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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
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ihn mit einem Seufzen. »Ist kein Mädchen in deinen Erinnerungen, nach dem du dich sehnst, mein Freund? Nach deren Zärtlichkeit dich verlangt, deren Körper dich in deine Träume verfolgt?«
    Mythor dachte nach. »Nein, ich glaube nicht«, antwortete er. »Ich erinnere mich an nichts dergleichen. Außer.«
    »Außer?«
    »Außer dir. aber. woran sollte ich mich erinnern, wenn ich an dich denke? An Nyala? Oder an Taka?«
    Sie zog ihn zu sich. »Sieh mich an und sage es mir, wann ich deinen Träumen von einer Geliebten entspreche.«
    Fasziniert sah er, wie sich ihr Gesicht erneut zu verändern begann, wie Linien, Falten, die Formen von Nase und Lippen, von Augen und Wangen, selbst das Haar und die Farbe der Haut sich verwandelten, zu etwas Neuem wurden, einem dunkeläugigen Mädchenantlitz, umrahmt von dunklem Haar, mit vollen roten Lippen, die lockten, und Blicken, die sein Herz höher schlagen ließen. »Wenn ich nun sagen würde, dies bin ich, so sehe ich aus, würdest du es dann glauben, Mythor?«
    Er beugte sich hinab und küsste den lockenden Mund.
    »Würdest du die anderen Frauen, die ich dir sein könnte, alle vergessen, nur um dieser einen willen?« fragte sie atemlos und fügte hinzu: »Verlangst du, dass ich all meinen Künsten entsage? Willst du, dass diese wundervollen Kräfte brachliegen, um die mich jede Frau beneiden müsste?« Sie küsste ihn hungrig, bis sie beide nach Atem rangen, und sie sah triumphierend das Begehren in seinen Augen.
    Sie begann sein Wams zu öffnen. »Lass uns aufhören zu reden, mein kluger, vorsichtiger Held. Ich verspreche dir, die, die du jetzt liebst, wird nicht eifersüchtig sein, wenn du danach eine andere begehrst. Ich bin tausend Frauen, und sie alle haben Sehnsucht nach dir.«
    Während er ihre Küsse leidenschaftlich erwiderte, öffnete sie die Schnüre seines Wamses und zog es über seine Schultern.
    Dabei fiel ein Stück Pergament heraus und zwischen ihre Finger .
    Sie schob Mythor ein wenig von sich, um zu sehen, was sie in der Hand hielt.
    Ernüchtert starrte er auf das Pergament. Es war ihm vertraut, aber er erinnerte sich nicht daran, wie es in seine Hände kam oder was es bedeutete.
    »Ist es ein Bild?« fragte sie.
    »Ja. ich glaube.«
    Sie öffnete es vorsichtig und sah im Kerzenlicht, dass es das Bildnis einer Frau war. »Wer ist sie?«
    Er schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie ist schön. nicht von irdischer Schönheit. fast wie eine Göttin. Ich verstehe nun, dass du dich nur schwer von ihr freimachen kannst. Aber wie sollte ich es wissen? Ich fand nichts in deinen Gedanken. nichts.«
    »Ich finde selbst nichts«, sagte er mit rauer Stimme, die voller Zweifel war, denn die großen, strahlenden Augen, das lange, wallende Haar von der Farbe des reifen Weizens, das ebenmäßige Gesicht dieses Wesens, der Anblick des Pergaments selbst, all das weckte etwas Vertrautes in ihm, das sein Verstand doch nicht fassen konnte.
    »Es wird schwer sein, es zu erreichen«, murmelte sie. »Es ist eine Herausforderung an meine Talente. Du wirst sehen, mein Held.«
    Sie brach ab und begann sich erneut zu verwandeln. Ihr dunkles Haar wurde gelb, ihre Züge glichen nach einem Augenblick jenen des Bildnisses. Die Augen wurden groß und strahlend. Selbst ein wenig der überirdischen Aura, die das Bild ausstrahlte, gelang ihr, so dass Mythor sie bewundernd anblickte und seine Augen nicht mehr von ihr abwenden konnte.
    »Ich kann nicht erkennen, was in deinem Herzen ist für sie«, murmelte sie angespannt. Doch die Spannung schwand unter Mythors Bewunderung. »Aber sie ist auch nur eine Frau.«
    Sie glitten einander in die Arme, und es war Mythor, als hätte er bisher nur im Dunkeln geliebt.
    *
    Als er schließlich auf den Fellen lag, seltsam ausgebrannt, als habe er mehr als nur seine Leidenschaft gegeben, lag eine lähmende Taubheit über seinen Sinnen und seinen Muskeln.
    Er drehte mühsam den Kopf und betrachtete das Gesicht der Zauberin. Sie schlief. Ihre Züge waren noch immer die des Mädchens auf dem Pergament, wenn auch nur noch entfernt. Es war, als wären sie dabei, zu zerfließen, sich erneut zu verändern.
    Sein Blick wanderte über ihren nackten Körper, schwelgte in der alabasternen Vollkommenheit und entdeckte das Pergament in ihrer halb geöffneten Hand.
    Er wollte sich vorbeugen, doch die Bewegung fiel ihm so schwer, dass ihn Panik erfasste. Eine große Ernüchterung kam über ihn, gepaart mit Furcht. Sie war eine Hexe! Und er war ihrer
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