Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition)
Autoren: Frode Granhus
Vom Netzwerk:
Ein Blick auf die Uhr. »Jetzt wird’s eng. Die Zeit vergeht immer so schnell in fröhlicher Gesellschaft. Wenn es dumm läuft, bleibt uns jetzt nur noch eine Viertelstunde. Ich glaube, wir legen besser gleich los.« Mit entschlossenen Schritten ging Lind wieder zu seiner Kiste und holte mehrere glänzende Stahlinstrumente hervor. Niklas konnte gar nicht hinsehen, stattdessen hob er den Blick zu einem stummen Stoßgebet.
    »Soll ich die Geräte vorher abkochen? Du weißt schon, wegen der Infektionsgefahr.«
    Niklas hörte, wie eine Schranktür geöffnet und etwas Topfähnliches herausgenommen wurde, doch er blickte weiterhin an die Decke. Die ganze Zeit hatte er sich geweigert zu glauben, dass Lind so eine unmenschliche Tat durchführen könnte, doch langsam ging ihm auf, dass ihn nichts davon abhalten konnte. Er sah sich selbst wie ein Stück Schlachtvieh am Haken hängen und riss und zerrte an seinen Handschellen, aber damit bewirkte er nur, dass der Schmerz in den Handgelenken noch schlimmer wurde.
    Er hörte, wie Lind Wasser in den Topf laufen ließ und ihn auf den Herd stellte. »Ich befürchte, wir haben nicht genug Zeit, um zu warten, bis das Wasser wirklich kocht, aber jetzt müssen wir eben das Beste draus machen.«
    Niklas hörte, wie die Instrumente ins Wasser gekippt wurden, danach zischten die Wassertropfen auf dem heißen Herd. In seinem Mund machte sich ein metallischer Geschmack breit. Dann hörte er das Geräusch von näher kommenden Schritten. Er spürte Linds Atem am Hals.
    »Verabschiede dich von deinem Körper«, sagte er. »So makellos wie jetzt wird er nie wieder sein.«

45

    Brocks und die beiden Ermittler des Landeskriminalamts kletterten den Abhang von der anderen Seite hoch. Schwer atmend arbeiteten sie sich durch den matschigen Untergrund. Die Polizeistationen der beiden Nachbargemeinden waren ebenfalls alarmiert worden, doch Brocks hatte ziemlich schnell eingesehen, dass er es sich nicht leisten konnte, auf Verstärkung zu warten. Karianne hatte nicht lang gebraucht, um ihn zu überzeugen, es war eher so, als wären die Puzzleteilchen endlich an ihren richtigen Platz gerutscht – um sich zum Bild einer Schattenlandschaft zusammenzufügen, die ihm immer ein unbestimmtes Unbehagen eingeflößt hatte. Irgendetwas hatte Amund Lind gehabt, was er nie recht hatte benennen können. Bis jetzt.
    Sie waren gezwungen, kurze Pausen einzulegen, um wieder zu Atem zu kommen, aber Brocks, der eigentlich am kurzatmigsten war, trieb seine Männer immer gleich weiter. Er wollte nicht zu spät kommen.
    Die Hütte zeichnete sich in der Dunkelheit als noch dunklerer Schatten ab. Die Vegetation war spärlich, nur die eine oder andere Zwergbirke hielt sich hier, das Gelände bot also so gut wie keine Deckung. Daher mussten die Männer sich von der anderen Seite anschleichen, weil man sie sonst von der Hütte aus hätte entdecken können. Brocks, der die kleine Gruppe anführte, trabte leicht geduckt über das Gras. Seine Dienstwaffe fühlte sich in der Hand wie ein Fremdkörper an. Er hatte die Waffe noch nie eingesetzt, und der Gedanke, dass er heute vielleicht zum ersten Mal einen tödlichen Schuss abfeuern musste, und das obendrein auf einen langjährigen Kollegen, ließ die Situation noch unwirklicher erscheinen. Als sie bei der Hütte angekommen waren, kauerten sie sich gegen die Wand und keuchten dabei so heftig, dass Brocks schon befürchtete, das Geräusch könnte durch die Holzwand dringen und sie verraten.
    »Es ist viel zu still da drin«, stellte Ermittlungsleiter Sandsbakk fest.
    Sekunden später gab Brocks das Zeichen zum Zuschlagen. Sie mussten schnell handeln, nicht nur, weil es um Leben und Tod ging, sondern auch weil Brocks in erster Linie um sein eigenes Leben fürchtete – und er wusste, wenn er jetzt noch länger abwartete, würde die Angst in ihm die Oberhand gewinnen. Zusammen mit dem jüngeren Ermittler schlich er um die Ecke. Immer noch kein Geräusch von drinnen. Zitternd streckte Brocks die Hand aus und probierte die Klinke herunterzudrücken. Wie er angenommen hatte, war die Tür verschlossen. Eine innere Stimme flüsterte ihm zu, dass hier etwas faul war, und er fürchtete schon, sie könnten zu spät gekommen sein. Er zog den Ermittler ein paar Meter von der Hütte weg, damit sie Schwung holen konnten, dann spannten sie auf sein Signal hin alle Muskeln an und warfen sich gegen die Tür. Zu seiner Überraschung gab sie gleich beim ersten Versuch nach, und sie polterten mit ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher