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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Wandverschalung quietschend öffnete. „Die muss geölt werden“, bemerkte Lara.
    „Sehr beeindruckend“, murmelte Anatole anerkennend und wagte der glücklichen Fügung kaum zu trauen. „Geht es hier in das Verlies?“
    „Die Geheimgänge verteilen sich durch das ganze Haus wie die Wege eines Irrgartens.“ Sie zog Anatole zum Eingang und spähte ins Dunkel.„Fast in jedem Zimmer gibt es einen Zugang zu den Geheimgängen. Der Knopf, mit dem die Tür geöffnet oder geschlossen wird, befindet sich an der gegenüberliegenden Wand. In den Gängen ist es schrecklich dunkel und muffig.“ Schaudernd zog sie sich zurück. „Vielleicht habe ich deshalb nicht mehr daran gedacht.“ Sie fröstelte plötzlich und rieb die Hände gegeneinander. „Als Kind habe ich darin herumgespukt und die Dienerschaft halb verrückt gemacht.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Dennoch bemerkte er das kurze Aufflackern von Furcht in ihren Augen, als ihr Blick zu dem dunklen Loch zurückkehrte.
    „Aber ich habe meine Strafe erhalten. Eines Tages erlosch die Taschenlampe, und ich fand nicht mehr hinaus. Da drinnen gibt es riesige Spinnen.“ Lara lachte auf, trat aber nochmals einen Schritt zurück. „Ich weiß nicht, wie lange ich eingeschlossen war, aber als mein Vater mich endlich fand, war ich halb wahnsinnig vor Angst. Selbstverständlich dachte ich mir etwas anderes aus, um die Dienerschaft zu terrorisieren.“
    „Du hast immer noch Angst.“
    Sie blickte auf und wollte gerade eine abwehrende Bemerkung machen, als sie der ruhige Blick seiner Augen zum zweiten Mal an diesem Tag zwang, einfach Farbe zu bekennen. „Ja. Ja, wahrscheinlich hast du recht. Da ich nun meine Neurose eingestanden habe, wollen wir weitergehen.“
    Lara drückte auf den Knopf, und protestierend schloss sich die Paneeltür. Den Seufzer der Erleichterung ahnte Anatole mehr, als er ihn hörte. Er griff nach Laras Hand und merkte, dass sie kalt war. Am liebsten hätte er Lara wärmend in die Arme geschlossen. Statt dessen konzentrierte er seine Überlegungen darauf, welchen Nutzen diese Geheimgänge für ihn haben könnten. Mit Hilfe der unsichtbaren Passagen konnte er sich Zugang zu jedem Zimmer verschaffen, ohne dabei Gefahr zu laufen, von den Dienstboten oder einem der Fairchilds gesehen zu werden. Wenn einem das Glück in den Schoß fiel, musste man es beim Schopfe packen. Noch heute Nacht würde er mit der Suche beginnen.
    Im zweiten Stock reihte sich ein Gästezimmer an das andere. Jedes war einmalig und in unterschiedlichem Stil eingerichtet. Je mehr Anatole vom Hause kennenlernte, desto besser gefiel es ihm, und umso deutlicher musste er sich vor Augen halten, wie schwierig die vor ihm liegende Aufgabe sein würde.
    „Das letzte Zimmer ist mein Boudoir.“ Ein langsames, träges Lächeln umspielte Laras Mund, das Anatoles Handflächen feucht werden ließ. „Ich verspreche, dich nicht zu kompromittieren, so lange du daran denkst, dass ich meine Versprechen für gewöhnlich nicht halte.“ Leise lachend stieß sie die Türe auf und trat ins Zimmer.
    „Hol’s der …“
    „Wie bitte?“
    „Ach, nichts.“ Ohne Anatole weiter zu beachten, ging sie hinein. „Siehst du das hier?“, fragte sie und zeigte auf das Bett. Die Geste erinnerte deutlich an ihren Vater. Ein Flauschbündel, das sich bei näherem Hinsehen als putziger kleiner Hund entpuppte, lag mitten auf der gesteppten Bettdecke. Stirnrunzelnd trat Anatole näher.
    „Was ist denn das?“
    „Na, ein Hund natürlich.“
    Anatole schaute den haarigen braunen Ball an, dem nicht anzusehen war, wo vorne und hinten war. „Es wäre möglich.“
    Ein Stummelschwänzchen begann auf die Bettdecke zu klopfen. „Montique, das ist kein Grund zum Lachen. Ich habe das auszubaden.“
    Anatole betrachtete das kleine Bündel und konnte schließlich den Kopf erkennen. Die Augen waren hinter einem Wust von Haaren verborgen, aber eine schwarze Nase und hechelnde Zunge wurden sichtbar. „Irgendwie habe ich mir dich immer mit einem Rudel Afghanen vorgestellt.“
    „Was? Ach so.“ Sie streichelte das Knäuel auf dem Bett und wandte sich dann wieder an Anatole. „Das Spielzeug da auf dem Bett heißt Montique, und er gehört mir nicht. Er gehört Isabelle.“ Lara warf dem Hund einen verärgerten Blick zu. „Sie wird sehr beleidigt sein.“
    Anatole runzelte die Stirn über den ihm unbekannten Namen. Hatte McIntyre jemanden vergessen? „Gehört Isabelle zu den Dienstboten?“
    „Um Himmels willen,
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