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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein
Autoren: Reginald Hill
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eine Ladung Blei ins Gesicht bläst, dann sieht man anders aus als vorher!«
    Pascoe merkte, dass er fast schrie. Himmel, ich sollte eigentlich auch mit ein paar von Dr. Hardistys tröstlichen Pillen in einem von Constable Crowthers tröstlichen Betten liegen.
    »Sir!« Es war Hamblyn, von der Terrassentür. Hinter ihm standen zwei Männer.
    »Mr. French ist da, der Coroner.«
    »Hallo, Superintendent«, grüßte der größere der beiden Männer, die nun in den Garten kamen. Er war über eins achtzig groß, mit eher abgezehrten Gesichtszügen, braun gebrannt, und auf seiner Nase waren die hellen Abdrücke zu sehen, die vom häufigen Tragen einer Brille zeugten. Sein Begleiter war gut zwanzig Zentimeter kleiner, in jeder Hinsicht weniger auffällig, doch sein blasses ovales Gesicht verriet Intelligenz und Charakter. Beide waren sportlich-leger gekleidet, der Untersuchungsrichter French eher in leuchtenden Farben, während der andere gedämpftere Farben trug.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Man sollte meinen, ich wäre der Erste vor Ort, wo ich doch sozusagen Tür an Tür wohne. Aber ich war mitten auf dem Golfplatz, mit Culpepper. Furchtbare Sache. Entsetzlich. Erzählen Sie mir doch gleich alles, was ich wissen muss.«
    Culpepper, dachte Pascoe, als Backhouse und der Coroner gemeinsam ins Haus zurückgingen. Die Schriftführerin des Ausschusses hieß doch Marianne Culpepper. War das ihr Mann?
    Der Mann sagte etwas zu ihm, und seine Worte klangen wie eine Bestätigung. Nichts entging seinen Augen. Er strahlte ruhige Autorität aus, dennoch hatte er das Bedürfnis, seine Anwesenheit zu erklären.
    »Verzeihen Sie, könnten Sie … Sie sind doch von der Polizei, nicht?«
    »Pascoe, Sir. Sergeant Pascoe.«
    »Es ist nicht nur krankhafte Neugier, die mich hierher bringt, Sergeant. Ich wohne ganz in der Nähe. Ich kannte die Leute. Die Hopkins, meine ich. Als Mr. French mir sagte, warum er zurückmüsse, konnte ich’s gar nicht glauben.«
    Er verstummte.
    »Wie nahe wohnen Sie?«, fragte Pascoe. Es fiel ihm leichter, den Polizisten zu spielen, als seine wahre Rolle zu erklären.
    »Ungefähr eine halbe Meile von hier. Da drüben, hinter dem Berg.« Er zeigte in Richtung der Anhöhe, die südlich des Dorfes zu erkennen war.
    »Was ist denn passiert, Sergeant? Stimmt es, dass alle tot sind?«
    »Mrs. Hopkins ist tot, Sir«, erwiderte Pascoe ruhig. »Und Mr. Mansfield und Mr. Rushworth, zwei Gäste, die hier übernachteten.«
    »Mein Gott. Was ist mit Colin, Mr. Hopkins? Und den anderen Gästen?«
    »Den anderen Gästen?«, fragte Pascoe in scharfem Ton.
    »Ja. Gestern Nachmittag, als ich aus dem Büro kam, habe ich Mrs. Hopkins getroffen. So gegen fünf. Ich kann mir nicht vorstellen … Sei’s drum, ich habe sie für heute Abend auf einen Drink eingeladen, aber sie sagte, dass sie das Haus voller Gäste haben würden. Vier, hat sie gesagt. Mindestens.«
    Es war halb sechs gewesen, als Pascoe angerufen hatte, um zu sagen, dass er und Ellie es Freitagabend nicht mehr schaffen würden. Wenn nur dieser Fall nicht dazwischen gekommen wäre … oder Dalziel nicht darauf bestanden hätte … Zwei Leute mehr, und wer auch immer etwas mit einer Doppelflinte hätte anstellen wollen, hätte sehr viel schlechtere Karten gehabt. Wie sich die Frage nach der Schuld doch je nach Bedarf anpassen ließ: so leicht zu übertragen oder zu übernehmen.
    »Kannten Sie Mr. und Mrs. Hopkins schon lange, Sir?«, fragte Pascoe und vermied die Frage nach den Gästen.
    »Nein, zwei, drei Monate erst, eben seit sie Brookside gekauft haben. Sie haben sich so damit geplagt. Das Haus war nämlich in einem miserablen Zustand, als sie es erwarben. Und sie haben Wunder vollbracht, wahre Wunder.«
    Wieder versank er in Schweigen.
    »Mr. Pelman hat ihnen, glaube ich, das Cottage verkauft«, sagte Pascoe.
    »Das stimmt.«
    Etwas in seiner Stimme veranlasste Pascoe, in dieser Richtung weiterzumachen.
    »Hat er selbst hier gewohnt, bevor er das Haus verkauft hat?«
    Culpepper lächelte ein freudloses Lächeln.
    »Nein. Es steht an der Grenze des Grundstücks, das er gekauft hat, als er vor fünf Jahren hergezogen ist. Sein Haus steht auf der anderen Seite des Waldes,
seines
Waldes. Hinter dem war er nämlich in Wirklichkeit her. Eine Arena, in der er seinen Verstand mit dem von allerlei Kleinvieh und Geflügel messen konnte. Wohl leider ein höchst ungleiches Kräftemessen.«
    Hält er mich für zu blöd, um den doppelten Sinn zu
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