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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch
Autoren: Christopher Moore
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»dem Mann«). Catfish hatte einen Boß, der in der Tat ein fieses altes Weib war, wodurch die Blues-Schraube noch eine Drehung strammer angezogen wurde, und für einen Bluesman mit weniger Mumm in den Knochen wäre dies Anlaß genug gewesen, sich zu erschießen oder sich erschießen zu lassen, irgendwelchen schlechten Fusel aufzutreiben oder seine Gitarre zu Klump zu hauen und sich einen Job in der nächsten Fabrik zu suchen. Doch Catfish hatte nicht nahezu achtzigmal diese elend grausame Sonne umrundet, ohne wenigstens eine Perspektive zu entwickeln, und so machte er sich also auf den Weg zur Apotheke, wie man es ihm gesagt hatte. Er würde sich den fischefickenden weißen Knaben vorknöpfen, dessen zurückgekämmte Haare abstanden wie der Deckel einer Dose Bohnen. Und wenn er das erledigt hatte, würde er das fiese alte Weib dazu bringen, ihm endlich sein Geld auszuzahlen, auf dem sie saß wie eine Geiselnehmerin, um anschließend mit seinem faltigen schwarzen Arsch aus der Stadt zu verschwinden und seinen Liebeskummer auf dem Rücken der grauen Schlange zu pflegen, die immer für ihn da war und immer für ihn dasein würde - die Straße.
    Also schlenderte Catfish wiegenden Schrittes, wie ein gealterter Michael Jackson aus dem Mississippi-Delta (und es schien, als umwaberte ihn dabei der Duft von Sassafras und Tanzbuden), zur Tür des Pine Cove Drug and Gift hinein, was dazu führte, daß die vier blauhaarigen Hühner hinter dem Tresen sich beinahe gegenseitig über den Haufen rannten bei dem Versuch, sich ins Hinterzimmer des Ladens zu verdrücken. Man stelle sich vor: ein Wesen aus dem Reich der Dunkelheit mitten unter ihnen. Was, wenn er ein Fläschchen Afro-Glanzöl verlangte - oder irgendein anderes ethnisch orientiertes Produkt, mit dem sie gänzlich unvertraut waren? Die Rauchmelder würden glatt schmelzen und ein Geheul anstimmen wie sterbende Hexen, bei dem Qualmausstoß, den ihre Gehirne verursachten, wenn sie mit quietschenden Bremsen zum Stillstand kamen. Machen wir den Eindruck, als wären wir auf wilde Abenteuer aus? Ist es damit, daß wir ein Schild mit der Aufschrift »No Habla Espanol« ins Fenster gestellt haben, noch nicht getan? Denn immerhin dokumentieren wir doch damit, daß wir die Existenz von dreißig Prozent der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen, wenn auch in negativem Sinne. Oh, nein, wir werden nicht weichen vom sicheren Pfad, nein danke, und in Ermangelung von Sand, in den wir unsere Köpfe stecken könnten, werden wir uns in die hinteren Räume verziehen.
    Winston Krauss, der hinter seiner Glasscheibe Pseudo- Zolofts zählte, blickte von seiner Tätigkeit auf und sah Catfish den Gang entlangkommen. Augenblicklich bedauerte er, daß er damals kein kugelsicheres Glas hatte einbauen lassen. Andererseits war Winston Krauss ein Mann von Welt, und man kann nicht delphinschänderischen Sexualphantasien nachhängen, ohne sich mit den Gepflogenheiten von Menschen dunkler Hautfarbe vertraut zu machen, denn mit solchen geben sich Delphine nun mal bevorzugt ab, wenn sie sich nicht mit den Cousteaus herumtreiben - jedenfalls war dies der Eindruck, den der Discovery Channel einem vermittelte. Mutig ging der Apotheker dem Besucher entgegen.
    »Willkommen, Brother-Mon, ye«, sagte Winston in seinem besten Insel-Dialekt. »Womit kann ich dir behilflich sein?« Das Ganze war garniert mit einem Begrüßungslächeln, zu dem nur noch die Dreadlocks und ein weißer Sandstrand fehlten, um auf dem Poster eines Reiseveranstalters zu landen.
    Catfish kniff die Augen zusammen, setzte seinen Fedora-Hut ab und strich sich mit einer Hand über die glänzende Glatze. Er machte einen Schritt zurück, drehte den Kopf leicht zur Seite und musterte für einen Augenblick den Apotheker, bevor er sagte: »Paß mal auf, gleich gibt's einen Satz warme Ohren. Ist das klar?«
    »Verzeihung«, sagte Winston und hüstelte, als ob er versuchte, den jamaikanischen Akzent, der sich in seine Kehle verirrt hatte, wieder los zu werden. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Mavis vom Slug hat mich geschickt, damit ich Sie was frage.«
    »Ich bin mit ihrer Krankenakte vertraut«, sagte Winston. »Sie können ihr bestellen, daß sie mich anrufen soll, wenn sie eine Frage hat.«
    »Schon klar, aber sie will Sie nicht anrufen. Sie will, daß Sie zu ihr rüberkommen.«
    Winston rückte seinen Bolo-Tie zurecht. »Ich bedaure, aber Sie müssen ihr ausrichten, daß sie mich anrufen soll. Ich kann das Geschäft nicht verlassen.«
    Catfish
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