre samtweiche Haut. Sie erschauderte. „Wir tun das, was wir tun müssen“, sagte er. „Wir versuchen, von den Fehlern der anderen zu lernen. Wir dienen unserer Sache. Wir versuchen, uns selbst gegenüber ehrlich zu sein. Wie sollte es anders gehen?“
    „Der Mann, der ins Labyrinth zurückkehrte …“
    „… ist glücklich“, ergänzte Rawlins. „Er folgt seinem selbstgewählten Kurs.“
    „Wie das?“
    „Das kann ich nicht erklären.“
    „Er muß uns alle furchtbar hassen, wenn er auf diese Weise dem ganzen Universum den Rücken kehrt.“
    „Er steht jenseits von Haß und solchen Gefühlen. Irgendwie hat er es geschafft“, bemerkte Rawlins. „Er hat seinen Frieden gefunden. Was immer auch aus ihm geworden ist.“
    „Geworden ist?“
    „Ja“, sagte er sanft. Er spürte das Frösteln mitternächtlicher Kühle und führte sie hinein. Sie standen am Bett. Die Kerze war beinahe abgebrannt. Er küßte sie innig und dachte dabei an Richard Muller. Er fragte sich, was für ein Labyrinth ihn am Ende seines Weges erwarten würde. Er zog sie ganz nahe an sich heran und spürte den Druck von angespanntem Fleisch an seiner kühlen Haut. Sie sanken auf das Bett hinab. Seine Hände suchten, kneteten, streichelten. Ihr Atem kam stoßweise, kam unregelmäßig.
    Wenn ich dich wiedersehe, Dick, dann habe ich dir so viel zu erzählen, dachte er.
    „Warum hat er sich eigentlich selbst in den Irrgarten eingesperrt, Ned?“ fragte sie.
    „Aus dem gleichen Grund, aus dem er zum erstenmal zu den Außerirdischen gegangen ist. Aus diesem Grund ist er auch zum zweiten Mal gegangen.“
    „Und was war das für ein Grund?“
    „Er liebte die Menschheit“, sagte Rawlins. Er hielt diese Art Grabinschrift für genausogut wie jede andere auch. Dann umarmte er das Mädchen. Aber bevor der Morgen graute, hatte er sie bereits verlassen.

 
Nachwort
     
     
    Robert Silverberg wurde 1934 in New York geboren, studierte Englisch an der Columbia University und erwarb dort den akademischen Grad des Bachelor of Arts. Als Jugendlicher schon für Science Fiction begeistert, begann er mit dem Schreiben von SF-Stories in den frühen fünfziger Jahren. 1954 gelang es ihm, die erste Kurzgeschichte zu verkaufen, und schon 1955 begann er eine Karriere als Fließbandschreiber für billige amerikanische SF-Magazine. Später gelang ihm der Absprung zum Genre der populärwissenschaftlichen Sachbücher. Zehn Jahre lang blieb er den Sachbüchern treu, erwarb sich Reputation damit und erlangte zudem wirtschaftliche Unabhängigkeit. Es war ein neuer Silverberg, der nach dieser Zeitspanne zur Science Fiction zurückkehrte. Mit Thorns (1967, Der Gesang der Neuronen) gelang ihm auf Anhieb ein vielbeachteter neuer Start. Noch im selben Jahr erschienen mit Hawksbill Station (1967, Verbannte der Ewigkeit) und To Open the Sky (1967, Öffnet den Himmel!) zwei weitere bemerkenswerte Romane. In der Folge waren es Werke wie Up the Line (1969, Zeitpatrouil le), The Man in the Maze (1969, Der Mann im Labyrinth), To Live Again (1969, Noch einmal leben) , Tower of Glass (1970, Kinder der Retorte), A Time of Changes (1971, Zeit der Wandlungen), Dying Inside (1972, Es stirbt in mir, Neuauflage bei Moewig in Vorbereitung) und The Book of Skulls (1972, Bruderschaft der Unsterblichen), die ihn in die Gruppe der besten und beliebtesten Autoren beförderten. Nach mehrjähriger Pause legte er 1979 mit Lord Valentine’s Castle (Buchausgabe 1980, Krieg der Träume, als Moewig-Hardcover erschienen) einen mit Spannung erwarteten voluminösen neuen Roman vor. Robert Silverberg erhielt zweimal den Hugo-Gernsback-Award, einmal den Jupiter, einmal den Locus-Award und viermal den Nebula-Award. Ferner erwarb er sich Meriten als Verfasser von SF-Jugendbüchern.
     
    Hans Joachim Alpers

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