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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Jacqueline Navin
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Sohn wird eine feste Hand brauchen, die ihn durchs Leben führt. Lassen Sie es mich ganz klar formulieren, Miss Wembly: Ich suche nicht nach einer angenehmen Gefährtin für meine letzten Tage auf Erden, sondern nach einer geeigneten Mutter für mein Kind."
    Dass er so beiläufig von seinem eigenen Tod sprach, war ernüchternd. Es war also die Wahrheit.
    „Sie werden hier lediglich zu Ihrer Eignung als Mutter meines Sohnes befragt, nicht mehr und nicht weniger."
    Besorgt über diese Bemerkung, fragte sie: „Was, wenn das Kind ein Mädchen wird?" „Sie wird dennoch mit meinem Vermögen bedacht werden."
    „Und was, wenn kein Kind gezeugt wird?"
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht, ein schmerzvoller Ausdruck. „Das wäre bedauerlich, aber wir können nicht alles bestimmen, nicht wahr? Wir können nur unser Bestes tun und alles andere dem Allmächtigen überlassen. Was mich auf das recht heikle Thema des Zeugungsaktes bringt."
    Das Wort ließ sie auffahren, und ein leiser Schrei der Überraschung entfuhr ihr. Beschwichtigend hob der Earl die Hände. „DasThema muss angesprochen werden. Ich muss wissen, ob der Gedanke daran, mein Bett zu teilen, Ihnen nicht - wie soll ich es ausdrücken? - widerwärtig ist. Dies, so habe ich mir sagen lassen, beeinflusst die Empfängnis ungünstig."
    Plötzlich wurde sie sich der Wölbungen über ihrem Dekollete nur allzu bewusst. Ihr Blick fiel auf seine Hände. Sie waren groß und schwielig. Wie, um Himmels willen, kommt ein Aristokrat zu derart schwieligen Händen? überlegte sie, und dann fragte sie sich, wie es sich anfühlen mochte, von ihm berührt zu werden, so wie ein Mann seine Ehefrau berührte. Er war sicherlich kein sanfter Mann. Sich ihm auf diese Weise zu unterwerfen - nun, sie vermutete, es könnte unangenehm werden. Dennoch rauschte ihr das Blut in den Adern, und eine sanfte Röte überzog ihre Wangen, als sie an diese Möglichkeit dachte und ihm dabei ins Gesicht blickte.
    Sie war dankbar, dass er ihre Verwirrung nicht weiter beachtete und, ohne eine Antwort abzuwarten, fortfuhr: „Es muss offen gesagt werden, dass, da dies für uns beide nur eine Vernunftehe ist, von getrennten Schlafzimmern und andauernder Keuschheit nicht die Rede sein kann. Und bis zu meinem Tod werden Sie auch keine
    Liebhaber nehmen, weder diskret noch offenkundig. Sind Sie einverstanden, Miss Wembly?"
    Sie zuckte zusammen, als seine Stimme bei der Erwähnung möglicher Liebhaber lauter wurde. Kühl antwortete sie: „Mylord, ich versichere Ihnen, dass ich über die Art, wie Kinder gezeugt werden, unterrichtet bin. Ich hätte Sie nicht mit meinem Besuch behelligt, wenn ich mich derartigen Vorgängen nicht unterziehen wollte, darum wissend, dass es von großer Wichtigkeit ist, vor Ihrem Tod ein Kind von Ihnen zu empfangen."
    Er musterte sie nachdenklich. „Sie sagen, Sie wissen über den Zeugungsakt Bescheid. Ich muss leider darauf bestehen, zu erfahren, ob Sie noch Jungfrau sind." Errötend erklärte sie: „Ich sagte, ich wüsste über die Art Bescheid, wie Kinder entstehen, nicht, dass ich derlei erprobt hätte. Ja, Mylord, ich bin noch Jungfrau." „Gut", erwiderte er, „denn Sie verstehen, dass ich nicht erfreut wäre, wenn das Kind eines anderen Mannes der Empfängnis meines Samens entgegensteht. Bleibt noch zu fragen, ob Sie sich guter Gesundheit erfreuen."
    „Ja, Mylord."
    „Gibt es Fälle von Wahnsinn in Ihrer Familie?"
    „Nein, Mylord."
    „Ich werde eine ausführliche Familiengeschichte benötigen. Aber machen Sie sich keine Umstände, ich lasse zu diesem Zwecke eigens einen Mann abstellen. Sie bitte ich lediglich, ihn bei seinen Forschungen zu unterstützen."
    Das waren gute Neuigkeiten. Ihre Ahnen waren weitaus glorreicher als ihre gegenwärtige Familie, und das würde sicher zu ihren Gunsten gewertet werden. Sie hoffte nur, dass er nicht zu intensiv forschte und etwas über James herausfand.
    Er fuhr fort: „Ich muss ein weiteres delikates Thema anschneiden. Sind die Frauen in Ihrer Familie krankheitsanfällig? Sind sie normalerweise fruchtbar? Haben sie, was die Mediziner gemeinhin als ,breites Becken' bezeichnen?"
    Caroline zuckte nicht mit der Wimper. Da er nur nach der Gesundheit der Frauen in ihrer Familie gefragt hatte, konnte sie ehrlich antworten: „Nein, ja. Und ..." Da erst dämmerte ihr, was er zuletzt gefragt hatte. Hatte er sie tatsächlich nach ihrem Becken gefragt? „Ich - ich weiß nicht." Sie verstummte und kämpfte gegen die Erniedrigung, die sie
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