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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven
Autoren: L. E. Modesitt
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eine Fähigkeit, die du verbergen solltest … und wenn du noch weitere entwickelst, könnte es eines Tages genug sein. Aber genug wozu?
    Er schüttelte den Kopf.
    Als er den ersten Glockenschlag hörte, wusste er, dass er sich beeilen musste, wenn er sich vor dem Abendessen noch waschen wollte.

 
VI
     
    C erryl ließ blinzelnd das Bild im Glas in sich zusammenfallen. Nach wie vor hatten seine Bemühungen, Pullid und Dursus im ‚Spähglas zu beobachten, nichts Brauchbares ergeben. Er hob das Glas auf, das sich im kalten Zimmer warm anfühlte, und verstaute es im Schrank, dann warf er einen Blick zum geschlossenen, verriegelten Fenster. Es konnte nicht schaden, wenn er trotz Wind und Regen ausritt, um mit Triok oder Pastid zu reden. In den letzten zwei Tagen hatte er die Händler nicht zu fassen bekommen. Trioks Frau hatte ihm erklärt, sie erwarte jeden Tag die Rückkehr ihres Mannes, während Pastids Haus stumm und verschlossen war.
    Er zog die Jacke an und verließ das öde Zimmer in der Kaserne, um quer über den Hof zu gehen und sein Pferd zu holen. Der Pferdeknecht nickte nur, als er Cerryl erkannte, und verschwand wortlos im Stall. Cerryl sah sich unterdessen auf dem Hof um. Kleine Pfützen, die gelegentlich von einem dicken Tropfen aufgestört wurden, hatten sich auf dem Pflaster gebildet. Während er wartete, ließ er die Sinne über die Mauern wandern, aber er konnte nur einen Wächter und keine* Spur Chaos entdecken. Dann drehte er sich um und setzte die Überprüfung fort, wie er es fast unablässig tat, seit Shyren ihn vor den Gefahren in Jellico gewarnt hatte. Die größten Gefahren drohen mir vermutlich hier in diesen Mauern.
    »So, da wären wir, Ser Magier.« Der Pferdeknecht führte das Pferd heraus, das wie gewohnt das weiße. und rote Zaumzeug trug.
    Die Straßen Jellicos schienen etwas weniger belebt als beim letzten Ausritt. Cerryl lenkte den Wallach zunächst nach Norden zu Pastids Lagerhaus, aber das Gebäude war wie zuvor stumm und verriegelt.
    Mit einem Seufzen dirigierte Cerryl das Pferd nach Westen zu dem kleinen Hügel, hinter dem Trioks Haus lag. Hin und wieder fielen ein paar Tropfen aus den tief hängenden Wolken, deren dunkelgraue Färbung noch weitaus heftigere Niederschläge anzukündigen schien. Cerryl überprüfte mit Augen und Chaos-Sinnen aufmerksam die Gegend, durch die er ritt. Irgendwo spürte er eine leichte Zunahme der Chaos-Energie. War Jeslek schon so nah? Oder war es etwas anderes?
    Trioks Haus entsprach in etwa dem, was Cerryl sich unter dem Sitz eines Händlers vorgestellt hätte. Ein kleines, schmales Wohngebäude stand direkt neben einem aus Holz gebauten Lagerhaus mit Ziegeldach. Ein muskulöser bärtiger Mann lud Ballen von einem Wagen ab und brachte die Fracht durch die offenen Ladetore des Lagerhauses nach drinnen.
    Cerryl stieg ab und führte den Wallach hinüber. »Kaufmann Triok?«
    »Der bin ich, Ser Magier«, grunzte Triok, der gerade den nächsten Ballen schleppte.
    »Eure Gemahlin hat Euch vielleicht schon mitgeteilt, dass ich Euch seit ein paar Tagen zu erreichen versuche …«
    »Das hat sie mir gesagt, das hat sie gesagt.« Triok richtete sich auf, nachdem er den Ballen abgesetzt hatte, und wandte sich stirnrunzelnd an Cerryl. »Ich möchte wirklich gern wissen, was Ihr Weißen noch von mir wollt. Ich habe alle meine Steuern und Wegezölle bezahlt. Ich fahre zwar nicht oft in Eure Richtung, aber so ist es besser.« Er deutete zur Plakette am Wagen.
    Cerryl nickte. »Ich will Euch nur einige Fragen stellen. Abgesehen von der Plakette zahlt Ihr nur ein einziges Mal Steuern, die von den Männern des Vicomte eingetrieben werden, also von Pullid. Ist das richtig?«
    »So ist es schon seit Jahren. Vor Pullid war Zastor der Steuereintreiber. Wer es vor Zastor war, weiß ich nicht.«
    »Erinnert Ihr Euch noch, dass der Steuersatz früher einmal dem Zehnten entsprochen hat?«
    Triok runzelte die Stirn. »Das ist noch nicht lange her. Drei oder vier Jahre vielleicht. Es war das Jahr, in dem die Räuber Siljir im Pass hinter Passera erwischt haben.«
    »Erinnert Ihr Euch noch, wie der Satz von einem Zwanzigstel auf ein Zehntel heraufgesetzt wurde?«
    Triok lachte. »So alt bin ich nun wirklich nicht, mein junger Ser Magier, nein, so alt bin ich nicht.«
    Cerryl nickte. »Wie findet Ihr die Weißen Hauptstraßen?«
    »Ich mag sie. Der Wegezoll schmeckt mir natürlich nicht so gut, wenn ich das sagen darf.« Triok sah zum grauen Himmel und dann zur Tür des
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