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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt
Autoren: Corina Bomann
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mit dem Packen begonnen? Oder wütend mit Sachen um sich geworfen?
    »Sieht aus, als sei hier ein Gewitter hindurchgetobt«, bemerkte ich, als Antoine die Tür wieder schloss.
    »Ich habe etwas gesucht.« Verlegen senkte er den Blick. Ein Wutanfall war untypisch für meinen sanften Bruder. »Ich hatte geglaubt, dass wir ein wenig mehr Zeit haben würden«, setzte er seufzend hinzu.
    Wo waren denn seine kühnen Worte aus der Waschküche hin, dass sie schon längst bei den Kadetten hätten sein sollen?
    »Es wird schon nicht so schlimm werden«, versuchte ich ihn zu trösten. »Immerhin wirst du zu den berühmten Musketieren gehören. Vielleicht sogar zu den Schwarzen, der Leibgarde des Königs. Du wirst mit deinen Fechtkünsten von dir reden machen und die Mädchen werden dir nachlaufen. Kannst du dir mehr wünschen?«
    Antoine sah mich an, als gäbe es einen Wunsch, der noch heißer in ihm brannte. »Ich werde dich zurücklassen müssen. Dich und Maman.«
    »Wir werden ohnehin auf Reisen sein. Bis nach Italien ist es ein ziemlich weiter Weg. Wenn wir zurück sind, hast du bestimmt schon deine blaue Tunika, und in Paris wird jeder über dich reden.«
    Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir das Herz zerreißen würde, von ihm getrennt zu sein.
    Plötzlich legte er seine Hände auf meine Schultern und sah mich eindringlich an. »Versprich mir, dass du stets auf dich achtgeben wirst, was auch immer passiert.«
    »Das müsste ich eher dir sagen«, entgegnete ich verwundert. »Immerhin wirst du all die Duelle ausfechten müssen.«
    »Auch auf dich werden Kämpfe zukommen, Prinzessin. Und wir sind dann nicht mehr da, um dich zu schützen.«
    »Ich weiß mich schon zu wehren. Außerdem, welche Kämpfe sollten das sein? Ich werde noch lange keinen Gemahl nehmen, und wenn doch, wird er nach meiner Pfeife tanzen müssen.«
    Antoine sah mich seltsam an, dann zog er mich in seine Arme und küsste mich auf die Stirn. Ich spürte sein rasendes Herz.
    »Und jetzt geh und leg dich schlafen«, sagte er, als er mich aus seiner Umarmung entließ. »Die Tage, die uns bleiben, wollen wir nutzen.«
    »Dein Arm!«, sagte ich, denn deswegen war ich eigentlich gekommen.
    Antoine streckte ihn mir entgegen. Der Verband war nicht durchgeblutet, brauchte also nicht erneuert zu werden.
    »Hast du noch Schmerzen?«
    Antoine lächelte mir zu. »Sie sind zu ertragen. Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Als ich die Tür seines Gemachs hinter mir schloss, hätte ich schwören können, dass ich ihn weinen hörte.
    Ich war verwirrt. Warum verhielten sich alle so merkwürdig? Papa wollte meine Brüder fortschicken, denen dies offenbar nicht passte, obwohl sie immer davon geträumt hatten, Musketiere zu werden. Maman wollte mit mir nach Italien reisen. Und Antoine weinte.
    Kopfschüttelnd raffte ich meinen Morgenmantel zusammen und huschte durch den Gang. Kurz bevor ich die Tür meines Gemachs erreichte, schnellte eine Hand aus der Dunkelheit und packte mich. Mein Schrei wurde von der zweiten Hand erstickt, dann roch ich weingeschwängerten Atem.
    »Seid still, Mademoiselle«, flüsterte Blanchet eindringlich. Seine Weinfahne schlug mir sauer ins Gesicht. »Ich will Euch nichts tun. Ich will Euch nur noch einmal anschauen, bevor ich dieses Haus verlasse. Bitte!«
    Mir wurde übel. Warum hatte ich meinen Degen nicht dabei? Blanchet hatte offenbar den Verstand verloren. Warum sonst wollte er mich schon wieder ansehen? Hatte er das denn nicht schon den ganzen Abend über getan?
    Langsam nahm er die Hand herunter. Ich wollte zunächst schreien, um Papa und meine Brüder zu rufen, doch etwas in den seltsamen grauen Augen des Mannes brachte mich davon ab. Er sah mich beinahe flehend an, als hinge sein Leben von der Erfüllung seiner Bitte ab.
    Wie erstarrt stand ich vor ihm.
    »Ihr seid wahrlich die Tochter Eurer Mutter«, murmelte er, während er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. »Wollen wir hoffen, dass Euch in Eurem Leben weiterhin Glück beschieden sein wird.«
    Diese Worte ließen mich frösteln. Wollte er damit etwa andeuten, dass dem nicht so wäre? Dass ich nicht glücklich sein würde? Was hatte ihm mein Vater erzählt, als er mit ihm allein gewesen war?
    »Was meint Ihr damit?«
    »Nur das, was ich Euch sage. Gebt auf Euch acht, Comtesse. Ich wünsche Euch eine gute Reise.«
    Diese Worte verwirrten mich noch mehr. Doch bevor ich eine Erklärung von Blanchet verlangen konnte, ergriff dieser meine Hand und drückte einen Kuss
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