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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn
Autoren: Hans Kneifel
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hast meine Schwester. geliebt!« stellte er stockend fest.
    »Ja.«
    »Du hast die Tiere. gesucht?«
    »Ja, das habe ich. Aus Gründen, die ich nicht kenne, warst du schneller.«
    Die nächste Bemerkung erschütterte Mythor. »Du kannst. sie haben. Alle drei.«
    Gleichzeitig streckte Hester den Arm aus. Der Falke sprang flügelschlagend auf seinen Unterarm.
    Dann streckte Hester dem jungen Krieger die Faust entgegen. »Nimm!«
    Der Schneefalke, Horus war der Name, der Mythor eingefallen war, schrie leise auf und flog auf Mythors Handgelenk. Aus seinen weißen Augen funkelte er Mythor an. Mythor schüttelte fassungslos den Kopf, dann stammelte er: »Ich. danke dir, Hester.«
    Es schien ein Zeichen gewesen zu sein. Der grau-weiß gesprenkelte Wolf, Hark würde Mythor ihn nennen, trottete heran und legte sich direkt neben Mythors rechten Stiefel. Der große Wolf, der angeblich bei Mythors Auffindung durch die Marn geheult haben sollte, lehnte seinen warmen Körper gegen Mythor.
    Staunend, aber in ehrfürchtigem Schweigen erlebten die Wildländer diesen Vorgang mit. Mythor war völlig verwirrt, als er hinter sich leisen Hufschlag hörte und dann das schwarze Einhorn neben sich auftauchen sah.
    »Pandor!« sagte er leise. »Das ist mehr, als ich erhoffen konnte, Hester.«
    »Sie haben mir ge... gedient. Ich brauche sie nicht mehr. Nimm sie«, entgegnete Hester und hob einen schweren, eisernen Meißel auf.
    Schweigend führte Mythor das Einhorn Pandor in die dritte Höhle neben sein Pferd. Der Falke flatterte auf seine Schulter, dann schwang er sich hoch und flog mit leisen, krächzenden Rufen eine Erkundungsrunde durch die Höhlen und Nischen, zwischen den Pfeilern und Bögen hindurch. Er schoss schließlich aus dem Eingang hinaus, blieb einige Augenblicke im Sichtbereich Mythors auf der Stelle rüttelnd, als wolle er ausdrücken, dass er wiederkommen werde. Dann strich er ab, vielleicht um ein Stück krankes Wild zu schlagen und zu kröpfen. Der Wolf blieb in der Wärme der Glut liegen und leckte seine Vorderpfoten trocken.
    Mythor ging völlig verwirrt zu seinem Lager zurück und spürte tief in seinem Inneren zum erstenmal ein Gefühl des Glücks.
    Aber es wurde überschattet von der Aussicht auf die Zukunft. Sie verbarg für ihn eine schier endlose Kette von Gefahren, ehe er sein Ziel erreichen mochte. Seine Selbstzweifel waren nicht geringer geworden, trotz des Besitzes der Tiere.
    *
    Noch nie hatte Mythor auf dem Rücken eines besseren Reittieres gesessen. Pandors Bewegungen waren kraftstrotzend und schnell. Das pechschwarze Einhorn war sicherlich kein Wundertier, aber es schien jede Absicht des Reiters Augenblicke früher zu ahnen. Winzige Schenkelhilfen reichten aus, leichte Zurufe dirigierten das Tier in jede Richtung. Pandor gehorchte Mythor, als sei er ein Teil seines Körpers.
    In einem halsbrecherischen Galopp preschte Mythor auf den Höhleneingang zu. Schon jetzt sah er deutlich, dass die Wildländer an den Felsflanken arbeiteten und die Gerüste und Leitern um einige der zerstörten Köpfe ausgebessert und neu befestigt hatten. Der oberste, größte Kopf war fertig eingerüstet. Hester kletterte dort herum und gab seine Anweisungen.
    Die Mähne Pandors schlug in Mythors Gesicht, als er sich vorbeugte. Pandor ließ sich nur ohne Zügel und Sattel reiten. Die Zügel vermisste Mythor keinen Augenblick lang, aber der fehlende Sattel machte ihm Sorgen. Wohin sollte er seine Ausrüstung packen? Der breite Rücken des Tieres sandte schmerzhafte Stöße durch seinen Rücken, die fehlenden Steigbügel machten seinen Sitz unsicher; in einem Kampf würden sie sich störend, wenn nicht gefährlich bemerkbar machen.
    »Auch auf diese Frage wird es irgendwann eine Antwort geben«, sagte er sich und sah, dass Hark, der Wolf, aus dem nahen Gebüsch hervorbrach. Das Raubtier schüttelte den Schnee aus dem Fell und kam zu Mythor und Pandor zurück. Der Schneefalke jagte irgendwo in der Nähe.
    Mythor schnalzte mit der Zunge, das Einhorn fiel aus dem Galopp in einen ruhigen Trab zurück. Der heiße Atem bildete weißen Dampf vor den Nüstern des Tieres. Es schien unermüdlich zu sein, denn selbst jetzt, nach einem langen Ritt rund um den Berg der Gesichter, zeigte Pandor keine Spuren der Ermüdung.
    Vier Tage waren vergangen, seit Hester im Morgengrauen aufgetaucht war. Mythor, der sein Glück noch immer nicht recht fassen konnte, lernte in dieser Zeit seine Tiere kennen.
    Soweit er es bis jetzt beurteilen konnte, waren
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