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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
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in denen alles wucherte, Wälder von unglaublicher Dichte und angefüllt mit einer ungeheuren Vielfalt an Leben und Tod.
    Althars Turm erschien ihm nun wie solch ein südlicher Urwald, voller lauernder Gefahren und trügerischer Unwirklichkeiten, aus denen nie ein Weg nach draußen führen mochte.
    Er tat jeden Schritt mit Bedacht. Er hielt das Schwert in beiden Fäusten, halb erhoben, aber mehr wie ein Sinnesorgan denn eine Waffe. Alton hatte ihm schon einmal den Weg gewiesen.
    Er stieg durch die Öffnung, und einen Atemzug lang sah er den Tod in Gestalt eines alten Weibes. Es waren ihre Augen, erfüllt von einem unirdischen Hunger, die ihn an den Tod denken ließen. Aber es war nur ein Traumbild, das mit einem Schlag der Lider verschwand; unwirklich wie fast alles, was ihm bisher in diesem Turm begegnet war.
    Was er sah, als er den Raum betrat, ließ ihn innehalten. Er blickte staunend um sich. Er befand sich in einem Frauengemach. Von den metallenen Wänden war nichts zu sehen. Alles war verhängt mit Teppichen und kostbaren Stoffen. Dicke Teppiche lagen auf dem Boden. In der Mitte des Raumes befand sich ein großes Lager aus Fellen und seidenen Kissen. Schleier, die bis zur Decke reichten und durchsichtig wie Glas waren, umschlossen das Lager und bewegten sich lautlos in einem Luftzug, den er in diesen Raum getragen hatte.
    Eine weibliche Gestalt räkelte sich auf den Fellen und sah ihm entgegen.
    Er dachte: Quyl, und ich komme hier herein wie ein Schlächter, mit dem Schwert in der Hand!
    Er ließ es sinken. Ein halbes Dutzend Kerzen brannten und gaben dem Raum allein mit ihrem Licht eine wohlige Wärme.
    Die Frau sah ihm stumm entgegen, als er zögernd auf das Lager zuschritt.
    Er teilte die durchsichtigen Vorhänge, und seine Überraschung hätte nicht größer sein können. »Nyala von Elvinon!« entfuhr es ihm.
    Sie lächelte einladend. »Lass dich nieder, Mythor, Held der Helden. Ist es nicht üblich, eine Bastion wie diese mit anderen Waffen zu erstürmen?« Ihr aufforderndes Nicken galt Alton, dem Gläsernen Schwert in seiner Hand.
    Er gürtete es, doch sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Leg es ab, mein Held. Kaltes Eisen schadet meiner Haut. Und mein Kleid könnte zerreißen. Es ist nicht für einen Kampf gemacht.«
    Das waren in der Tat gewichtige Argumente. Sie trug ein durchscheinendes rotes Kleid, wie Mythor es aus jener Nacht mit Nyala in Erinnerung hatte, die durch den Angriff der Caer solch ein ernüchterndes Ende fand.
    Doch trotz all dieser Versprechungen für seine Sinne zögerte Mythor, das Schwert abzulegen. Sie mochte nur ein neuer Traum sein. Das Schwert in seiner Hand aber war Wirklichkeit.
    Nyalas Lächeln vertiefte sich. »Du denkst, dass ich nur ein Traumbild sei wie Fardus, den du gerade besiegt hast?«
    Er gab keine Antwort. Er stand nur stumm vor ihr, voll von Erinnerungen an Nyala.
    »Ich bin kein Traumbild. Ich bin wirklich. Fass mich an, Mythor! Nur keine Scheu.« Sie berührte ihn an der Hand, die das Schwert hielt. Die Berührung war so erregend wie ihr Anblick und ihre Stimme. »Ich könnte dir eine ebenso gute Beute sein, wie es dein Schwert Alton war oder wie es der Helm ist, den du zu erringen hoffst. Ich wäre eine ebenso gute Waffe, mein Held, ich könnte dort kämpfen, wo Eisen und Stärke nutzlos sind. Sicher wirst du in deinem Kampf für das Licht auch auf solche Hindernisse stoßen. Nimm mich mit dir! Bring mich fort von hier!«
    Es lag nicht an dem, was sie sagte, dass er zögerte. Es kam ihm unvermittelt in den Sinn, dass sie Alton aus seinen Händen zu nehmen versuchte. Sie hatte es schon fast geschafft, doch nun klammerte er sich daran wie ein Ertrinkender. Die Waffe war die einzige Wirklichkeit, deren er sicher war. Der Gedanke, sie zu verlieren, erfüllte ihn mit Grauen.
    »Verzeih. Nyala«, murmelte er verbissen und entwand die Klinge hastig ihren Fingern.
    Sie legte sich lachend auf die Kissen zurück und streckte räkelnd die Arme über den Kopf. »Ich weiß es besser, als Männern ihr Spielzeug zu nehmen«, sagte sie mit einem Unterton von Spott, der ihn erröten ließ. Er suchte verzweifelt nach Worten, aber seine Zunge war wie gelähmt.
    »Bin ich nicht begehrenswert genug, dass du unentschlossen stehenbleibst, mein Held des Lichtes?« Noch immer lag der Spott in ihrer Stimme. »Ich könnte dich diesen Turm und alle deine Pläne vergessen lassen, denkst du nicht auch? Soll ich es tun?«
    Er schüttelte wild den Kopf.
    »Nein? Schade. Für dich hätte ich
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